Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
um, den Ella bei einem Trödler in der Türkei erstanden hatte.
Die Haustür knallte zu. Aria hörte einen Motor aufheulen. Dann war es still.
Es war entsetzlich leise im Haus. Aria hörte nur die indische Sitarmusik, die Ella immer vor der Arbeit anstellte. Sie ließ die CD oft den ganzen Tag laufen, weil sie der Meinung war, diese Musik beruhige ihre Katze Polo und die Pflanzen.
»Willst du einen Teil der Zeitung?«, brach Xavier das Schweigen.
Er hielt die Titelseite hoch. Ganz oben stand die dicke Schlagzeile: Ian Thomas schwört: Bis zum Prozessbeginn morgen habe ich den wahren Mörder von DiLaurentis gefunden. Aria erschauderte. »Nein danke.« Sie schenkte sich schnell eine Tasse Kaffee ein und machte sich auf den Weg in Richtung Treppe.
»Warte«, sagte Xavier laut. Aria blieb so abrupt stehen, dass
sie Kaffee auf den Boden verschüttete. »Es tut mir leid, falls ich dich im Restaurant gestern in Verlegenheit gebracht habe«, sagte Xavier ernst. »Das hatte ich wirklich nicht vor. Und ich wollte eigentlich schon weg sein, bevor du aufstehst, weil ich dich nicht noch mehr verärgern möchte. Ich weiß, wie merkwürdig das alles sein muss.«
Aria hätte am liebsten gefragt, warum. Weil er wusste, dass sie sich für ihn interessiert hatte oder weil er ein Verhältnis mit ihrer noch nicht geschiedenen Mutter hatte.
»Ist … schon in Ordnung.« Aria stellte ihre Tasse auf den Telefontisch neben der Tür. Auf ihm lagen mehrere Flyer und Prospekte über Xaviers letzte Ausstellungen – offenbar arbeitete sich Ella gerade durch sein Werk. Dann zog Aria ihre viel zu kurze graue Frottee-Pyjamahose weiter runter. Warum hatte sie auch ausgerechnet die Hose angezogen, bei der ein riesiger rosafarbener Pegasus auf dem Hintern aufgedruckt war.
Sie dachte an die SMS von A., die sie gestern im Rabbit Rabbit bekommen hatte. Wilden hatte ihr versprochen sie anzurufen, sobald er den Absender ihrer letzten A.-Botschaft ausfindig gemacht hatte. Sie hoffte, er werde sich heute melden, denn sie wollte die Sache endlich hinter sich lassen.
Aria hatte auch überlegt, ob sie Ella die Fotos von ihr und Xavier zeigen und ihr alles erklären sollte, bevor A. das in die Hand nahm. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie zu ihrer Mutter sagte: Die Sache ist die: Ich fand Xavier ganz süß, bevor du mit ihm ausgegangen bist. Aber jetzt nicht mehr! Falls dir also jemand eine SMS oder Bilder schickt, ignorier sie einfach, okay? Aber die Beziehung zu ihrer Mutter war noch viel zu zerbrechlich, um ein solches Thema anzuschneiden – besonders, wenn es nicht sein musste.
Wahrscheinlich hatte Wilden recht: Die Nachrichten mussten von einem dummen Teenager stammen. Und sie hatte auch keinen Grund, auf Xavier wütend zu sein – er hatte schließlich nur eine Skizze von ihr gezeichnet, und die war sogar richtig gut gewesen. Das war es. Sogar wenn Ella die Bilder zu sehen bekam, die A. Aria geschickt hatte, würde Xavier bestimmt gleich erklären, dass absolut nichts vorgefallen war. Wahrscheinlich hatte er gar nicht kapiert, welche Signale er damit ausgesendet hatte, dass er Aria so detailverliebt gezeichnet hatte. Xavier war schließlich ein Artiste , und Künstler kannten sich mit gesellschaftlichen Konventionen nicht besonders gut aus. Man nehme zum Beispiel Byron: Wenn er seine Studenten zu Cocktailpartys bei ihnen zu Hause eingeladen hatte, war er oft ins Schlafzimmer verschwunden und hatte es Ella überlassen, die Gäste zu bespaßen.
Xavier stand auf und wischte sich das Kinn mit einer Serviette ab. »Lass es mich wiedergutmachen. Ich ziehe mich rasch an und fahre dich dann zur Schule, okay?«
Aria ließ ihre Schultern sinken. Ella war heute morgen mit dem Auto zur Arbeit gefahren, und eine Mitfahrgelegenheit bei Xavier war definitiv besser als eine Fahrt mit dem Schulbus der Rosewood Day, der voller Grundschulbuben war, die unermüdlich Furzwettkämpfe veranstalteten. »Okay«, stimmte sie zu. »Danke.«
Zwanzig Minuten später schlüpfte Aria in den schwarzen Wollmantel, den sie in einem Secondhandladen in Paris gekauft hatte, und trat aus der Haustür. Xaviers Auto, ein liebevoll restaurierter BMW 2002 aus den späten 1960er Jahren, surrte in der Auffahrt vor sich hin.
Aria glitt auf den Beifahrersitz und bewunderte das edle
Chrom-Interieur. »So muss ein altes Auto aussehen.« Sie pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Hast du den uralten Subaru von meiner Mom gesehen? Da wächst Schimmel auf den Sitzen.«
Xavier
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