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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Obwohl sie mich in den Armen hielt, wandte ich meinen Blick nicht von Ewen ab, als sie mich hob.
    »Du musst noch einmal Nahrung zu dir nehmen, bevor der Tag anbricht«, sagte sie zu mir.
    »Der Maz-Sherah«, sprach Einer der Vampyre mit Ehrfurcht in der Stimme. »Balaam murmelte so oft Dinge über den Maz-Sherah. Doch ich dachte immer, es sei nur ein Traum.«
    »Wenn er der Eine ist«, fragte der Tätowierte, »warum verfügt er dann nicht über das Wissen? Warum ist er schwach? Warum erkennen wir ihn nicht?«
    »Der Traum ist noch nicht Fleisch geworden. Die Verwandlung hat noch nicht stattgefunden«, antwortete die Vampyrin mit dem Turban. »Der Priester atmet durch ihn. Unsere dunkle Mutter, die das Ende aller Tage wünscht, fürchtet ihn.«
    »Er wird Zerstörung über uns bringen«, sagte Einer der anderen. »Er wird ihren Zorn auf alle herabbeschwören, die Blut trinken.«
     
    Die fauchende Frau über mir trug den Namen Yset; der Langhaarige mit den Tätowierungen am Hals war Yarilo, und der junge Vampyr mit dem Schwert hieß Vali. Der Name der Frau mit dem
Turban lautete Kiya. Dies sagte sie mir, nachdem sie mir die Namen der anderen um uns herum genannt hatte. Einst war sie die Ehefrau eines Kaufmannes gewesen, der die Meere bereiste. Aber vor beinahe hundert Jahren war sie von der Python verwandelt worden. Die Stadt Hedammu war damals von einer Seuche heimgesucht worden, doch hatte dies nicht zu Einer Krankheit geführt. Nur der Hunger der Python war das gewesen. Der älteste Vampyr in Hedammu trug den Namen Balaam. »Aber seine Zeit ist bald gekommen«, erzählte mir Kiya. »Er ist geschwächt, und wir bringen ihm Blut, denn er kann nicht mehr ja gen. Doch ich werde dir ein anderes Mal mehr da rüber erzählen«, sagte sie. »Du musst Nahrung zu dir nehmen und dich ausruhen.«
    Nach einiger Zeit brachten sie mir eine Frau, die in einem Lager nahe dem Handelsweg lebte, mehrere Meilen entfernt. Sie zitterte, als sie sie fest an sich gedrückt hielten, ihr langsam die Kleidung auszogen und mir anboten.
    »Trinke von ihr«, sagte Kiya. »Trinke in langen Schlucken und zögere nicht, sie ganz aus zutrinken. Sie wird für Kraft und Wohltat sorgen.«
    Ich wandte mich ihrer Kehle zu. Die Beute klammerte sich an mich - denn wie ich wusste, war dies unseren Opfern nicht unangenehm. Wie sich der Blutegel an die Beine heftet, die durch die Marsch waten, so heftete ich mich an ihre Kehle und verursachte ihr nur wenig Schmerz, auch wenn ich sie schlimm zu richtete. Trunken und gesättigt fiel ich zurück in Kiyas Arme und spürte, wie mich das Gegenmittel für meine Qualen wieder durchströmte.
    Stunden vor Tagesanbruch war ich stark genug, um aufzustehen - und hob auch Ewen auf. Wie ein Wolfsrudel rasten wir zurück über das öde Land. Wir waren auf dem Weg zu unserem Heimatort, Hedammu, der vergifteten Zitadelle, die beinahe ein Jahrhundert lang unbewohnbar gewesen war - für alle bis auf diejenigen,
die in dieser Region zur Legende geworden waren: die Schakale des Teufels.
     
    Ich legte Ewen auf den Boden der Grube, die mein Grab ausmachte, und ging zu Kiya. Sie hatte mich durch den Strom gerufen, der unsichtbar durch alle vampyrischen Wesen des Stammes floss und sie zusammenhielt. »Ich möchte, dass du den Ältesten unseres Stammes kennen lernst«, sagte sie. Sie führte mich hinab zu einem Ort, an dem ein großer Steinkreis eine Kammer mit einer niedrigen Decke verschloss. Wir entfernten den Stein und duckten uns, um eintreten zu können.
    »Einst war er ein großer König«, wisperte sie.
    Dort, auf einem Bett, lag ein Leichnam. Seine lederne Haut war an den Ellbogen aufgerissen, während sich die äußerst dünne Haut auf seinem Kopf schälte und mit Blasen bedeckt war.
    Sie kniete sich neben den toten Mann. Als sie ihn berührte, schien sein Kiefer herabzufallen, und seine Lippen kräuselten sich ein wenig. Ich erblickte die langen Fangzähne unseres Stammesbruders. Kiya warf mir einen kurzen Blick zu. »Vor nicht allzu langer Zeit ist er noch wunderschön gewesen. Er besaß langes, goldenes Haar und einen starken Körper, so einen, wie du ihn besitzt.« Als sie dies aussprach, berührte sie meine Brust, und ihre Hand wanderte zu meinem Hals. »Fühlst du seinen Strom?«
    Ich schloss die Augen, während ihre Finger an meiner Schulter verharrten. Alles, was ich fühlte, war Kiyas Strom, sonst nichts.
    Dann spürte ich ein sanftes, beinahe unmerkliches Gefühl, wie von einem kleinen Insekt, das an meinem

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