Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
mit Ian Thomas gechattet. Spencer hatte auch gestern Abend im Chat nach ihm gesucht, weil sie mit ihm über das Feuer sprechen wollte, aber er war nicht online gewesen.
Spencer hatte den Verdacht, dass Melissa Ian ebenfalls für unschuldig hielt – als Ian verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde, hatte sie gesagt, er verdiene es nicht, lebenslänglich im Gefängnis zu schmoren. Sie hatte sogar zugegeben, dass Ian sie aus dem Gefängnis angerufen hatte. Ihre Schwester hatte letzte Woche ihre Sachen so hektisch
gepackt, dass Spencer sich fragte, ob Melissa aus den gleichen Gründen wie Ian aus Rosewood verschwinden wollte – weil sie zu viel darüber wusste, was Ali widerfahren war.
Melissa ließ den Motor an. Das Radio plärrte los und sie schaltete es schnell aus. »Ich bin wieder da, weil ich gehört habe, dass du nur knapp dem Tod entronnen bist. Das ist doch wohl klar. Und ich wollte mit eigenen Augen sehen, was das Feuer angerichtet hat. Schrecklich, was? Der Wald, die Windmühle … sogar die Scheune. Und meine ganzen Sachen.«
Spencer ließ den Kopf hängen. Melissa hatte während ihrer gesamten Highschoolzeit in der Scheune gewohnt. Sie hatte dort tonnenweise Jahrbücher, Tagebücher, Erinnerungsstücke und Klamotten gelagert.
»Mom hat mir auch das mit dir erzählt.« Melissa parkte rückwärts aus und fuhr dabei beinahe einen CNN-Kameramann um, der die Vorderseite der Schule filmte. »Die … Leihmuttersache. Wie geht’s dir?«
»Es war ein ziemlicher Schock«, sagte Spencer achselzuckend. »Aber es war gut, dass sie mir endlich alles erzählt haben. Ich bin froh, dass ich es endlich weiß.«
»Na ja, okay.« Sie fuhren an der Journalismus-Scheune und am Lehrerparkplatz vorbei. Hier standen wesentlich ältere und bescheidenere Autos als auf dem Schülerparkplatz. »Es wäre aber trotzdem gut gewesen, wenn du nicht gesagt hättest, die Idee mit der Adoption sei von mir gekommen. Mom hat mich deshalb echt fertiggemacht. Sie
war unerbittlich.« Spencer fühlte heiße Wut in sich aufsteigen. Du Arme, hätte sie am liebsten geätzt. Als ob das mit der Tortur zu vergleichen wäre, die Spencer durchgemacht hatte.
Sie hielten hinter einem Jeep Cherokee voller breitschultriger Jungs mit Baseballkappen. Spencer schaute ihre Schwester lange an. Melissas Haut wirkte dünn wie Pergament, sie hatte einen Pickel auf der Stirn und die Sehnen an ihrem Hals traten so stark hervor, als presse sie die Kiefer fest zusammen. Letzte Woche hatte Spencer eine Person, die Melissa verdächtig ähnlich sah, im Wald hinter ihrem Haus nach etwas suchen sehen. Ganz in der Nähe der Stelle, an der sie Ians Leiche gefunden hatten. Aria hatte Ians Ring kurz vor dem Ausbruch des schrecklichen Feuers im Wald gefunden – hatte Melissa etwa danach gesucht?
Aber bevor Spencer sie fragen konnte, klingelte ihr Handy. Sie machte ihre Handtasche auf, zog es heraus und las. Nimm dir morgen schulfrei, stand in der SMS. Lass uns einen Wellnesstag einlegen. Ich lade dich ein. Mom.
Spencer quietschte vor Freude laut. »Mom und ich legen morgen einen Wellnesstag ein!«
Melissa wurde blass. Auf ihrem Gesicht zeigten sich gleichzeitig die verschiedensten Gefühle. »Ehrlich?« Sie klang ungläubig.
»Jawoll!« Spencer tippte: Ja! Wundervoll!, und schickte die SMS ab.
Melissa grinste schief. »Will sie jetzt deine Liebe kaufen?«
»Nein«, sagte Spencer empört. »So ist das nicht.«
Die Ampel sprang auf Grün und Melissa stieg aufs Gas. »Also haben wir die Rollen getauscht«, sagte sie leichthin und fuhr schnell um die Ecke. »Jetzt bist du Moms Liebling und ich die Ausgestoßene.«
»Was meinst du damit?«, fragte Spencer und beschloss, einfach zu ignorieren, dass Melissa sie im Prinzip gerade als Ausgestoßene bezeichnet hatte. »Wieso kommt ihr nicht miteinander klar?«
Melissa bewegte den Kiefer, bis das Gelenk knackte. »Vergiss es.«
Spencer überlegte, ob sie das Thema unter den Tisch fallen lassen sollte – Melissa war oft ziemlich melodramatisch. Aber ihre Neugierde war zu stark. »Was ist passiert?«
Sie fuhren an Boutiquen und der historischen Altstadt von Rosewood vorbei – ein paar alten Gebäuden, in denen sich Kerzengeschäfte, Schönheitssalons und Maklerbüros befanden. Melissa seufzte laut auf. »Bevor Ian verhaftet wurde, kam Wilden zu uns und hat uns jede Menge Fragen über die Nacht gestellt, in der Ali verschwunden ist. Er fragte uns, ob wir die ganze Zeit zusammen gewesen seien, ob uns etwas Komisches
Weitere Kostenlose Bücher