Pretty Little Liars - Vollkommen
Augen auf. »Der Chefredakteur war so angetan von der Story, weil du aus der Gegend stammst, dass du auf den Titel kommst.«
»Auf den Titel der Modebeilage?«, fragte Melissa ungläubig.
»Nein, auf den Titel der gesamten Samstagsausgabe!«, rief Bridget entzückt.
»Oh mein Gott, Spencer!« Mrs Hastings griff nach Spencers Hand.
»Das kann man wohl sagen«, zwitscherte Bridget. »Gewöhn dich lieber an den Rummel. Falls du gewinnst, wird dir das hier wie Kinderfasching vorkommen. Ich habe die Gewinnerin von 2001 für Newsweek gestylt. Himmel, ihr Terminkalender war proppenvoll!«
Bridget marschierte zur Eingangstür und hinterließ eine Wolke Jasminparfum im Raum. Spencer besann sich auf die beruhigende Wirkung ihrer bevorzugten Yoga-Atmung und versuchte, tief in ihre Körpermitte zu atmen. Sie öffnete den Reißverschluss der ersten Kleiderhülle und fuhr mit der Hand über den dunklen Wollblazer darin. Calvin Klein. Der nächste Blazer war von Armani.
Ihre Mutter und Melissa gesellten sich zu ihr und halfen ihr beim Begutachten. Sie schwiegen einige Sekunden,
dann sagte Melissa. »Spence, an dieser Hülle ist was be festigt.«
Spencer schaute zu ihr. Ein gefaltetes Blatt liniertes Papier war mit Tesafilm auf die Kleiderhülle geklebt. Mit der Hand hatte jemand darauf einen einzelnen Buchstaben geschrieben: S.
Spencer erstarrte. Sie nahm das Blatt in Zeitlupe an sich und drehte sich von Melissa und ihrer Mutter weg. Dann faltete sie es auseinander.
»Was steht drauf?« Melissa machte einen Schritt auf sie zu.
»Ach, nur Anweisungen für die Stylistin.« Die Worte kamen ihr undeutlich und schwerfällig über die Lippen.
Mrs Hastings öffnete weiterhin seelenruhig Reißverschluss um Reißverschluss, aber Melissa hielt Spencers Blick noch einen Augenblick lang fest. Als sie endlich wegsah, faltete Spencer das Blatt noch einmal langsam auseinander.
Liebe Miss Finalistin! Wie würde es dir schmecken, wenn ich dein Geheimnis JETZT GLEICH verrate? Ich bin dazu fähig, wie du weißt. Und wenn du nicht aufpasst, mach ich es vielleicht. – A.
VERTRAUE NIE EINEM SO ALTMODISCHEN GERÄT WIE DEM FAX
Am Mittwochnachmittag in der Mittagspause saß Hanna an einem Tisch aus Teakholz mit Aussicht auf die Sportanlagen und den Ententeich der Rosewood Day. In der Ferne erhob sich der stolze Mount Kale. Es war ein perfekter Nachmittag: Der Himmel war knallblau, die Luftfeuchtigkeit gering, es roch nach Herbstlaub und die Luft war sauber und rein. Das Setting war ideal für Hannas nicht zu übertreffendes Geburtstagsgeschenk an Mona. Sie musste nur noch auftauchen. Hanna hatte es während der Anprobe des champagnerfarbenen Zac-Posen-Hofstaatkleids gestern bei Saks nicht geschafft, auch nur ein privates Wort mit ihrer Busenfreundin zu wechseln. Naomi und Riley waren ständig um Mona herumgeschwänzelt. Später hatte sie versucht, Mona anzurufen, um mit ihr über den verpatzten Jahrestag zu reden, aber Mona war zu beschäftigt gewesen. Sie sagte, sie lerne gerade auf eine wichtige Deutscharbeit, und wenn sie die verpatze, könne sie sich ihre Sweet-Seventeen-Party an den Hut stecken.
Aber egal. Mona musste gleich hier eintreffen, dann
würden sie die versäumte Hanna-Mona-Zeit der letzten Tagen nachholen. Und was die Nachricht von A. betraf, dass Mona ihr Vertrauen nicht verdiente – das war doch ein dämlicher Bluff . Mona war möglicherweise noch sauer wegen des Missverständnisses an ihrem Jahrestag, aber sie würde ihr nie im Leben deshalb die Freundschaft kündigen. Außerdem würde Hannas Geburtstagsüberraschung alles wieder ins Lot bringen. Mona sollte sich also lieber beeilen, sonst verpasste sie noch alles.
Während Hanna wartete, scrollte sie durch die Nachrichten auf ihrem BlackBerry. Sie hatte ihn darauf programmiert, Nachrichten so lange aufzubewahren, bis sie manuell gelöscht wurden, also befanden sich auch noch all ihre alten mit Ali ausgetauschten SMS im Posteingang. Hanna sah sie sich nur selten an – es machte sie jedes Mal irre traurig -, aber heute hatte sie aus einem unerfindlichen Grund plötzlich das Bedürfnis danach. Sie fand eine SMS aus der Siebten von Anfang Juni. Nur ein paar Tage später war Alison verschwunden.
Versuche, auf Bio zu lernen, hatte Ali geschrieben. Hab wohl zu viel Energie übrig.
Warum?, hatte Hanna rückgefragt.
Ali: Keine Ahnung. Vielleicht bin ich ja verliebt. Haha.
Hanna: Verliebt? In wen?
Ali: War nur Spaß. Mist, da ist Spencer. Sie will Hockey-Drills üben.
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