Pretty Little Liars - Herzlos: Band 7
War sie auch nur naiv? Vielleicht hatten die Ärzte ja recht gehabt und das Mädchen im Wald war nur eine Halluzination gewesen. Und vielleicht sagte auch Wilden die Wahrheit und auf der Polizeiwache lag tatsächlich ein DNA-Bericht, der bewies, dass Alis Leiche in dem Loch gelegen hatte. Vielleicht war Emily nur derart fanatisch von der Hoffnung darauf besessen gewesen, Ali wiederzusehen, dass sie die Tatsachen so verdreht hatte, dass diese einfach bewiesen, dass Ali noch lebte. Sie hatte sich sogar bei den Amischen eingeschlichen, weil sie einem Hinweis folgte, der wahrscheinlich von irgendeinem Spinner, der sich A. nannte, frei erfunden war. Vor ein paar Minuten hatte sie sogar ernsthaft in Erwägung gezogen, die süße, unschuldige Jenna Cavanaugh hätte Ali geholfen, aus Rosewood zu verschwinden. Vielleicht musste auch sie Ali einfach loslassen, genau wie Lucy und ihre Familie es mit Leah getan hatten. Vermutlich konnte sie nur so ihr eigenes Leben weiterleben.
Im Haus fiel ein Topf mit Getöse zu Boden, dann krachte es wieder und Geschirr zerbarst. Eine Frau schrie auf und klang dabei wie eine Kuh. Emily sah Lucy verstohlen an und versuchte, nicht zu lachen. Lucys Mundwinkel
kräuselten sich. Emily legte sich die Hand auf den Mund und schnaubte. Plötzlich brachen beide Mädchen in Gekicher aus. Die strenge Frau von vorhin streckte wieder den Kopf aus der Tür und starrte sie an, aber das ließ sie nur noch haltloser prusten.
Emily legte ihre Hand auf Lucys. Sie war erfüllt von Wärme und Dankbarkeit. In einem Amisch-Paralleluniversum wären Lucy und sie sicherlich gute Freundinnen gewesen. »Danke«, sagte Emily.
»Wofür?«, fragte Lucy überrascht.
Emily konnte es selbst nicht ganz verstehen. A. hatte sie vielleicht zu den Amischen geschickt, um Ali zu suchen, aber stattdessen hatte sie etwas anderes gefunden.
Frieden.
Kapitel 15
ALTE FREUNDE
Spencer und Andrew saßen im Partykeller der Hastings auf der Couch, kuschelten sich selig aneinander und zappten durch die Fernsehsender. Mit Andrew war alles wieder in bester Ordnung – und das war noch untertrieben. Ihr Streit von vergangener Woche war längst vergessen. Sie hatten sich während des Schultags neckische Tweets geschickt, und als Andrew heute Abend vor ihrer Tür stand, hatte er ihr einen Geschenkkarton von J. Crew überreicht. Darin war ein brandneuer wollweißer Kaschmirpulli mit V-Ausschnitt, absolut identisch mit Spencers Lieblingspullover, den das Feuer ruiniert hatte. Spencer hatte den Pulli am Montagabend Andrew gegenüber beiläufig am Telefon erwähnt und er hatte sogar ihre Größe richtig geschätzt.
Sie blieben einen Moment lang bei CNN hängen, wo nach den Börsennachrichten neueste Nachrichten liefen, die aber nicht besonders neu waren. Warten auf Beweise, stand auf dem Schirm. Dann eine Innenaufnahme der Kaffeebar von Rosewood Day. Das Material musste vor wenigen Stunden gefilmt worden sein, denn auf der Menütafel stand: »Mittwochsangebot: Haselnuss-Eiscreme-Smoothie.«
Studenten in dunkelblauen Blazern standen Schlange, um sich Lattes und heiße Schokoladen zu kaufen. Kirsten Cullen unterhielt sich mit Jim Freed. Jenna Cavanaugh stand wie ein Gespenst im Türrahmen, ihr Blindenhund hechelte neben ihr. In einer Ecke erspähte Spencer Hannas zukünftige Stiefschwester Kate Randall, die von Naomi Zeigler und Riley Wolfe flankiert wurde. Hanna war nicht bei ihnen; Spencer hatte gehört, sie sei spontan nach Singapur geflogen. Auch Emily war nicht da, sie war auf einer Chorfreizeit in Boston. Es kam Spencer merkwürdig vor, dass Emily sich diesmal nicht ins Rampenlicht drängte – sie hatte bisher immer so vehement darauf bestanden, dass die Polizei nach Alison suchte –, aber sie begrüßte es.
»Die Ergebnisse des DNA-Tests der Leiche, die im Hintergarten der DiLaurentis gefunden wurde, müssten sehr bald eintreffen«, sagte eine Stimme aus dem Off. »Hören wir, wie Alisons ehemalige Klassenkameraden darauf reagieren.«
Spencer zappte schnell weiter. Sie hatte überhaupt keine Lust darauf, sich anhören zu müssen, wie irgendein Mädchen, das Ali überhaupt nicht gekannt hatte, deren Tod als eine solche Tragödie bezeichnete. Andrew drückte ihr tröstend die Hand und schüttelte den Kopf. Im nächsten Sender erschien Arias Gesicht auf dem Schirm. Sie rannte vom Civic ihres Dads in die Schule und wurde dabei von Journalisten verfolgt. »Ms Montgomery! Hat jemand das Feuer gelegt, um einen wichtigen Hinweis zu vernichten?
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