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Prickel

Prickel

Titel: Prickel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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bleibenden Ansicht zu sein, ich betriebe meinen Beruf nur als eine Art spinnerten Zeitvertreib.
    »Kristof«, sagte sie leise und ihre Stimme wurde so kalt dabei wie Eiswürfel im Hemdkragen, »du hast es versprochen! Bei deiner Ehre!«
    Bei meiner was? Jee-sus! Ich mußte ganz ordentlich einen im Schlappen gehabt haben.
    »Du wirst dich da nicht herauslavieren, hast du mich verstanden? Dieser Typ ist unschuldig, ich weiß es, und du könntest zumindest den Versuch unternehmen, mir ein paar Beweise zusammenzuklauben, auf die ich eine halbwegs stichhaltige Verteidigung aufbauen könnte.«
    Mal eben ein paar Beweise zusammenklauben. Was manche Leute sich so vorstellen .
    »Kristof«, wiederholte sie, und es klang fast bittend, ja beinahe flehentlich, »du läßt mich doch nicht hängen, oder?«
    Wollte mich wohl bei meiner Ritterlichkeit packen.
    »Denn wenn«, raunte sie, und die Temperatur im Hörer fiel abrupt wieder um ein paar Dutzend Grade, »wenn du wirklich dein Versprechen brichst, Kristof«, und ein Polarhauch vereiste mir den Gehörgang, »dann, glaub mir, werde ich dafür sorgen, daß dein Name stinkt, und nicht nur in Mülheim allein! Vergiß nicht - kaum jemand engagiert für viel Geld einen Detektiv, ohne sich vorher mit seinem Anwalt beraten zu haben, und wenn es sich in der Kammer erstmal herumgesprochen hat, daß die Dienste eines gewissen -«
    »Ich bin ja schon unterwegs!!!« bölkte ich in den Apparat, daß Kurt wieder aus dem Motorraum des Ford hochfuhr. Bang! Kopf gegen Haube, kloing! fiel der Schlüssel; Verdrossenheit in Blickform traf mich. Wieder so ein Tag, an dem ich es keinem recht machen konnte.
    »Also, warum ich hier bin«, sagte ich .
    Nein, ihm selbst hatte bis heute noch niemand einen oder mehrere in Frage kommende Motoren angeboten. Aber .
    »Du kennst doch Ata?« fragte er, »Ata Riese? Der mit Larry zusammen den Schrottplatz in Oberhausen hat?«
    Ja, kannte ich. Ata der Große und Larry die Sperrmüllratte. Kannte ich gut, alle beide.
    »Also Ata rief gestern an und faselte irgendwas von einer ganzen Ladung astreiner Motoren, und ob ich mich beteiligen wollte.« Hochgezogene Brauen legten ihm die Stirn in Falten. »Weißt du«, sagte er, sah mich offen an und zupfte sich ganz leicht am Ohr, »wenn ich krumme Sachen machen will, dann mach ich sie alleine. Oder mit dem nächsten Besten von der Straße, von mir aus, aber ganz bestimmt nicht mit diesen beiden Spezialisten. Ich hab sie doch noch alle. Na ja, ganz so kraß habe ich es nicht ausgedrückt, doch die Botschaft ist trotzdem angekommen, vermute ich mal.«
    War das nicht zum Verrücktwerden? Da hatte ich eine Spur, warm, frisch, stark riechend, einen ersten kleinen Wink, viel früher als erwartet, und ich dachte >Mann, das ist kein Zufall, das ist deine sagenhafte Spürnase, Kryszinski<, und gleichzeitig hing mir Veronika van Laar mit ihrem blöden Hirngespinst wie ein Frettchen im Genick.
    »Gib mal Atas Nummer«, sagte ich, nach kurzem, scharfem Nachdenken. (Nein, ich konnte mich beim besten Willen nicht entsinnen, ihm oder Larry auch nur eine Mark zu schulden.)
    Kurt schüttelte den Kopf, und seine Brauen wanderten wieder nach oben, bevor er mir ein schiefes Grinsen schenkte. »Ata hat kein Telefon mehr«, sagte er milde.
    »Ata hat neuerdings eine Zelle, direkt vor seinem Tor, und Ata hat einen ganzen Karton voll Telefonkarten; sind irgendwo vom Laster gefallen, glaube ich. >Keine Mark mehr an die Telekom< heißt seine neueste Parole.«
    Ich atmete tief durch. Was kannte ich doch für originelle Charaktere.
    Die Uhr an der Werkstattwand zeigte Viertel nach drei. Wenn ich heute noch ein wenig mit meinem neuesten Klienten plauschen wollte, mußte ich mich sputen; Zeit für einen kleinen Abstecher nach Oberhausen blieb da nicht. Ich kramte in meiner Jacke nach der Adresse. Das >Christopherus-Asylum, Psychiatrische Behandlungs- und Verwahranstalt< befand sich irgendwo in Ratingen. In Ratingen kannte ich mich so gut wie gar nicht aus. Kurt auch nicht. Ich verabschiedete mich. Würde ich mich eben durchfragen müssen.
    »Ich hab sie gefragt«, hatte Det geflüstert, heiser und aufgeregt, und mich am Ellbogen ganz eng an sich gezogen, »sie ist total scharf auf dich, glaub mir!«
    Ich hatte so meine Zweifel; trotzdem bin ich mitgegangen.
    >Sie< war Nina, ein Barmädchen mit Ringen unter den Augen, die so gut wie nie lachte, aber ununterbrochen trank und rauchte, daß es einem vom Zusehen schlecht werden konnte. Ein paar Tage

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