Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
Leben vertraut war. Dieser Billy hingegen war ein komischer Fremder, der es irgendwie geschafft hatte, ihre dunkelsten Geheimnisse zu erfahren. Wahrscheinlich war das schon irgendwie möglich – schließlich hatte auch Mona Vanderwaal ihr ganzes Wissen über die vier Freundinnen nur erworben, indem sie einfach Alis Tagebuch gelesen hatte.
»Schon«, überlegte Hanna. »Aber er hat es auf jeden Fall
getan. Ich hoffe, sie sperren ihn bis an sein Lebensende ein.«
Das Mikrofon auf dem Podium gab ein kreischendes Feedback-Geräusch von sich und Emily riss den Kopf hoch. Mrs DiLaurentis, die ein enges schwarzes Kleid, eine braune Nerzstola und schwarze Pumps trug, kam aus dem Haus. Sie hielt einen Stapel Karteikarten in den Händen. Ihr Mann, der noch hagerer und hakennasiger wirkte, als Emily ihn in Erinnerung hatte, war an ihrer Seite. Emily fiel auch auf, dass Officer Wilden jetzt bei den Polizisten stand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Emily verzog das Gesicht. Es mochte ja sein, dass Wilden seine amische Exfreundin nicht umgebracht hatte, aber sie traute ihm immer noch nicht über den Weg. Wilden hatte ihnen nicht geglaubt, dass es eine neue A. gab, selbst als sie ihm die gruseligen Drohnachrichten gezeigt hatten. Und er hatte es verdächtig schnell als Unsinn abgetan, dass die Mädchen Ali nach dem Brand gesehen hatten. Er hatte Emily und den anderen sogar das Versprechen abgenommen, nicht mehr darüber zu reden, dass sie Ali im Wald gesehen hatten.
Die Menge verstummte, Kameras blitzten auf. »Wir drehen«, flüsterte jemand neben Emily.
Mrs DiLaurentis trat an das Podium und lächelte schief. »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie. »Die vergangenen vier Jahre waren für meine Familie und mich sehr schwierig und schmerzvoll, aber wir durften auch viel Unterstützung erfahren. Es geht uns den Umständen entsprechend gut und wir sind sehr erleichtert darüber, dass der Mord an unserer Tochter endlich aufgeklärt ist.«
Vereinzeltes Klatschen wurde laut und Alis Mom fuhr fort: »In Rosewood wurden zwei wunderschöne, unschuldige Mädchen auf tragische Weise aus dem Leben gerissen. Ich möchte um eine Schweigeminute für meine Tochter Alison und für Jenna Cavanaugh bitten.« Sie schaute über die Menge hinweg zu Jennas Eltern, die weiter hinten unter einer Eiche standen. Jennas Mom presste die Lippen zusammen, als versuche sie, die Tränen zurückzuhalten. Jennas Vater starrte stumm auf ein Kaugummipapier zu seinen Füßen.
Emily hörte jemand in der Menge schniefen, dann krächzte eine Krähe laut. Der Wind pfiff durch die nackten Zweige der Bäume. Als sie wieder zum Fenster der DiLaurentis schaute, sah sie erneut eine Bewegung.
Mrs DiLaurentis räusperte sich. »Aber ich habe sie alle noch aus einem anderen Grund hierhergebeten«, las sie von einer Karteikarte ab. »Unsere Familie hütet schon seit langer Zeit ein Geheimnis, hauptsächlich aus Gründen der Sicherheit. Wir sind der Meinung, dass es an der Zeit ist, das Geheimnis zu lüften und die Wahrheit zu sagen.«
Emily fühlte sich, als flattere eine Motte durch ihren Bauch.
Die Wahrheit?
Mrs DiLaurentis’ Lippen zitterten und sie holte tief Luft. »Die Wahrheit ist, dass wir noch ein weiteres Kind haben. Ein Kind, das aufgrund von … gesundheitlichen Problemen eine Zeit lang nicht bei uns zu Hause gelebt hat.«
Die Zuschauer begannen zu murmeln. Emily schwirrte der Kopf. Was hatte Mrs DiLaurentis da eben gesagt? Sie griff nach Arias Hand. Die erwiderte den Händedruck.
Mrs DiLaurentis erhob die Stimme, um das Flüstern der Menge zu übertönen.
»Unsere Tochter wurde vor Kurzem als vollständig geheilt entlassen, aber wir wollten sie vor den Augen der Öffentlichkeit verbergen, bis der Mörder ihrer Schwester gefasst war. Dank Officer Wilden und seinem Team ist dies nun endlich geschehen.«
Sie drehte sich zu Wilden, der verlegen den Kopf gesenkt hatte, und nickte ihm dankbar zu. Ein paar Leute klatschten. Emily kam das Erdnussbuttersandwich hoch, das sie zu Mittag gegessen hatte. Noch eine Tochter?
»Also möchten wir sie Ihnen heute vorstellen.« Mrs DiLaurentis drehte sich zum Haus und winkte. Die Eingangstür öffnete sich und ein Mädchen kam heraus.
Die Geldbörse glitt Emily aus den Fingern.
» Was? «, schrie Aria und ließ Emilys Hand los. Spencer packte Emilys Schulter und Hanna sackte an der Absperrung zusammen.
Das Mädchen auf der Veranda hatte blondes Haar, einen Porzellanteint und ein herzförmiges
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