Pretty Little Liars - Teuflisch: Band 5
Minuten wischte sie sich den Mund ab und drehte sich um. Der befestigte Pfad war in beide Richtungen menschenleer. Es war so still. Hanna hörte ihren Magen laut gurgeln. Die Büsche neben dem Weg begannen zu wackeln. Offenbar war jemand zwischen ihnen gefangen und versuchte sich zu befreien. Hanna wollte sich bewegen, aber ihre Gliedmaßen fühlten sich an wie nach dem Unfall – vollkommen unbeweglich und nutzlos. Das Gebüsch bewegte sich immer heftiger.
Das ist Monas Geist , schrie eine Stimme in Hannas Kopf. Oder Alis Geist. Oder Ian.
Die Büsche teilten sich. Hanna gab einen erstickten Schrei von sich und kniff die Augen fest zusammen. Aber als sie sie nach ein paar Sekunden wieder öffnete, war der Weg immer noch leer. Hanna blinzelte und sah sich um. Und dann sah sie, was für ihre Todesangst verantwortlich gewesen war: Ein kleines graues Häschen, das an ein paar vertrockneten Kleeblättern knabberte.
»Du hast mich erschreckt«, tadelte Hanna das Kaninchen. Sie stand mühsam auf, ihr Pulsschlag normalisierte sich langsam. In ihrer Nase brannte der Gestank ihres eigenen Erbrochenen. Eine Frau in einer pinkfarbenen Windjacke joggte den Pfad entlang. Sie roch immer noch nach Daisy von Marc Jacobs, dem Parfum, das sie wahrscheinlich bei der Arbeit trug. Hinter ihr lief ein Mann mit einer großen, schwarzweißen dänischen Dogge an Hanna vorbei. Die Welt war wieder von Menschen bevölkert.
Das Häschen war schon längst wieder zurück ins Gebüsch verschwunden. Hanna nahm ein paar tiefe, reinigende Atemzüge von der kalten Abendluft. Ihr Kopf war wieder klar. Das war alles nur erfunden und sollte sie durcheinanderbringen – entweder steckte Ian dahinter oder irgendein blöder Teenager, der sich jetzt als A. ausgab. Mona konnte das Universum nicht vom Jenseits aus kontrollieren. Außerdem hatte Kate Hanna von der katastrophalen Beziehung zu Herpes-Boy erzählt. Kate hätte so etwas doch niemals zugegeben, wenn sie ernsthaft vorhätte, Hanna zu ruinieren.
Hanna joggte die halbe Meile zu dem Parkplatz des YMCA zurück. Sie fühlte sich auf einmal viel besser. Ihr BlackBerry lag auf dem Beifahrersitz des Prius, und im Posteingang warteten keine neuen Nachrichten auf sie. Auf der Heimfahrt hätte sie am liebsten auf A.s letzte SMS mit den Worten geantwortet: Guter Versuch, Pseudo-A. Du hättest mich fast reingelegt. Sie fühlte sich auch schuldig, weil sie den ganzen Tag frostig Kates SMS ignoriert hatte und ihr in der Schule aus dem Weg gegangen war. Vielleicht konnte sie es ja wiedergutmachen. Vielleicht sollte sie Kate morgen ins Jamba Juice ausführen und sie auf einen zuckerfreien Mango-Mantra-Shake einladen.
In ihrem Haus war es dunkel und still, als sie das Auto parkte. »Hallo?« rief Hanna, ließ ihre nassen Joggingschuhe in der Waschküche liegen und zerrte das Gummiband aus ihren Haaren. Sie fragte sich, wo alle waren. »Kate?«
Aus dem oberen Stock hörte sie leise Geräusche.
Die Tür zu Kates Schlafzimmer war geschlossen, es drang leise Musik heraus, die Hanna nicht erkannte. »Kate?«, rief Hanna leise. Keine Antwort. Hanna wollte gerade anklopfen, als Kate drinnen ein kreischendes Gackern von sich gab. »Es wird funktionieren«, sagte sie. »Das verspreche ich.«
Hanna runzelte die Stirn. Offenbar telefonierte Kate. Neugierig legte sie das Ohr an Kates Tür.
»Nein, versprochen«, sagte Kate mit leiser Stimme. »Vertrau mir. Und es ist beinahe so weit – ich kann’s kaum noch erwarten. «
Dann lachte Kate höhnisch auf. Hanna wich von der Tür zurück, als stünde diese in Flammen. Sie legte sich die Hand auf den Mund.
Kates Lachen wurde beinahe hysterisch.
Hanna ging entsetzt zur Treppe zurück. Leider konnte sie diese Art von Lachen ganz genau einordnen. Sie und Mona hatten so gelacht, wenn sie eine groß angelegte Intrige planten. Sie hatten so gelacht als Hanna so tat, als sei sie Naomis Freundin, weil diese mit Monas Auserwähltem zum Sweetheart Dance gegangen war und Mona sich rächen wollte. Und sie hatten so gelacht, als Mona eine MySpace-Seite im Namen von Aiden Stewart einrichtete, einem süßen Typen aus dem Quäker-Internat, und sie benutzte, um Rebecca Lowry zu quälen, weil diese sich um den Titel der Schneekönigin beworben hatte, der rechtmäßig Hanna gebührte.
Das wird kein Spaß für das Miststück , bedeutete das Lachen, aber sie verdient es nicht anders. Und wir werden auf jeden Fall verdammt viel Spaß bei der Sache haben.
Hannas Sorgen kochten erneut hoch
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