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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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seiner Frau sagen?«, rief der Reverend.
    Rocco
nickte zu Victor: »Wie alt bist du?«
    »Zwanzig,
einundzwanzig«, flüsterte Victor heiser. Rocco drehte sich um und ging
rückwärts zur Tür, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. »Es wäre nett, wenn Sie
das übernehmen würden«, erwiderte er. »Ich bin nicht befugt, solche
Mitteilungen vorzunehmen, der Junge ist über achtzehn. Ich denke, es wäre das
Beste, wenn Sie sich darum kümmern könnten.«
    Der
Reverend sah todunglücklich drein und nickte zögernd. Der schwarze Inspektor
stand neben ihm, sah Rocco hinterher und scheuchte ihn mit huschenden kleinen
Handbewegungen fort.
     
    Rocco
stieg hinten mit Victor ein, Mazilli gab den schweigenden Chauffeur ab. Rocco
fingerte an seiner Waffe herum und fiel dann in seine übliche Litanei.
»Normalerweise müsste ich dir ja Handschellen anlegen, Junge, aber du siehst
aus, als ob ich dir trauen könnte.«
    Victor
lehnte die Schläfe an die Scheibe und starrte mit traurigen Augen auf die
Kopfstütze des Vordersitzes.
    »Hör mal,
wenn wir ins Büro kommen, was willst du dann essen? Pizza, Hamburger, wir
können alles kommen lassen. Sandwiches, da ist ein toller Laden, die liefern
ins Haus, willst du ein Sandwich?«
    Victor
bohrte sich einen Finger in den Augenwinkel, und Rocco hörte, wie er durch die
Nase atmete. Mazilli fuhr auf die 1 -9.
    »Dieser
Reverend? Hält der gute Predigten?«
    Victor
grunzte leise, aber Rocco konnte nicht sagen, ob er ja oder nein meinte. Rocco
zuckte mit den Schultern. Er musste den Jungen beschäftigen, seine Gedanken von
dem ablenken, was er vorhatte, nämlich sich selbst hinter Gitter zu bringen.
Außerdem war es wichtig, dass der Junge ihn als seinen Freund betrachtete.
    »Ich will
dich mal was fragen«, sagte Rocco und behielt seinen freundlichen Ton bei.
»Wann bist du das letzte Mal verhaftet worden?«
    »Ist
fallengelassen worden«, sagte der Junge und sprach zu seinem Handgelenk.
    »Was?«
Rocco war erleichtert, dass der Junge endlich etwas sagte. »Mein Fall.«
    »Ach so?
Wie lautete denn die Anklage?«
    »Blickkontakt.«
Der Junge verzog seinen Mund zu einem ganz privaten Grinsen.
    »Blickkontakt.
Hmm, das ist mal was Neues.« Rocco bemerkte Mazillis Blick im Rückspiegel.
    »Das ist
uralt. Kommt andauernd vor.«
    »Was
meinst du?« Rocco versuchte, ihn aus der Reserve zu locken, doch der Junge
wollte nichts mehr dazu sagen, und Rocco drängte ihn nicht.
    »Also,
Victor, womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?«
    »Ich
arbeite ...«
    »Als was?«
    »Ich bin
Manager in einem Restaurant.«
    »Ach ja?
Nicht dein Ernst. In Rydell? Vielleicht hab ich schon mal da gegessen.«
    »In
Dempsy. >Hambone's<.«
    Rocco
schnippte mit den Fingern. »Daher kenn ich
dich. Ich hab dich vor etwa neun Monaten einem Lügendetektortest unterzogen.
Erinnerst du dich an mich? Irgendjemand klaute Fleisch, oder Brot, ja, das
war's, und die haben mich hinbestellt, weißt du, ich hab das früher mal
gemacht. Ein kleiner Nebenverdienst. Ja, ich hab alle dem Test unterzogen. Ich
erinnere mich an dich, du warst der Typ, der so sauer war, weil du grade erst
so eine Art Auszeichnungsplakette gekriegt hattest, und dann wurdest du an den
Lügendetektor angeschlossen. Ja, ja ...« Rocco erinnerte sich daran, wie er
sein tragbares Gerät in einer heißen, lauten Ecke der Küche
aufgestellt und die Tests inmitten all des Lärms und der Schwüle durchgeführt
hatte.
    »Ich
war's, der vorgeschlagen hatte, die Polizei zu rufen«, sagte Victor, der nun
ein wenig auftaute.
    »Ja, nun,
ich bin nicht als Polizist vorbeigekommen, ich hab als Nebenjob so eine Art
Sicherheitsdienst gemacht, aber, ja, du hast mir echt leidgetan. Habt ihr den
Kerl jemals geschnappt?«
    »Mmh-mmh.«
Victor lächelte mit fast geschlossenen Augen.
    Seitdem
sie aufeinandergetroffen waren, hatte Victor kaum die Augen geöffnet, linste
unter seinen Lidern hinaus auf die Welt wie ein Kind, das so tut, als schliefe
es.
    Rocco
hatte das schon früher bemerkt; Mörder nahmen oft die Haltung von
Schlafwandlern an, um mit der Last des Geständnisses und der Haft fertig zu
werden, obwohl Rocco glaubte, dass bei manchen die geschlossenen Augen auch
eine Menge mit Schamgefühlen zu tun hatten.
    »Also,
lassen die dich immer noch sechzig Stunden arbeiten?«
    »Fünfzig,
aber ich hab auch noch einen anderen Job.«
    »Ja? Als
was?«
    »Möcht ich
lieber nicht sagen.«
    »Okay.«
Rocco zuckte fröhlich mit den Schultern. »Bist du

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