Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
um. Alles wirkte plötzlich ganz fremd. Sie ging schon ihr ganzes Leben lang in diese Bibliothek, aber ihr war noch nie aufgefallen, dass alle Ölgemälde an den Wänden der Bibliothek Waldszenen zeigten. Oder dass auf dem großen Schild an der Tür vom Computerraum stand: An alle Internetnutzer: KEIN Facebook. KEIN MySpace. KEINE Ausnahmen. Sie hatte noch nie zuvor den sandfarbenen Dielenboden betrachtet oder die riesigen, pentagonförmigen Lampen, die majestätisch von der Decke hingen.
Als sie Andrew ansah, wirkte er ebenfalls fremd – auf eine gute Art. Spencer wurde rot. Sie fühlte sich plötzlich sehr verwundbar. »Danke.«
»Keine Ursache.« Andrew stand auf und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Bist du jetzt weniger gestresst?«
Sie nickte. »Ja.«
»Gut.« Andrew lächelte und schaute auf seine Uhr. »Ich muss los. Bis morgen im Unterricht.«
Spencer sah ihm nach, wie er durch die Bibliothek ging, der Bibliothekarin Mrs Jamison zuwinkte und sich durch die Drehtür schob. Dann wendete sie sich wieder dem Rechner zu und loggte sich bei ihrem E-Mail-Provider ein. Die Adoptions-Site hatte ihr einen Willkommensgruß geschickt, in dem stand, dass sie voraussichtlich frühestens in ein paar Tagen und spätestens in sechs Monaten mit einer Antwort rechnen konnte. Sie wollte sich gerade wieder abmelden, als eine neue E-Mail
in ihrem Postfach angezeigt wurde. Der Name des Absenders war eine willkürliche Buchstaben- und Zahlensammlung. Der Betreff lautete: Ich beobachte dich.
Spencers Rücken begann zu prickeln. Sie rief die Mail auf und las den Inhalt mit zusammengekniffenen Augen.
Ich dachte, wir wären Freunde,
Spence. Ich schicke euch eine
nette kleine Nachricht, und ihr
ruft die Bullen … Wie kann ich
euch Mädchen bloß zum
Schweigen bringen? Führt mich
nicht in Versuchung!
– A.
»Oh mein Gott«, flüsterte Spencer.
Hinter ihr ertönte ein dumpfes Krachen. Spencer drehte sich um, alle Muskeln ihres Körpers waren angespannt. Außer ihr befand sich niemand im Computerraum. Eine Laterne beleuchtete den Hinterhof der Bibliothek, aber in dem weißen Schnee war kein einziger Fußabdruck zu sehen. Dann bemerkte Spencer etwas auf der Außenseite eines Fensters: Einen schnell verblassenden Kondensfleck vom Atem eines Menschen.
Spencers Blut gefror zu Eis. Ich beobachte dich. Jemand war vor ein paar Sekunden dort gewesen und hatte vor der Scheibe gestanden – und sie hatte überhaupt nichts bemerkt.
Kapitel 16
SCHRÄGE TUSSI GESUCHT
Am nächsten Morgen tapste Aria nach unten und rieb sich die Augen. Der Duft des Bio-Kaffees, den Ella auf dem Bauernmarkt kaufte – und der zu den wenigen Dingen gehörte, für die Arias Mutter ohne zu murren eine Menge Geld ausgab –, lockte sie in die Küche.
Ella war bereits zur Arbeit gefahren, aber Mike saß am Tisch, inhalierte eine Schüssel Fruit Loops und twitterte auf seinem iPhone. Als Aria sah, wer neben Mike saß, schrie sie überrascht auf.
»Oh.« Xavier schaute erschrocken auf. »Hallo.«
Xavier trug ein schlichtes weißes T-Shirt und eine Aria sehr vertraute karierte Pyjamahose. Zuerst dachte Aria, Byron hätte die Hose hiergelassen, aber dann merkte sie, dass sie Ella gehörte. Vor Xavier stand Byrons alte Lieblingstasse mit dem Schriftzug des Hollis College und er löste gerade das Zitatenrätsel im Philadelphia Inquirer . Aria verschränkte die Arme prüde vor der Brust. Sie hatte nicht gedacht, sie müsse sich zum Frühstücken einen BH anziehen.
Draußen hupte es. Mike schob lautstark seinen Stuhl zurück und stand auf. Milch tropfte ihm vom Kinn. »Das ist Noel.« Er schnappte sich seine riesige Lacrosse-Tasche und schaute Xavier an. »Heute Abend spielen wir Wii, abgemacht?«
»Ich bin am Start«, versprach Xavier.
Aria schaute auf ihre Uhr. »Es ist zwanzig nach sieben.« Die Schule begann erst in einer Stunde und Mike trödelte normalerweise bis zur letzten Sekunde daheim herum.
»Wir müssen rechtzeitig da sein, um uns die besten Plätze im Steam zu schnappen, damit wir Hanna Marin und ihre scharfe Stiefschwester beobachten können.« Mike bekam Glupschaugen. »Hast du diese Kate mal angeschaut? Kaum zu glauben, dass die beiden zusammen wohnen. Du redest doch manchmal mit Hanna – weißt du, ob die beiden im selben Bett schlafen?«
Aria sah ihn genervt an. »Erwartest du darauf tatsächlich eine Antwort?«
Mike warf sich die Tasche über die Schulter und rannte in den Flur. Dabei warf er den riesigen Totempfahl mit Froschgesicht
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