Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
Meinung, du hättest dich stärker einbringen können. Zum Beispiel damals, als Alison statt deiner den Platz in der Auswahl-Hockeymannschaft bekommen hat. Du hast das einfach akzeptiert. Eigentlich warst du doch eine Kämpferin. Und den Platz hattest du auf jeden Fall mehr verdient als sie.«
Im Restaurant roch es auf einmal nach frittierten Süßkartoffeln.
Drei Kellner kamen im Gänsemarsch aus der Küche, der vorderste trug ein Stück Kuchen für eine vornehme Dame mit grauem Haar, die ein paar Tische weiter saß. Sie sangen ihr ein Geburtstagsständchen. Spencer fuhr sich mit der Hand über den Nacken, der ein bisschen verschwitzt war. Sie hatte jahrelang gehofft, irgendwann werde mal jemand laut sagen, dass Alison gar nicht so toll gewesen war, aber jetzt fühlte sie sich nur schuldig und hätte sie am liebsten verteidigt. Hatte Melissa recht gehabt und ihre Mom hatte Ali wirklich nicht gemocht? Das fühlte sich an wie eine Kritik an Spencer selbst. Schließlich war Ali ihre beste Freundin gewesen, und Melissas Freundinnen hatte Mrs Hastings immer gemocht.
»Na ja«, sagte Mrs Hastings, als die Kellner fertig gesungen hatten, und verschränkte ihre langen Finger. »Ich fürchtete, du würdest dich mit dem zweiten Platz zufriedengeben, also habe ich dir mehr Druck gemacht. Inzwischen ist mir klar, dass es mir dabei mehr um mich als um dich ging.« Sie schob sich eine helle Haarsträhne hinters Ohr.
»Was meinst du damit?«, fragte Spencer und griff nach der Tischplatte.
Mrs Hastings’ Blick fixierte den großen Magritte-Druck auf der anderen Seite des Speisesaals. »Ach, ich weiß nicht, Spence. Vielleicht müssen wir das ja nicht jetzt besprechen. Ich habe das noch nicht einmal deiner Schwester erzählt.«
Eine Kellnerin ging mit einem Tablett voller Waldorfsalate
und Focaccias an ihnen vorbei. Vor dem Bistro standen zwei Frauen mit MacLaren-Kinderwagen, die sich lachend unterhielten.
Spencer beugte sich vor, ihr Mund war trocken und in ihrem Magen formte sich ein harter Knoten. Es gab also doch ein Geheimnis, genau wie A. gesagt hatte. Spencer hoffte nur, dass es nichts mit Ali zu tun hatte. »Ist schon okay«, sagte sie tapfer. »Du kannst es mir sagen.«
Mrs Hastings kramte einen Chanel-Lippenstift aus der Tasche, zog ihre Lippen nach und lockerte dann ihre Schultern. »Du weißt ja, dass dein Dad in Yale Jura studiert hat«, begann sie. Spencer nickte. Ihr Dad spendete jedes Jahr pflichtbewusst für die juristische Fakultät und trank seinen Kaffee am liebsten aus seiner Yale-Tasse. Bei der alljährlichen Weihnachtsparty der Familie trank er immer zu viel Eierpunsch und sang mit seinen alten Freunden von der Uni das Yale-Kampflied »Boola Boola«.
»Nun, ich habe auch in Yale Jura studiert«, sagte Mrs Hastings. »Ich habe deinen Vater dort kennengelernt.«
Spencer hielt sich die Hand vor den Mund. Hatte sie richtig gehört? »Ich dachte, ihr hättet euch auf Martha’s Vineyard kennengelernt«, quiekte sie.
Ihre Mutter lächelte wehmütig. »Wir hatten auf dieser Party unser erstes Date. Aber kennengelernt haben wir uns in der ersten Woche an der Uni.«
Spencer faltete die Serviette auf ihrem Schoß zusammen, dann wieder auseinander. »Warum weiß ich nichts davon?«
Eine Kellnerin kam an den Tisch und reichte Spencer und ihrer Mom die Karten. Als sie wieder davongeschwebt war, fuhr Mrs Hastings fort: »Weil ich die Uni nicht abgeschlossen habe. Nach meinem ersten Jahr war ich mit Melissa schwanger. Nana Hastings fand es heraus und verlangte, dass dein Vater und ich heiraten. Wir haben dann entschieden, dass ich Yale ein paar Jahre auf Eis lege und mich um das Baby kümmere. Ich wollte später weiterstudieren …«
Ein Ausdruck, den Spencer nicht deuten konnte, huschte über das Gesicht ihrer Mutter. »Wir ließen das Datum auf dem Ehevertrag ändern, weil wir nicht wollten, dass es wie eine Zwangsheirat aussah.« Sie schob sich wieder das Haar hinter die Ohren. Ein BlackBerry piepte zwei Tische weiter, ein Mann an der Bar lachte laut auf. »Ich stand voll hinter meiner Entscheidung, aber ich hatte auch unbedingt Anwältin werden wollen. Ich weiß, dass ich nicht kontrollieren kann, wie dein Leben sich entwickelt, Spencer. Aber ich wollte dafür sorgen, dass dir alle Möglichkeiten offenstehen. Deshalb war ich immer so streng zu dir … wegen deiner Noten, wegen der Goldenen Orchidee, wegen des Sports. Aber es tut mir leid. Das war dir gegenüber nicht fair.«
Spencer starrte ihre Mutter
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