Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
etwas, was Hannas Gefühle für ihren Dad noch mehr verwirrte: Er schaute Kate, die immer noch in der Küche herumlungerte und wahrscheinlich jede Sekunde dieses Schauspiels genoss, mit strengem Blick an und sagte, falls irgendjemand an der Schule erfahren sollte, dass Hanna in der Klinik war, würde er ihr die Schuld dafür geben. Hanna war darüber so entzückt, dass sie nicht einmal darauf hinwies, dass A. es wahrscheinlich ohnehin verraten würde, falls Kate das nicht tat.
Hannas Vater fuhr die Auffahrt zur Klinik hinauf. Isabel rutschte in ihrem Sitz hin und her. Hanna strich über die beiden Stoffstücke der Zeitkapsel-Flagge, die sie sorgfältig in ihrer Handtasche verstaut hatte. Eines hatte früher Ali gehört, das andere hatte sie letzte Woche in der Kaffeebar der Rosewood Day gefunden. Sie hatte nicht vor, die beiden Stofffetzen aus den Augen zu lassen. Mike reckte den Hals und versuchte, einen Blick auf das Sanatorium zu erhaschen. Im Gegensatz zu Kate musste Hanna sich bei Mike keine Sorgen darüber machen, dass er auch nur ein Wort über ihren Aufenthalt hier verlor – sie hatte ihm damit gedroht, er dürfe dann nie wieder ihre Brüste berühren.
Sie fuhren in einen runden Hof. Ein majestätisches weißes Gebäude mit griechischen Säulen und kleinen Terrassen im zweiten und dritten Stock erhob sich vor ihnen. Es erinnerte mehr an das Herrenhaus eines Eisenbahnmagnaten als an ein Krankenhaus. Mr Marin schaltete den Motor aus, er und Isabel drehten sich um. Hannas Dad versuchte zu lächeln. Isabel hatte immer noch den gleichen mitleidigen Gesichtsausdruck wie schon seit Tagesbeginn, die Lippen geschürzt. »Es sieht toll aus«, versuchte sie und deutete auf die Bronzeskulpturen und sorgfältig gestutzten Formschnitthecken beim Eingang. »Wie ein Palast!«
»Stimmt«, nickte Mr Marin und schnallte sich ab. »Ich hole deine Sachen aus dem Kofferraum.«
»Nein«, schnappte Hanna. »Ich will nicht, dass du mit reinkommst, Dad. Und sie will ich auf keinen Fall dabeihaben. « Sie nickte in Richtung Isabel.
Mr Marin runzelte die Stirn. Wahrscheinlich würde er gleich sagen, Hanna müsse ein bisschen mehr Respekt vor Isabel haben, schließlich werde die bald ihre Stiefmutter sein, blablabla.
Aber Isabel legte ihm ihre orangefarbene Hexenhand auf den Arm. »Ist schon okay, Tom. Ich verstehe das.« Was Hanna nur noch mehr das Gesicht verziehen ließ.
Sie schoss aus dem Auto und hievte ihre Koffer aus dem Wagen. Sie hatte fast alle ihre Kleider mitgenommen – nur weil sie in einem Krankenhaus war, musste sie noch lange nicht in Pyjama und Crocs herumlaufen. Mike stieg ebenfalls aus, stellte die Koffer auf einen großen, kantigen Gepäckwagen und schob ihn in die Einrichtung.
Die Eingangshalle war ein großer Saal mit Marmorfußboden, der nach der Mandarinenseife roch, die Hanna auf ihrem Nachttisch liegen hatte. An den Wänden hingen große moderne Gemälde, in der Mitte plätscherte ein Springbrunnen und am hinteren Ende stand ein großer steinerner Tisch. Die Damen an der Rezeption trugen weiße Laborkittel wie die Beauty-Experten bei Kiehl’s, und auf weizenfarbenen Sofas saßen junge, attraktive Menschen und unterhielten sich lachend.
»Das sieht nicht aus wie Alcatraz«, sagte Mike und kratzte sich am Kopf.
Hannas Blick schoss im Raum umher. Okay, die Lobby war nett, aber das musste eine Fassade sein. Diese Leute waren wahrscheinlich extra gemietete Schauspieler wie das Shakespeare-Ensemble, das Spencers Eltern an ihrem
dreizehnten Geburtstag gemietet hatten, um auf der Party Ein Sommernachtstraum aufzuführen. Sicherlich waren die echten Patienten irgendwo weiter hinten im Haus versteckt, wahrscheinlich in Hundekäfigen aus Drahtgeflecht.
Eine blonde Frau mit einem kabellosen Headset und einem salbeigrünen Etuikleid unter dem offenen weißen Kittel kam zu ihnen geeilt. »Hanna Marin?« Sie streckte die Hand aus. »Ich bin Denise, deine Concierge. Wir freuen uns auf deinen Aufenthalt bei uns.«
»Schön für Sie«, gab Hanna zurück. Sie hatte nicht vor, der Frau in den Hintern zu kriechen und zu sagen, dass sie sich ebenfalls freute. Sie freute sich nicht.
Denise wandte sich Mike zu und lächelte entschuldigend. »Leider dürfen Besucher nicht weiter ins Haus gehen. Ihr müsstet euch hier verabschieden. Ich hoffe, das ist okay.«
Hanna packte Mikes Hand. Sie wünschte, er wäre ein Teddybär, den sie einfach mit reinnehmen könnte. Mike zog Hanna beiseite. »Hör zu.« Er senkte die Stimme
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