Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
hustete laut und eine Wasserfontäne schoss aus ihrem Mund. Alle sahen sie an. »Alles okay«, versicherte sie ihnen keuchend.
Die Schulglocke läutete, und die Mädchen trennten sich. Spencer lief schnell zur Schule und sagte kaum Auf Wiedersehen. Hanna blieb noch stehen und klopfte ungeduldig auf ihr iPhone. Emily lief neben Aria her. Eine Zeit lang hörte man nur das Knirschen ihrer Schuhe auf dem vereisten Boden des Pausenhofes. Emily fragte sich, ob Aria dasselbe dachte wie sie. Sagte Ian womöglich die Wahrheit? Steckte jemand anderes hinter dem Mord an Ali?
»Du errätst nie, wen ich gestern getroffen habe«, sagte Aria. »Jason DiLaurentis.«
Emily blieb stehen. Ihr Herz begann zu hämmern. »Wo?«
Aria band scheinbar gelassen ihren Schal fester.
»Ich habe die Schule geschwänzt. Jason hat auf den Zug nach Philly gewartet.«
Ein Windstoß erhob sich und blies in Emilys Hemdkragen. »Ich habe Jason vor ein paar Tagen auch getroffen«, sagte sie mit rauer Stimme. »Ich habe hinter ihm geparkt und er hat mich beschuldigt, ich hätte sein Auto verbeult. Er war ziemlich … wütend.«
Aria warf ihr einen Seitenblick zu. »Was meinst du?«
Emily fummelte an dem Skipass, der am Reißverschluss ihres Anoraks hing. Sie hatte den Verdacht, dass Aria früher in Jason
verknallt gewesen war, und sie sprach wirklich nicht gerne schlecht über andere. Aber Aria musste die Wahrheit erfahren. »Na ja, er hat erst eine Weile herumgeschrien. Und dann ist er auf mich zugestürzt, als wolle er mir eine knallen.«
»Hast du sein Auto verbeult?«
»Selbst wenn, war es nur eine winzige Delle. Nichts, weswegen man ausflippen muss.«
Aria schob die Hände in die Taschen. »Jason ist wahrscheinlich gerade sehr dünnhäutig. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er durchmachen muss.«
»Das habe ich auch gedacht, aber …« Emily verstummte und sah Aria besorgt an. »Sei einfach vorsichtig, okay? Vergiss nicht, dass Jenna gesagt hat, dass Ali ›Probleme‹ mit Jason gehabt hat. Vielleicht hat er sie genauso missbraucht wie Toby Jenna.«
»Wir wissen doch gar nicht, ob das gestimmt hat«, bellte Aria. Ihre Augen verdunkelten sich. »Ali wollte Jennas Toby-Geheimnis aus ihr herauskitzeln. Sie hätte Jenna alles Mögliche erzählt, um sie zum Reden zu bringen. Jason war immer nur lieb zu Ali.«
Emily wendete den Kopf und schaute angelegentlich auf die Fahnenstange am anderen Ende des Schulhofs. Sie war sich da nicht so sicher. Sie erinnerte sich daran, dass an dem Tag, an dem sie sich in Alis Hinterhof geschlichen hatten, um die Flagge zu stehlen, aus dem Haus Geschrei zu hören war. Jemand hatte Alis Stimme imitiert. Dann zerbarst Glas und es gab einen dumpfen Knall, als sei jemand geschubst worden. Und Sekunden später war Jason mit hochrotem Gesicht aus dem Haus gestürmt.
Wenn sie darüber nachdachte, dann hatte Jason Ali auch geärgert, als Emily ihn zum allerersten Mal gesehen hatte. Es war
kurz vor Beginn der dritten Klasse, und Emily und ihre Mutter kauften im Supermarkt Saftkartons und Mini-Beutel mit Chips für die Mittagspausen in der Schule. Ein hübsches blondes Mädchen in Emilys Alter rannte an ihnen vorbei zu den Regalen mit den Frühstücksflocken. Sie wirkte bezaubernd, wahrscheinlich, weil sie das genaue Gegenteil der unscheinbaren, introvertierten Emily war. Sie sahen das Mädchen bei den Tiefkühltruhen wieder. Sie schaute in jede Truhe und versuchte zu entscheiden, was sie wollte. Ihre Mutter lief mit dem Einkaufswagen hinter ihr her, und ein ungefähr vierzehn Jahre alter Junge folgte ihnen, den Blick auf seinen Game Boy gerichtet. »Mom, können wir Honigwaffeln kaufen?«, schrie das Mädchen und öffnete mit einem strahlenden Zahnlückenlächeln eine Truhe. Der Teenager verdrehte die Augen. »Mom, können wir Honigwaffeln kaufen?« , äffte er sie mit bissiger, gemeiner Stimme nach. Nach seinen Worten fiel das Mädchen in sich zusammen. Ihre Unterlippe zitterte, und sie schloss die Truhe mit einem freudlosen Stoß.
Die Mutter packte den Jungen am Arm. »Du solltest es besser wissen.« Der Junge zuckte zuerst mit den Achseln und zog dann den Kopf ein. Emily war der Meinung, dass er den Rüffel vollauf verdient hatte. Er hatte dem Mädchen völlig grundlos den Spaß verdorben. Als ein paar Tage später das dritte Schuljahr losging, realisierte Emily, dass das Mädchen im Laden Ali gewesen war. Sie war neu an der Rosewood Day, aber sie war so hübsch und fröhlich, dass schon bei der
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