Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
Grinsen im Gesicht.
»Noel?«, prustete Aria. Noel Kahn war der beste Freund ihres Bruders, der typischste Rosewood-Junge, den sie je gesehen hatte. Und der Letzte, den sie je an einem solchen Ort erwartet hätte. In der sechsten und siebten Klasse, als Beliebtheit für sie noch etwas gezählt hatte, war Aria ziemlich verknallt in Noel gewesen – aber natürlich hatte der nur Augen für Ali gehabt. Alle Jungs waren in Ali verschossen gewesen. Als Aria dann aus Island zurückgekommen war, hatte Noel ihr ironischerweise sofort Avancen gemacht. Plötzlich fand er sie nicht mehr schräg, sondern exotisch. Vielleicht war ihm aber auch nur aufgefallen, dass sie endlich einen Busen hatte.
»Na, so ein Zufall«, sagte Noel gedehnt. Er schlenderte zum Tresen und schrieb seinen Namen unter ihren auf die Teilnehmerliste.
»Du gehst zu einer Séance?«, quiekte Aria ungläubig. Noel nickte und studierte ein Set Tarotkarten, auf dessen Rückseite eine halb nackte Hexe abgebildet war. »Séancen sind cool. Hast du dir mal die Texte von Led Zeppelin angehört? Sie waren vom Totenreich richtig besessen. Ich habe gehört, sie haben sich von Satanisten zu ihren Liedern inspirieren lassen.«
Aria starrte ihn an. Noel und Mike waren seit Neuestem von Led Zeppelin besessen. Erst vorgestern hatte Mike Byron gefragt, ob er Led Zeppelin IV auf Platte habe – er wolle sich »Stairway to Heaven« rückwärts anhören und nach geheimen Botschaften suchen.
»Und jetzt bist ja du da, also hat mir die Séance schon
eine scharfe Braut näher gebracht.« Noel kicherte lüstern. »Und wenn hier alles gut läuft, kommst du ja vielleicht zu meiner Whirlpool-Party am Donnerstag.«
Aria hatte das Gefühl, von einer Horde Blutegel befallen zu werden. Die Schädel-Talismane auf einem Regal neben ihr starrten sie höhnisch an. Hinter dem Tresen lächelte der Verkäufer so wissend, als habe er ein Geheimnis. Was machte Noel wirklich hier? Hatte ihn ein Journalist auf sie angesetzt und bezahlte ihn dafür, dass er ihr nachstellte? Vielleicht hatten sich auch die Lacrosse-Jungs mal wieder einen Streich ausgedacht. In der sechsten Klasse war Aria von Jungs und Mädchen gleichermaßen fies gehänselt worden, bis Ali sie in ihre exklusive Clique aufnahm.
Noel hob eine phallusförmige violette Kerze hoch und stellte sie wieder ab. »Ich schätze mal, du bist wegen Ali hier, stimmt’s?«
Der Patschuli-Gestank ließ Arias Nasennebenhöhlen zuschwellen. Sie schwieg achselzuckend.
Noel musterte sie aufmerksam. »Habt ihr sie wirklich im Wald gesehen?«
»Das geht dich überhaupt nichts an«, zischte Aria und sah sich nach versteckten Kameras oder zwischen den Nelkenzigaretten verborgenen Journalisten um. Eine solche Frage hätte ihr auch ein Reporter aus Rosewood stellen können.
»Okay, okay«, sagte Noel beschwichtigend. »Ich wollte dich nicht ärgern.«
Der Verkäufer knallte sein Buch zu.
»Das Medium sagt, ihr könnt jetzt reingehen«, verkündete er und schob einen Perlenvorhang hinter sich zur Seite.
Aria schaute auf den Vorhang, dann auf Noel. Warteten im Hinterzimmer ein paar Typische-Rosewood-Jungs zwischen Kartons auf sie, bereit, herauszuspringen, sie zu fotografieren und die Bilder dann ins Netz zu stellen? Der Verkäufer sah sie auffordernd an, also biss Aria die Zähne zusammen, ging durch den Durchgang in das dunkle Hinterzimmer und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
Noel setzte sich neben sie und zog seinen Mantel aus. Aria wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Sie sah ihn unauffällig an. Es war offensichtlich, warum so viele Mädchen mit Noel ausgehen wollten – er hatte dunkles, lockiges Haar, Schlafzimmeraugen und einen hochgewachsenen, sportlichen Körper. Sein Atem roch nach Pfefferminzdrops. Von mir aus. Selbst wenn er aus vollkommen legitimen Gründen hier sein mochte, ihr Typ war er deshalb noch lange nicht. Seine perfekt sitzenden dunklen Jeans stammten offensichtlich aus einer Designerboutique und für Arias Geschmack war er viel zu geschniegelt. Auf seinem Gesicht war nicht einmal ein Millimeter Bartschatten zu sehen.
Aria sah sich stirnrunzelnd im Hinterzimmer des Okkultismus-Ladens um. Die einzigen Lichtquellen hier waren eine nackte Glühbirne, die von der Decke hing, und eine stinkende Kerze in der Ecke. Große Pappkartons ohne Beschriftung stapelten sich in den Regalen und neben dem
Notausgang stand ein riesiges, rechteckiges Holzungetüm, das verdächtig nach einem Sarg aussah.
Noel folgte
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