Pretty Little Liars - Unvergleichlich
nicht einmal sicher, ob sie überhaupt darüber reden wollte. »Spencer hat recht. Genau das beabsichtigt A.«
Die Mädchen blickten schweigend auf die quadratische Noguchi-Papierlampe auf dem Couchtisch. Spencer ergriff Monas Hand und drückte sie. Emily ergriff Hannas Hand.
»Worum ging es in deinen SMS sonst?«, fragte Aria leise.
Mona senkte den Kopf. »Um ein paar Geschichten von früher.«
Hanna starrte auf die wie eine Amsel geformte Haarspange in Arias Haaren. Sie war empört, weil sie sich ziemlich gut vorstellen konnte, womit A. Mona gedemütigt hatte – mit Erinnerungen an die Zeit vor ihrer Freundschaft zu Hanna. Die Zeit, in der Mona einsam und uncool gewesen war. Auf welches Geheimnis hatte sich A. gestürzt? Darauf, dass Mona Ali wie ein Hündchen gefolgt war, weil sie unbedingt sein wollte wie sie? Darauf, dass alle Witze damals auf ihre Kosten gegangen waren? Sie und Mona sprachen nie über die Vergangenheit, aber manchmal kam es Hanna
so vor, als lauerten die schmerzhaften Erinnerungen ganz in der Nähe. Sie brodelten unter der Oberfläche ihrer Freundschaft wie ein unterirdischer Geysir.
»Du musst es uns nicht erzählen, wenn du nicht willst«, sagte Hanna schnell. »Unsere SMS von A. beziehen sich auch oft auf die Vergangenheit. Wir alle würden am liebsten so einiges vergessen.«
Sie schaute ihrer besten Freundin in die Augen und hoffte, Mona würde sie verstehen. Mona drückte Hannas Hand, und Hanna fiel auf, dass Mona den silbernen Ring mit dem Türkis trug, den sie ihr im Werkunterricht geschmiedet hatte, obwohl das Ding nun wirklich nicht aussah, als sei es von Tiffany. Hanna wurde es warm ums Herz. In einem Punkt hatte A. recht: Beste Freundinnen teilten alles miteinander. Und ab jetzt würden sie und Mona das auch können.
Es klingelte, drei melodische Klimpertöne ertönten. Die Mädchen schossen hoch. »Wer ist das?«, flüsterte Aria ängstlich.
Mona stand auf und schüttelte ihr langes blondes Haar. Sie grinste breit und tänzelte zu Hannas Eingangstür. »Etwas, das uns helfen wird, all unsere Sorgen zu vergessen!«
»Hast du Pizza bestellt?«, fragte Emily.
»Nein, zehn Männermodels, vom Philadelphia-Ableger der Wilhelmina-Agentur natürlich«, sagte Mona schlicht.
Als wäre alles andere vollkommen undenkbar.
WIE LÖST MAN EIN PROBLEM WIE EMILY?
Nachdem Emily am Donnerstagabend Hannas Haus verlassen hatte, bahnte sie sich einen Weg durch die Heerscharen mit Einkaufstüten beladenen, nach teuren Parfums duftenden King-James-Mall-Shopper. Sie war mit ihren Eltern in All That Jazz! verabredet, dem von Broadway-Musicals inspirierten Restaurant neben der Nordstrom-Buchhandlung. Früher war dies Emilys Lieblingsrestaurant gewesen, und sie vermutete, dass ihre Eltern glaubten, daran hätte sich nichts geändert. Das Restaurant sah genau so aus wie immer, mit seiner Theatermarkise und der riesigen Phantom der Oper- Statue neben der Rezeption. Die Wände waren mit Fotos von Broadway-Stars dekoriert.
Emily traf vor ihrer Familie ein, also setzte sie sich an die lange Bar mit der Granitplatte. Eine Zeit lang starrte sie auf die Sammelfiguren, die in einer Vitrine neben der Rezeption ausgestellt waren. Ausnahmslos Figuren aus dem Film Arielle, die Meerjungfrau . Früher hatte sich Emily oft gewünscht, sie könnte mit Arielle tauschen – sie hätte Arielle ihre menschlichen Beine gegeben und dafür ihren Nixenschwanz bekommen. Immer wieder hatte sie ihre alten Freundinnen dazu überredet, sich mit ihr den Film anzusehen,
bis Ali ihr eines Tages sagte, er sei kindisch und langweilig und sie solle sich einen anderen Lieblingsfilm suchen.
Ein vertrautes Gesicht erschien auf dem Fernsehbildschirm über der Bar. Im Vordergrund stand eine blonde, vollbusige Reporterin, in der Ecke prangte Alis Jahrbuch foto aus der Siebten. »Seit rund einem Jahr leben Alison DiLaurentis’ Eltern in einer kleinen Stadt in Maryland. Ihr Sohn Jason beendet gerade sein Studium an der Yale University. Sie führten ein zurückgezogenes Leben … bis jetzt. Während die polizeilichen Untersuchungen des Mordfalles Alison keine nennenswerten neuen Erkenntnisse liefern, agen wir uns: Wie kommt die Familie mit der Situation zurecht?«
Ein majestätisches, mit Efeu bewachsenes Gebäude erschien auf dem Bildschirm über der Zeile: NEW HAVEN, CONNECTICUT.
Eine andere blonde Reporterin folgte ein paar Studenten.
»Jason!«, rief sie. »Tut die Polizei genug, um den Mörder deiner Schwester zu
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