Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
geflüchtet ist. Das weiß das ganze Land.«
Spencer wechselte einen besorgten Blick mit den anderen. Im vergangenen Herbst hatte ihre Klassenkameradin Mona Vanderwaal, Hannas beste Freundin, den Mädchen kranke, gemeine Nachrichten unter dem Pseudonym A. geschickt. Mona hatte ihr Leben ruiniert und sogar geplant, sie alle zu töten. Sie hatte Hanna mit ihrem SUV angefahren und Spencer im Floating-Man-Steinbruch beinahe die Felsen hinuntergestoßen.
Nachdem Mona selbst in den Tod gestürzt war, hatten sie sich in Sicherheit gewähnt – aber seit letzter Woche erhielten sie wieder bedrohliche SMS und zwar von einer neuen A. Ursprünglich hatten sie geglaubt, Ian sei der Absender, da sie erst begannen, als er auf Kaution freigelassen wurde. Aber Wilden glaubte nicht daran. Das sei unmöglich, sagte er, denn Ian habe keinen Zugang zu einem Handy und er hätte die Mädchen auch gar nicht bespitzeln können, da er unter Hausarrest stand. Also glaubte er, dass es sich nur um einen harmlosen Nachahmungstäter handelte.
»A. ist echt«, protestierte Emily und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Vielleicht hat A. Ian ja umgebracht? Und seine Leiche verschwinden lassen?«
»Vielleicht hat A. ja auch Ali getötet«, fügte Hanna hinzu, die immer noch den Kerzenleuchter umklammert hielt.
Wilden leckte sich über die Lippen. Er wirkte durcheinander. Dicke Schneeflocken fielen ihm auf den Kopf, aber er schüttelte sie nicht ab. »Mädels, ihr seid hysterisch. Ian hat Ali umgebracht. Das solltet ihr doch am besten wissen. Wir haben ihn schließlich aufgrund der Beweise verhaftet, die ihr uns geliefert habt.«
»Und wenn Ian hereingelegt wurde?«, beharrte Spencer. »Vielleicht hat A. Ali getötet und Ian hat es herausgefunden?« Und vielleicht hat das die Polizei von Rosewood vertuscht? , hätte sie beinahe hinzugefügt. Das war Ians Theorie gewesen.
Wilden fuhr mit dem Finger über das Rosewooder Polizeiabzeichen, das auf seinem Mantel eingestickt war. »Hat Ian dir diesen Haufen Bockmist erzählt, als er dich am Donnerstag auf deiner Veranda besucht hat, Spencer?«
Spencer rutschte der Magen in die Knie. »Woher weißt du das?«
Wilden starrte sie wütend an. »Ich habe einen Anruf von der Wache bekommen. Wir haben einen Hinweis erhalten. Jemand hat gesehen, wie ihr euch unterhalten habt.
»Wer?«
»Es war ein anonymer Hinweis.«
Spencer war schwindelig. Sie schaute ihre Freundinnen an. Ihnen – und nur ihnen – hatte sie erzählt, dass sie Ian getroffen hatte, aber die Mädchen wirkten geschockt und völlig ahnungslos. Es gab nur noch eine Person, die wusste, dass Ian sie aufgesucht hatte: A.
»Warum hast du uns das nicht sofort gemeldet?« Wilden beugte sich zu Spencer vor. Sein Atem roch nach Kaffee. Seine Augen blitzten wütend. »Wir hätten Ian sofort wieder ins Gefängnis verfrachtet, dann hätte er nicht flüchten können.«
»A. hat mir gedroht«, verteidigte sich Spencer. Sie suchte im Posteingang ihres Telefons nach der Botschaft von A. und zeigte sie Wilden. Frage: Wenn die kleine Miss-Nicht-Mehr-So-Perfekt plötzlich verschwände, würde das überhaupt jemanden interessieren?
Wilden wippte auf den Fersen. Er starrte auf die Stelle, an der Ian vor Kurzem noch gelegen hatte. Dann seufzte er. »Okay. Ich gehe jetzt wieder ins Haus und stelle ein Team zusammen. Aber ihr könnt nicht immer alles auf A. schieben.«
Spencer schaute auf das Funkgerät an seiner Hüfte. »Warum funkst du sie nicht gleich von hier aus an? Sie könnten dich hier treffen, dann geht die Suche schneller los.«
Es sah aus, als sei Wilden die Frage unangenehm. »Lasst mich meine Arbeit machen, Mädels. Wir müssen … uns an die Vorschriften halten.«
»Vorschriften?«, wiederholte Emily.
»Oh mein Gott«, hauchte Aria. »Er glaubt uns nicht.«
»Ich glaube euch, ich glaube euch.« Wilden wich ein paar tief hängenden Zweigen aus. »Aber ihr Mädels solltet wirklich nach Hause gehen und euch ausruhen. Von hier an übernehme ich.« Wilden verschwand im Wald, sie hörten noch kurz das Rascheln des Laubes unter seinen Schritten, dann war Stille.
Der Wind ließ die Äste in den Bäumen knarren. Ein großer schwarzer Vogel kreiste über ihnen. Die Mädchen standen stumm beieinander. Hinter den Nebelschwaden blinkten ein paar Sterne auf. Sekunden später war Wildens Taschenlampe nicht mehr zu sehen. Bildete sich Spencer das nur ein, oder hatte er es sehr eilig gehabt, sie loszuwerden? Machte er sich nur Sorgen, weil Ians Leiche
Weitere Kostenlose Bücher