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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Spiegel hinter der Schnapsbatterie war eine Teilnehmerliste
für eine Busfahrt nach Virginia Beach geklebt; daneben befand sich eine
handgeschriebene Ankündigung für eine >Special Night< zu Ehren der
Köchinnen von >Rudy's<, bei der es als Spezialität ein
Spaghetti-Krabben-Gericht geben sollte.
    Mazilli wollte nicht allzu weit vom Eingang weg; er
lehnte sich gegen die ausgestöpselte Jukebox, kreuzte die Arme vor der Brust
und starrte über die Straße hinaus zum >Ahab's<. Rocco ließ ihn stehen
und kämpfte sich an die Bar vor, drückte sich zwischen eine schwergewichtige
Frau, die sich mit einem alten Mann mit Skippermütze ä la Count Basie
unterhielt, und einen rotäugigen Wachmann, dessen Gummiknüppel neben seinem
Drink lag.
    Der Barkeeper, ein großer, glatzköpfiger Mann mit
Oberlippenbart und goldenem Ohrring, trat zu ihm und nickte.
    »Was haben Sie kalt?«, rief Rocco über die Musik
hinweg.
    »Miller, Budweiser ...«
    »Miller hört sich gut an.« Rocco drehte sich um und
rief zu Mazilli hinüber. »Wie steht's mit dir, Cheech?«
    Mazilli schüttelte den Kopf und sah wieder auf die
Straße hinaus.
    Rocco bemerkte ein paar scheele Blicke der Stammgäste,
aber sie waren eher neugierig als feindselig. Rocco fand es etwas merkwürdig,
sich Victor in diesem Schuppen und inmitten dieser Leute vorzustellen: Er wäre
mit weitem Abstand der Jüngste hier. Rocco malte sich aus, wie der Junge
hereinkam, allein dasaß und in seine Drinks starrte, nur darauf aus, von allen
in Ruhe gelassen zu werden.
    Der Barkeeper kam mit einer Flasche Miller zurück.
Rocco zeigte ihm seine Dienstmarke und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin
Rocco Klein vom Büro des Staatsanwalts. Sind Sie Rudy?«
    Die Antwort des Barkeepers ging in der Musik unter.
    Rocco sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Könnten Sie die Musik etwas leiser drehen? Ich höre nicht so gut.«
    Der Barkeeper zuckte mit den Schultern, schaltete das
Radio aus, und die plötzliche Stille ließ alle erschrecken.
    »Wie war das gleich?«, sagte Rocco.
    »Rudy ist mein Vater. Ich bin Lamar.«
    »Lamar ...« Rocco wartete.
    »Lamar McCoy.«
    »Lamar, ich frage mich, ob Sie mir wohl weiterhelfen
können.« Rocco zog ein Foto aus der Jackentasche und reichte es ihm. »Haben Sie
je diesen Burschen hier gesehen?«
    Der Barkeeper nahm sich Zeit, das Bild zu studieren,
und der Wachmann beugte sich nach vorn, um ebenfalls einen Blick darauf zu
erhaschen. Im Verlauf des Verhörs nach der Verhaftung hatte Victor ausgesagt,
er sei hier Stammkunde gewesen; warum brauchten die Leute so lange, ihn zu
identifizieren?
    Schließlich nickte der Barkeeper. »Einmal war er hier,
soweit ich mich erinnern kann. Ich kenn ihn aber nicht - nicht mit Namen,
wissen Sie.«
    »Einmal? Erinnern Sie sich daran, wann das war?«
    »Ja, irgendwann letzte Woche.«
    »Sie wissen nicht, an welchem Tag das war?«
    »Donnerstag, Freitag, so was.«
    »Beide Abende?«
    »Der eine oder der andere, ich hab vergessen, welcher.
Nein, warten Sie, muss Freitag gewesen sein, weil ich am Donnerstag nicht
gearbeitet habe. Ja, es war Freitag.«
    »Kann ich Sie was fragen?« Rocco beugte sich auf seinen
Ellbogen vor. »Ich hab mal in einer Bar drüben in Jersey City gearbeitet, und
an einmalige Gäste hätte ich mich in einer Million Jahren nicht erinnern können,
es sei denn, dass sich jemand irgendwie anders benahm. Ich nehm an, das ist bei Ihnen genauso. Also,
warum erinnern Sie sich an ihn?«
    »Er wollte einen bestimmten Drink, und ich musste in
den Keller gehen, um nachzuschauen, ob wir so was haben.«
    »Ist ja'n Ding«, sagte Rocco. »Und was, zum Teufel war
es, Ovomaltine?«
    »Nein. Coco Lopez, direkt aus der Dose, kein Alkohol.«
    »Sone Art Pina Colada für Shirley Temple?«
    »Ja, und das bestellt sonst niemand. Außerdem, der Typ
war jung, und so viele junge Typen haben wir hier nicht.«
    »Also war er nicht betrunken?«
    »Nein, er hatte nur den einen Coco Lopez, direkt aus
der Dose.«
    »War er mit jemandem zusammen?«
    »Ich glaube, er ist allein reingekommen. Vielleicht hat
er sich auch mit jemandem unterhalten, aber ich bin mir da nicht sicher.«
    Rocco sah für einen Momet weg und dachte daran, wie er
den Jungen befragt hatte. Er glaubte der Version des Barkeepers, was bedeutete,
dass der Junge nur einmal hier und zudem nüchtern gewesen war. Was wiederum
bedeutete, dass der Junge ihn bei allem beschissen hatte. Rocco winkte
Mazilli, sich ihrer Runde anzuschließen und

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