Pretty Little Liars- Unschuldig
ihre Schultertasche aus goldfarbenem Leder auf den Küchentisch und machte den Gefrierschrank auf. Ihre Mutter kaufte nie Ben-&-Jerry’s-Eis ein, also musste sich Hanna mit Pseudo-Eissandwichs aus zuckerreduziertem Soja-Eisersatz begnügen. Sie nahm drei Stück und wickelte das erste gierig aus. Beim ersten Bissen verspürte sie den vertrauten Drang, mehr und mehr davon zu essen.
»Hier, Hanna. Nimm noch einen Windbeutel«, hatte Ali ihr an jenem Tag zugeflüstert, an dem sie ihren Dad in Annapolis besucht hatten. Dann wandte sich Ali an Kate, die Tochter der neuen Freundin von Hannas Vater, und sagte: »Hanna hat so ein Glück. Sie kann essen, was sie will, ohne ein Gramm zuzunehmen.«
Das stimmte natürlich nicht, deshalb war es auch so gemein. Hanna war bereits pummelig, und es sah so aus, als würde sie noch dicker werden. Kate kicherte und Ali - die eigentlich auf Hannas Seite sein sollte - lachte herzhaft mit.
»Ich hab was für dich.«
Hanna zuckte zusammen. Ihre Mom saß an dem kleinen Telefontisch. Sie trug einen pinkfarbenen Sport-BH und schwarze Yogahosen mit ausgestellten Beinen. »Oh«, sagte Hanna leise.
Ms Marin musterte ihre Tochter. Ihr Blick blieb an den Eissandwichs hängen. »Brauchst du wirklich drei von den Dingern?«
Hanna schaute nach unten. Sie hatte das erste Sandwich in knapp zehn Sekunden verschlungen, ohne etwas davon zu schmecken, und bereits das zweite ausgepackt.
Sie lächelte ihrer Mom schwach zu und stopfte das übrig gebliebene Sandwich schnell zurück ins Eisfach. Als sie sich wieder umdrehte, hatte ihre Mutter eine kleine blaue Tasche mit Tiffany-Logo auf den Tisch gestellt. Hanna sah sie fragend an. »Das hier?«
»Mach sie auf.«
Drinnen befand sich eine kleine blaue Tiffany-Schachtel, und in der lag ein Schmuckset, das ihr sehr vertraut war: ein Bettelarmband mit passenden Ohrringen plus Halskette. Genau das Set, das sie auf der Polizeiwache der Verkäuferin hatte zurückgeben müssen. Hanna hielt den Schmuck hoch und sah ihn im Schein der Deckenlampen glitzern. »Wow.«
Ms Marin hob abwehrend die Hände. »Ist schon in Ordnung.« Um zu signalisieren, dass die Konversation hiermit beendet war, zog sie sich ins Wohnzimmer zurück, rollte ihre violette Yogamatte aus und legte ihre Power-Yoga-DVD ein.
Hanna legte die Ohrringe verwirrt wieder in die Schachtel zurück. Ihre Mom war wirklich merkwürdig. In diesem Moment fiel ihr ein cremefarbener, quadratischer Umschlag auf, der auf dem Telefontischchen lag. Er war
an Hanna adressiert, beschriftet in Großbuchstaben. Sie lächelte. Eine Einladung zu einer schicken Party war genau die Art von Aufheiterung, die sie jetzt brauchte.
Atme tief durch die Nase ein und durch den Mund aus , befahl der Fernseh-Yogi im Wohnzimmer mit sanfter Stimme. Ms Marin stand da, ihre Arme hingen schlaff an ihren Seiten herab. Sie bewegte sich nicht einmal, als aus ihrem BlackBerry der »Hummelflug« erklang, was bedeutete, dass sie eine E-Mail bekommen hatte. Diese Zeit gehörte nur ihr allein.
Hanna griff nach dem Umschlag und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sie setzte sich auf ihr Himmelbett, tastete über ihre dicht gewebte Tagesdecke und lächelte Dot zu, der friedlich in seinem Hundebettchen schlummerte.
»Komm her, Dot«, flüsterte sie. Er streckte sich und kroch schläfrig in ihre Arme. Hanna seufzte. Vielleicht hatte sie nur PMS, und dieses zittrige Unwohlsein, dieses Gefühl, als würde die Welt über ihr zusammenbrechen, war nur eine vorübergehende Paranoia.
Sie schlitzte den Umschlag mit dem Fingernagel auf und runzelte die Stirn. Es war keine Einladung und die Nachricht ergab eigentlich keinen Sinn.
Hanna,
nicht mal Daddy mag dich
am liebsten!
- A.
Was sollte das denn bedeuten? Aber als sie das Blatt auseinanderfaltete, das ebenfalls in den Umschlag gestopft war, jaulte sie auf.
Es war ein Farbausdruck des Online-Newsletters einer Privatschule. Hanna betrachtete die vertrauten Personen auf dem Foto. Unter dem Foto stand: Kate Randall war bei der Wohltätigkeitsveranstaltung Sprecherin der Schule. Hier abgebildet mit ihrer Mutter Isabel Randall und Ms Randalls Verlobtem Tom Marin.
Hanna blinzelte hektisch. Ihr Vater sah genauso aus wie damals, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Und obwohl ihr Herz einen Schlag aussetzte, als sie das Wort Verlobter las - wann war das denn passiert? -, ließ etwas anderes ihr die Haare zu Berge stehen. Das Foto von Kate. Sie sah makelloser aus als je zuvor. Ihre Haut
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