Pretty Little Liars - Mörderisch: Band 6
Rektor, dass niemand das Stück, das ursprünglich von Alison DiLaurentis gefunden worden war, eingereicht hatte. Damit war dieses Stück nicht mehr zugelassen. Die Mädchen drückten Alis Hand. Das ist nicht fair , flüsterten sie. Das war dein Stück. Du hast dir solche Mühe damit gegeben.
Aber ein Mädchen am Ende der Reihe, das nun ebenfalls zu Alis brandneuen besten Freundinnen gehörte, zitterte so heftig, dass sie ihre Knie mit den Händen festhalten musste. Aria wusste, wo Alis Flaggenstück war. Manchmal wanderte ihr Blick nach der allabendlichen Telefonkonferenz mit ihren neuen besten Freundinnen zu dem Schuhkarton ganz oben in ihrem Schrank. Und dann drehte sich ihr jedes Mal der Magen um. Trotzdem war es besser gewesen, den anderen nicht zu erzählen, dass sie Alis Flagge hatte. Es war auch besser gewesen, sie nicht einzureichen. Ihr Leben war zum ersten Mal richtig toll. Sie hatte Freundinnen. Menschen, mit denen sie zu Mittag essen und am Wochenende Spaß haben konnte. Am besten, sie vergaß, was an jenem Tag passiert war … und zwar für immer.
Aber vielleicht hätte Aria sich doch an diesen Tag erinnern sollen. Vielleicht hätte sie den Karton holen, den Deckel abnehmen und Alis Flaggenstück einmal genauer betrachten sollen. Schließlich befand sie sich in Rosewood, und da hatte alles eine tiefere Bedeutung. Aria hätte auf der Flagge womöglich einen Hinweis auf Alis nicht allzu ferne Zukunft finden können.
Die Zukunft, in der sie ermordet werden würde.
Kapitel 1
DAS MÄDCHEN, DAS »LEICHE« SCHRIE
Spencer Hastings zitterte in der kalten Nachtluft und wich dem dornigen Zweig eines Rosenbusches aus. »Hier lang«, rief sie über ihre Schulter und ging tiefer in den Wald hinter dem großen, umgebauten Bauernhaus ihrer Familie. »Hier haben wir ihn gefunden.«
Ihre ehemals besten Freundinnen Aria Montgomery, Emily Fields und Hanna Marin waren dicht hinter ihr. Alle Mädchen wackelten auf ihren hohen Absätzen und hielten die Säume ihrer Abendkleider hoch – es war Samstagabend, und bis vor wenigen Minuten waren sie noch auf einem Wohltätigkeitsball der Rosewood Day gewesen, der bei Spencer stattfand. Emily wimmerte, ihr Gesicht war tränenüberströmt. Arias Zähne klapperten, wie immer, wenn sie Angst hatte. Hanna blieb stumm, aber ihre Augen waren weit aufgerissen und sie hatte sich mit einem riesigen silbernen Kerzenständer bewaffnet, den sie im Speisezimmer der Hastings gefunden hatte. Officer Darren Wilden, der jüngste Polizist der Stadt, folgte ihnen und beleuchtete mit seiner Taschenlampe den schmiedeeisernen Zaun, der Spencers Grundstück von dem Land trennte, das früher den DiLaurentis gehört hatte.
»Er liegt auf dieser Lichtung, hier den Pfad runter«, rief Spencer. Es hatte begonnen zu schneien, zuerst nur leicht, aber jetzt fielen dicke, nasse Flocken vom Himmel. Zu Spencers
Linken lag die Scheune ihrer Familie, der letzte Ort an dem sie und ihre Freunde Ali vor dreieinhalb Jahren lebend gesehen hatten. Rechts von ihr befand sich das halb fertig ausgehobene Loch, in dem im September Alis Leiche gefunden worden war. Direkt vor Spencer lag die Lichtung, auf der sie gerade die Leiche von Ian Thomas entdeckt hatte. Ian war der Exfreund ihrer Schwester Melissa, hatte mit Ali eine geheime Affäre gehabt und sie schließlich umgebracht. Vermutlich umgebracht.
Spencer war so erleichtert gewesen, als Ian wegen des Mordes an Ali verhaftet worden war. Alles ergab einen Sinn: Ali hatte ihm ein Ultimatum gestellt: Entweder er machte mit Spencers Schwester Melissa Schluss oder sie würde der ganzen Welt verraten, dass sie eine Affäre hatten. Ian hatte sich an jenem Abend mit Ali getroffen. Er hatte genug von ihren Spielchen. Seine Wut und seine Frustration hatten ihn überwältigt … und er hatte sie getötet. Spencer hatte Ali und Ian am Abend ihres Todes noch zusammen im Wald gesehen, eine traumatische Erinnerung, die sie dreieinhalb lange Jahre verdrängt hatte.
Aber am Tag vor Beginn des Verfahrens hatte Ian gegen seinen Hausarrest verstoßen, sich auf Spencers Veranda geschlichen und sie angefleht, nicht gegen ihn auszusagen. Nicht er, sondern jemand anderes habe Ali getötet, beteuerte er, und er sei gerade dabei, ein verstörendes, unfassbares Geheimnis aufzudecken, das seine Unschuld beweisen würde.
Das Problem war nur, dass Ian Spencer nicht mehr verraten konnte, was dieses Geheimnis war – denn er war vor den Eröffnungsplädoyers seines Verfahrens am letzten Freitag
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