Price, Richard
du
dich nicht wohl fühltest, richtig? Was war's, Kopfschmerzen, ein Streit?«
Der
Bursche bekam wieder einen glasigen Blick. Rocco dachte: >Da ist was, worauf
er sich nicht einlassen will.<
»Einfach
nur müde, wissen Sie.« Victor sprach leise.
»Hast du
da mit irgendwem geredet?«
»Ja, ich
hab mit allen geredet. Ich bin der Manager.«
»Ich
meine, hast du irgendwelche anderen Unterhaltungen geführt außer >Tu dies,
tu das«
»Immer
dasselbe, immer dasselbe«, Victor zuckte mit den Schultern.
»Stehst du
irgendjemandem dort nahe?«
»Nahe?«
»Irgendjemand,
mit dem du mehr redest als mit den anderen?«
»Hector.«
»Hector?«
»Ja, das
ist der andere Manager, Hector Morales.« Rocco schrieb sich den Namen auf.
»Also war es der übliche Tag - anstrengend?« Victor zuckte erneut mit den
Schultern, wehrte Roccos Mitgefühl ab.
»Und wo
warst du vor der Arbeit?«
»Bei der
anderen.«
»Anderen
was?«
»Arbeit.«
»Was ist
das für ein Job?«
»Das
möchte ich lieber nicht sagen.«
»Warum
nicht?«
Victor
warf ihm einen schnellen Blick des Unbehagens zu. »Ist er illegal?«, fragte
Rocco, dachte an Drogen, an die Arbeit in der Crew von irgendwem. »Mir kannst
du's sagen.« Victor schwieg.
»Schau,
ich krieg's doch sowieso raus.«
Victor
legte sich eine Hand vor den Mund und murmelte: »Wachdienst.«
»Bei wem?«
»In diesem
Laden in New York.«
»Welcher
Laden?«
»To Bind
an Egg. Is 'n Japanladen.«
»Welche
Adresse?«
»473,
Columbus Avenue. Da gibt es so Kimonos, Teekannen.«
»Und das
ist das große Geheimnis? Klingt doch wie n guter Job.« Victor murmelte sich was
in die Schulter.
»Was?«
»Das läuft
an den Büchern vorbei.«
Rocco
unterdrückte ein Augenrollen. »Wer ist dein Boss?«
»Diese
Dame, Kiki.«
»Kiki...«
Rocco wartete mit gezücktem Stift.
»Kiki ...«
Victor blinzelte, versuchte, sich an den Nachnamen zu erinnern. Er zuckte
peinlich berührt mit den Schultern. »Kiki... ich weiß nicht.«
»Trägst du
dort eine Waffe?«
»Mm-mmh.
Ich hab einen Gummiknüppel.«
»Und woher
hast du die Waffe?«
»Gefunden.«
Rocco
spürte, wie er Kopfschmerzen bekam; er unterdrückte ein Gähnen. »Wo?«
»Unter
einem Stuhl im Restaurant, als wir mal saubergemacht haben.«
»Wann war
das?«
»Vor 'nem
Monat? Fünf Wochen?«
»War sie
geladen?«
»Ich
nehm's an«, sagte er, und seine Stimme klang hell und ironisch.
»Bevor du
diesen Kerl erschossen hast, wie oft hast du vorher die Waffe abgefeuert?«
»Ich
wusste nicht mal, dass sie geladen war.«
»Also, du
hast sie einfach aufgehoben, auf ihn gerichtet, abgedrückt.«
»Ich
nehm's an.«
»Hast du
sie immer dabeigehabt?«
»Ja,
hmm-hmm. Ich fühlte mich sicher.«
»Wo hast
du sie getragen?«
»In meiner
Tasche, so einer Sporttasche.«
»Also, der
Typ sprang dich an, du bist zurückgetreten, hast in deiner Sporttasche
herumgefischt ... Was war noch in deiner Sporttasche?«
»Meine
Dienstkleidung.«
»Hast in
deiner Sporttasche herumgefischt, die Waffe gefunden, gezielt und viermal auf
ihn geschossen. Stimmt das so weit?«
Victor gab
keine Antwort, und Rocco spürte eine Welle der Ungeduld.
»Was hast
du danach gemacht?«
»Bin nach
Hause gegangen, gerannt.«
»In welche
Richtung?«
»Zum
Boulevard.«
»Richtung
Jersey City oder Newark?«
»Jersey
City. Ich bin nur nach Hause gerannt und musste kotzen.«
»Und du
bist weggerannt zur ...«, Rocco schaute auf der ersten Seite seiner Notizen
nach, »41, Dumont Place, Apartment 11G?«
»Hmm-hmm.«
»Wer war
zu Hause?«
»Meine
Frau, meine Kinder, meine Mutter ... alle.«
»Was hast
du deiner Frau erzählt?«
»Nichts.
Mir wurde nur schlecht, ich hab mir das Gesicht gewaschen und mich schlafen
gelegt.«
»Also, wem hast du
was erzählt?«
»Niemandem.
Nur dem Reverend.«
Rocco
holte Luft, bereit für einen neuen Schlag. »Wann warst du zum letzten Mal im
Ahab's?« Victor schnaubte trocken.
Rocco
lächelte, als hätten sie sich einen Witz erzählt. »Vorher.«
» Eigentlich
... nie.« Victor runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Nicht
einmal? Du wohnst so nah, du bist nie an einem heißen Tag mit deinen Kindern
vorbeigekommen und auf eine Limo oder was da reingegangen?«
Victor sah
auf, seine Augen brannten jetzt, brannten sich direkt in Roccos. »Mit meinen
Kindern? Ich sehe meine verdammten Kinder nie. Ich arbeite die ganze
Zeit. Wenn ich nach Hause komme, bin ich so verdammt müde, dass ich immer
schlafe.«
Rocco
schwieg einen
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