Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
Melissa und Ian waren in der Highschool das It-Paar gewesen, und Spencer erinnerte sich noch gut daran, wie traurig Melissa gewesen war, als Ian während des ersten Jahres am College mit ihr Schluss gemacht hatte. Als Ian letzten Herbst urplötzlich wieder in Rosewood aufgetaucht war, um Spencers Hockeymannschaft zu trainieren – gruselig! –, kamen er und Melissa schnell wieder zusammen. Nach außen hin wirkte Ian wie der perfekte Freund: Aufmerksam, lieb, ehrlich und echt. Er half alten Damen über die Straße. Vergleichbar wäre nur, dass Spencer und Andrew Campbell ein Paar wären, und Andrew plötzlich verhaftet würde, weil er in seinem Mini Cooper Methylamphetamin verkaufte.
Draußen rollte ein Schneepflug vorbei und Spencer sah auf. Andrew und sie würden niemals ein Paar werden. Das war nur ein Beispiel gewesen. Sie mochte Andrew nicht einmal besonders. Er war nur das ebenfalls perfekte Beispiel eines Rosewooder Goldjungen, das war alles.
Melissa wollte gerade etwas sagen, da öffnete sich das Eingangstor eine Etage tiefer, und Mrs und Mr Hastings betraten das Foyer. Spencers Onkel Daniel, ihre Tante Genevieve und
ihre Cousins Jonathan und Smith folgten ihnen. Daniel, Genevieve, Jonathan und Smith sahen alle so müde aus, als seien sie durch das halbe Land gefahren, um hierher zu kommen, dabei lebten sie in Haverford, nur fünfzehn Fahrminuten entfernt.
Mr Calloway kam als Letzter durch die Tür. Er stürmte die Treppe hinauf, schloss den Konferenzsaal auf und bat alle hinein. Mrs Hastings huschte an Spencer vorbei, zog sich mit den Zähnen die Hermes-Wildlederhandschuhe von den Fingern und hüllte alle in eine Wolke von Chanel Nr. 5 ein.
Spencer nahm in einem ledernen Drehstuhl an dem großen Konferenztisch aus Kirschholz Platz. Melissa setzte sich in den Stuhl neben ihr. Ihr Dad suchte sich auf der anderen Seite des Raumes ein Plätzchen, Mr Calloway saß neben ihm. Genevieve schälte sich aus ihrem Nerzmantel, während Smith und Jonathan ihre BlackBerrys ausschalteten und sich die Krawatten gerade rückten. Beide Jungs waren schon immer etepetete gewesen. Als die Familien noch gemeinsam Weihnachten gefeiert hatten, schlitzten Smith und Jonathan ihre Geschenke immer so vorsichtig auf, dass das Papier keinen einzigen Riss bekam.
»Fangen wir an, in Ordnung?« Mr Calloway schob seine Schildpattbrille auf seiner Nase nach oben und holte ein schweres Dokument aus einem Aktenordner. Das Deckenlicht ließ seine Glatze erglänzen als er die Präambel zu Nanas letztem Willen und Testament vorlas, in der bestätigt wurde, dass sie bei geistiger und körperlicher Gesundheit gewesen war, als sie es verfasst hatte. Nana verfügte, dass ihr Anwesen in Florida, ihr Strandhaus in Cape May und ihr Penthouse-Apartment in Philadelphia sowie der Löwenanteil ihres beweglichen Vermögens unter ihren drei Kindern aufgeteilt werden sollte:
Spencers Vater, Onkel Daniel und Tante Penelope. Als Mr Calloway Penelopes Namen vorlas, schauten alle verdutzt auf. Sie schauten sich um, als sei Penelope hier und keiner habe es bemerkt. Aber natürlich war sie das nicht.
Spencer wusste gar nicht mehr, wann sie Tante Millicent das letzte Mal gesehen hatte. Die Familie beschwerte sich immer nur über sie. Sie war das Nesthäkchen der Familie und hatte nie geheiratet. Sie hatte die verschiedensten Berufe durchprobiert, zuerst Designerin, dann Journalistin und zuletzt Online-Tarotkartenleserin, und das tat sie von ihrem Strandhaus in Bali aus. Danach war sie einfach verschwunden, reiste durch die Welt, lebte von den Erträgen ihres Aktienfondes – und besuchte den Rest der Familie jahrelang nicht. Es war offensichtlich, dass alle entsetzt darüber waren, dass Penelope überhaupt etwas erbte. Spencer fühlte sich ihrer Tante plötzlich sehr verbunden – vielleicht brauchte jede Generation der Hastings ein schwarzes Schaf.
»Was Mrs Hastings restliches Vermögen angeht«, fuhr Mr Calloway fort und blätterte um, »so vermacht sie jeweils zwei Millionen Dollar allen leiblichen Enkelkindern wie folgt.«
Smith und Jonathan beugten sich nach vorne. Spencer war fassungslos. Zwei Millionen Dollar?
Mr Calloway hielt sich das Papier vor die Nase. »Zwei Millionen Dollar an ihren Enkel Smithson, zwei Millionen Dollar an ihren Enkel Jonathan, und zwei Millionen Dollar an ihre Enkelin Melissa.« Er legte eine Pause ein und schaute kurz Spencer an. Ein verlegener Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Und … okay. Jetzt brauche ich von allen
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