Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
drehte sich langsam eine Windmühle. Die eiskalte Luft roch nach frisch gebackenem Brot.
Emily schaute mit zusammengekniffenen Augen über die weit entfernten verschneiten Maisfelder. Beobachtete A. sie gerade? Sie hob die Hand und klopfte dreimal an die Tür. Ihre Nerven lagen blank. Bitte, lass Ali da sein, sagte sie sich wieder und wieder.
Es knarrte, dann knallte es. Eine Gestalt schlüpfte aus der Hintertür und verschwand zwischen den Maisstauden. Es war ein Junge in Emilys Alter, der einen Daunenparka, Jeans und leuchtend blau-rote Turnschuhe trug. Er rannte, ohne sich umzusehen, so schnell er konnte, über die Felder davon.
Emilys Herz klopfte wie wild. Einen Moment später öffnete sich die Haustür. Ein junges Mädchen stand im Türrahmen. Sie trug ein ähnliches Kleid wie Emily und ihre braunen Haare waren zu einem straffen Knoten zusammengefasst. Ihre Lippen waren so rot, als seien sie gerade geküsst worden. Sie musterte Emily wortlos, mit abfälligem Gesichtsausdruck. Emilys Magen hob sich vor Enttäuschung.
»Äh, hi, mein Name ist Emily Stoltzfuß«, platzte sie heraus, genau wie A. es angeordnet hatte. »Ich komme aus Ohio. Bist du Lucy?«
Das Mädchen sah überrascht aus. »Ja«, sagte sie langsam.
»Bist du wegen Marys Hochzeit am Wochenende hier?«
Emily blinzelte. Von einer Hochzeit hatte A. nichts gesagt. Konnte es sein, dass Alis neuer Amisch-Name Mary war? Vielleicht wurde sie zur Hochzeit gezwungen und A. hatte Emily hierhergeschickt, um sie in letzter Minute zu retten. Aber Emilys Rückfahrkarte war auf Freitagnachmittag ausgestellt, denn dann kam auch die Jugendgruppe aus Boston zurück. Sie konnte auf keinen Fall bis zur Hochzeit bleiben, die wahrscheinlich Samstag stattfinden würde, denn dann würden ihre Eltern Verdacht schöpfen. »Äh, ich soll bei den Vorbereitungen helfen«, sagte sie. Hoffentlich klang das nicht total bescheuert.
Lucy schaute auf etwas hinter Emily. »Da kommt Mary gerade. Willst du sie begrüßen?«
Emily folgte ihrem Blick. Aber Mary war viel kleiner und stämmiger als das Mädchen, das Emily vor ein paar Tagen im Wald gesehen hatte. Ihr schwarzes Haar war ebenfalls zu einem Knoten gerollt, was ihre Pausbacken betonte. »Ach, ist schon okay«, sagte Emily niedergeschlagen. Ihr Herz hüpfte auf und ab wie ein Jo-Jo. Sie wendete sich wieder Lucy zu und betrachtete ihr Gesicht. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst, als wolle sie ein Geheimnis bewahren.
Sie öffnete die Tür weiter und ließ Emily ins Haus. Sie gingen in den Wohnraum. Er war groß und quadratisch und wurde nur durch eine Gaslaterne in der Ecke erleuchtet. Handgefertigte Holzstühle und Holztische standen an
den Wänden aufgereiht. Auf einem Bücherregal in der Ecke standen ein Einmachglas mit Sellerie und eine große, offenbar oft gelesene Bibel. Lucy baute sich in der Mitte des Raumes auf und musterte Emily misstrauisch. »Woher in Ohio kommst du?«
»Aus der Nähe von Columbus«, sagte Emily. Das war die einzige Stadt in Ohio, die ihr gerade einfiel.
»Oh.« Lucy kratzte sich am Kopf. Offenbar war das eine akzeptable Antwort gewesen. »Hat Pastor Adams dich zu mir geschickt?«
Emily schluckte. »Ja?«, riet sie. Sie fühlte sich wie eine Schauspielerin in einem Theaterstück. Nur dass man vergessen hatte, ihr den Text zu geben.
Lucy schnaubte und schaute über ihre Schulter zur Hintertür. »Er glaubt immer, durch solche Dinge würde ich mich besser fühlen«, murmelte sie ätzend.
»Wie bitte?« Emily registrierte überrascht, dass Lucy richtig genervt war. Sie hatte geglaubt, die Amischen blieben immer gelassen und ruhig.
Lucy winkte mit ihrer schmalen, blassen Hand ab. »Tut mir leid.« Sie drehte sich um und ging einen langen Gang entlang. »Du schläfst im Bett meiner Schwester«, sagte sie sachlich und führte Emily in ein kleines Schlafzimmer mit zwei Einzelbetten, die mit bunten, selbstgenähten Quilts bedeckt waren. »Es ist das linke Bett.«
»Wie heißt deine Schwester?«, fragte Emily und betrachtete die kahlen weißen Wände.
»Leah.« Lucy schlug auf ein Kissen.
»Wo ist sie?«
Lucy schlug heftiger gegen das Kissen. Ihre Kehle zitterte und dann drehte sie sich zur Wand um, als habe sie etwas getan, wofür sie sich schämte. »Ich wollte gerade mit dem Melken anfangen. Komm mit.«
Damit marschierte sie aus dem Zimmer. Nach kurzem Zögern folgte Emily ihr durch ein Wirrwarr von Fluren und Räumen. Sie schaute in jedes Zimmer, in der Hoffnung, dass Ali in einem
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