Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
ihrem Blick. »Jepp, das ist ein Sarg«, sagte er. »Manche Leute kaufen sich zum Spaß einen. Sie stehen darauf, tot zu spielen.«
»Woher weißt du das?«, fragte sie verblüfft.
»Ich weiß mehr, als du denkst.«
Noels blendend weiße Zähne leuchteten im Halbdunkel und Aria erschauerte.
Der Perlenvorhang teilte sich erneut und zwei weitere Teilnehmer schlurften ins Zimmer und setzten sich. Ein alter Mann mit dünnem Oberlippenbart und eine Frau, die vielleicht Mitte dreißig sein mochte. Ihr Alter war schwer einzuschätzen, da sie ein Kopftuch und eine große Sonnenbrille trug. Als Letztes kam ein junger Mann in den Raum. Er trug einen Samtumhang und hatte sich einen Schal um den Kopf gewickelt. An seinem Hals baumelten Amulette und Perlenketten und er trug eine Schale mit Trockeneis, das den Raum noch mehr vernebelte.
»Seid gegrüßt«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Mein Name ist Equinox.«
Aria unterdrückte ein Kichern. Equinox? Also bitte! Aber neben ihr lehnte sich Noel mit gespannter Aufmerksamkeit nach vorn. Equinox hob die Handflächen in Richtung Decke. »Um die Geister zu rufen, die ihr alle sucht, müsst ihr die Augen schließen und euch gemeinsam konzentrieren. «
Er begann zu summen. Die anderen Teilnehmer – auch
Noel – fielen ein. Das kalte Metall von Arias Stuhl drang durch ihre Hosenbeine und sie begann, an den Füßen zu frieren. Heimlich öffnete sie ein Auge und sah sich um. Alle hatten sich nach vorne gebeugt, der alte Mann und die Frau mit dem Kopftuch hielten sich an den Händen. Plötzlich prallte Equinox zurück, als hätte eine unsichtbare Macht ihn geschubst. Aria begann zu zittern, die Luft war stickig. Dann fasste sie sich ein Herz und summte ebenfalls.
Lange war außer dem Summen kein Geräusch zu hören, nur die Heizungsrohre knarrten leise. Im oberen Stockwerk lief jemand herum. Patschulischwaden drangen aus dem Verkaufsraum herein und erfüllten das Hinterzimmer mit ihrem süßlichen, durchdringenden Duft. Aria spürte eine federleichte Berührung an der Wange. Sie zuckte zurück und riss die Augen auf. Aber sie sah nichts.
»Guuuuuuut«, säuselte Equinox. »Okay, ihr könnt die Augen öffnen. Ich spüre, dass jemand bei uns ist. Jemand, der einem Teilnehmer sehr nahesteht. Hat einer von euch eine Freundin verloren?«
Aria erstarrte. Ali war doch sicherlich nicht hier … oder?
Schrecklicherweise kam das Medium direkt zu Aria und kauerte sich vor ihr nieder. Sein Ziegenbart endete in einer scharfen Spitze und er roch leicht nach Haschisch. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten sie an, ohne zu blinzeln. »Du bist es«, sagte er mit leiser Stimme, den Mund dicht an ihrem Ohr.
»Äh«, flüsterte Aria. Ihr standen die Haare zu Berge.
»Du hast eine besondere Freundin verloren, richtig?«, fragte das Medium feierlich.
Das Zimmer war still. Arias Herz begann schneller zu schlagen. »Ist sie … hier?« Sie sah sich um und erwartete fast, das Mädchen, das sie aus dem Feuer gerettet hatte, zu sehen, im Sweatshirt, mit rußverschmiertem Gesicht.
»Sie ist nahe«, versicherte ihr das Medium. Er legte die Fingerspitzen aneinander und spannte die Kiefermuskeln an, als sei er in tiefer Konzentration versunken. Sekunden vergingen, das Zimmer schien dunkler zu werden. Aria spürte das Blut in ihren Ohren rauschen. Ihre Finger begannen zu zittern, als spürten sie fremde Schwingungen. Alis Schwingungen.
»Sie sagt mir gerade, dass sie alles über dich wusste«, sagte Equinox beinahe neckend.
Aria zitterte vor Angst – und Hoffnung. Das klang wirklich nach Ali. »Wir waren gute Freundinnen.«
»Aber du mochtest es nicht, dass sie alles über dich wusste«, korrigierte Equinox. »Das hat sie auch gewusst. «
Aria keuchte auf. Jetzt zitterten ihre Beine im Gleichklang mit ihren Fingern. Noel rutschte auf seinem Stuhl herum. »Wirklich?«
»Sie wusste viele Dinge«, flüsterte Equinox. »Sie wusste, dass du sie loswerden wolltest. Das hat sie sehr traurig gemacht. Vieles hat sie traurig gemacht.«
Aria legte sich die Hand auf den Mund. Alle anderen Teilnehmer starrten sie an. Sie konnte das Weiße ihrer
weit aufgerissenen Augen sehen. »Ich wollte sie nicht loswerden«, quietschte sie.
Equinox legte den Kopf in den Nacken, als könne er Ali so besser sehen. »Sie verzeiht dir. Sie weiß, dass sie auch nicht fair zu dir war.«
»Ehrlich?«, stammelte Aria. Sie drückte die Hände auf die Knie, um ihr Zittern zu stoppen. Natürlich stimmte das. Ali war
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