Pretty Little Liars - Unvergleichlich
Ali.«
»Die Sache zwischen Ian und Ali«, wiederholte Melissa und starrte auf die Barbie, die sie in der Hand hielt.
»Ja.« Spencers Innerstes fühlte sich an wie ein flüssiger, mit Lava gefüllter Vulkan, der gleich explodieren würde. »Ali hat es mir gesagt, kurz bevor sie verschwand. Aber ich hatte es wohl verdrängt.«
Melissa begann, die Haare der blonden Barbie zu bürsten. Ihre Lippen zuckten.
»Ich habe auch noch ein paar andere Sachen verdängt«, fuhr Spencer unsicher fort. Ihr war nicht ganz wohl bei dem Geständnis. »An dem Abend hat Ali mich verhöhnt. Sie sagte, ich sei verknallt in Ian und würde versuchen, ihn ihr zu stehlen. Es war, als wolle sie, dass ich wütend werde. Und dann habe ich sie gestoßen. Ich wollte ihr nicht wehtun, aber ich habe Angst, dass ich …«
Spencer bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Darüber zu sprechen, beschwor die Bilder der schrecklichen Nacht erneut herauf. Regenwürmer, die der Regen der vergangenen
Nacht aus der Erde gelockt hatte, krochen über den Pfad. Ali rutschte der rosafarbene BH-Träger von der Schulter und ihr Zehenring glitzerte im Abendlicht. Es war real . Es war tatsächlich passiert.
Melissa legte die Barbie auf ihre Knie und nahm einen großen Schluck Wodka. »Um ehrlich zu sein, ich wusste, dass Ian dich geküsst hat. Und ich wusste auch, dass Ali und Ian eine Affäre hatten.«
Spencer riss den Mund auf. »Ian hat es dir erzählt ?«
Melissa zuckte mit den Schultern. »Ich habe es erraten. Ian war noch nie besonders gut darin, Dinge vor mir geheim zu halten.«
Spencer starrte ihre Schwester an und es lief ihr kalt den Rücken herunter. Melissas Stimme klang beinahe singend, als unterdrücke sie ein Kichern. Dann sah sie Spencer direkt an. Sie lächelte strahlend – und höchst merkwürdig. »Was deine Befürchtung angeht, dass du Ali getötet haben könntest – nun, ich glaube nicht, dass du dazu fähig bist.«
»N-nein?«
Melissa schüttelte langsam den Kopf und ließ auch die Puppe auf ihren Knien den Kopf schütteln. »Man muss ein sehr besonderer Mensch sein, um zu töten. Und du bist dazu nicht fähig.«
Sie leerte ihre Teetasse mit Wodka in einem Zug. Dann hob sie mit ihrer gesunden Hand die Barbie am Hals hoch und brach ihr mit einer einzigen, lässigen Bewegung den Kopf ab. Mit weit aufgerissenen Augen reichte sie ihn Spencer. »Du bist dazu wirklich nicht fähig.«
Der Puppenkopf passte perfekt in Spencers Handfläche.
Die Barbie-Lippen waren zu einem verführerischen Lächeln geschürzt, die Augen waren von einem brillanten Saphirblau. In Spencer stieg Übelkeit auf. Es war ihr bisher noch nie aufgefallen, aber die Puppe sah exakt so aus wie … Ali.
WORÜBER REDEN DENN ANDERE LEUTE IM KRANKENHAUS?
Am Montagmorgen rannte Aria nicht wie sonst vor dem Läuten in Richtung Englischunterricht, sondern in Richtung Ausgang der Rosewood Day. Sie hatte gerade eine SMS von Lucas bekommen. Aria, komm ins Krankenhaus, falls du kannst. Hanna darf endlich Besuch bekommen.
Sie war so auf ihren Weg fixiert, dass sie ihren Bruder Mike erst sah, als er direkt vor ihr stand. Er trug ein T-Shirt mit einem Playboyhäschen unter seinem Schulblazer und das Mitgliedsarmband der Rosewood-Day-Lacrossemannschaft. Auf dem Gummi stand sein Teamspitzname, der aus unerfindlichen Gründen Buffalo lautete. Aria wagte nicht, danach zu fragen – wahrscheinlich war es eine Anspielung auf seine Penisgröße oder so. Die Lacrossemannschaft wurde einer Studentenverbindung von Tag zu Tag ähnlicher.
»Hi«, sagte Aria ein wenig abwesend. »Wie geht’s?«
Mikes Hände schienen an seinen Hüften festgewachsen zu sein. Der höhnische Ausdruck auf seinem Gesicht deutete darauf hin, dass er nicht auf Small Talk aus war. »Wie ich höre, wohnst du jetzt bei Dad.«
»Nur notgedrungen«, sagte Aria schnell. »Sean und ich haben Schluss gemacht.«
Mike kniff seine graublauen Augen zusammen. »Ich weiß. Das habe ich auch gehört.«
Aria trat überrascht einen Schritt zurück. Wusste Mike etwa über sie und Ezra Bescheid? »Ich wollte dir nur sagen, dass ihr euch gegenseitig verdient, du und Dad«, zischte Mike, wirbelte herum und stieß beinahe mit einem Mädchen in Cheerleaderuniform zusammen. »Bis dann!«
»Warte, Mike!«, schrie Aria. »Ich bringe das wieder in Ordnung, versprochen!«
Aber er lief einfach weiter. Letzte Woche hatte Mike he rausgefunden, dass Aria über drei Jahre lang von der Affäre ihres Vaters mit Meredith gewusst, aber
Weitere Kostenlose Bücher