Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
Altar auf, gierige Schatten, die nach dem Kopfschmuck und der Robe zu greifen versuchten. Ich hatte das Gefühl, als wendeten sie sich an mich, der ich sie aus einer fernen Zeit und von einem entfernten Ort aus beobachtete. Das Gewisper dieser Schatten erschien mir wie das Summen von Fliegen an meinem Ohr - »Nahhashim, Maz-Sherah, wir kennen dich.«
     
    Und dann explodierte die Vision dieses Ortes in einem grellen Licht.
    Ich war wieder bei Ewen, meine Lungen brannten, und mein Körper war kalt und leer.
    Er setzte sich auf, mit einem neugierigen Grinsen auf den Lippen, und wischte sich träge mit der Hand über den Mund. Sein Gesicht wurde von einem strahlenden Lächeln erleuchtet, wie ich es nie zuvor gesehen hatte.
    Ich fühlte mich schwach und kippte um. Als ich aufblickte, sah ich, wie sich die anderen Vampyre über mich beugten und mich beobachteten.
    Ihre Gesichter trugen einen Ausdruck, als hätte ich ihnen Angst eingejagt.
    Einer von ihnen kauerte sich neben mir nieder. Sein Gesicht sah ein wenig hundeartig aus: Sein Kie fer wirkte lang gestreckt, der spitzen Zähne wegen, die zu lang geworden waren. Seine dichten, dunklen Haare fielen ihm über die Schultern, und einige davon baumelten um sein Gesicht. Tätowierungen von Scheiben und
fremden Symbolen umgaben seinen Hals und seine muskulösen Arme. Die Kleidung war von einer Art, wie ich sie bei Soldaten aus Byzanz gesehen hatte, aber viel leicht hatte er sie von einem seiner Opfer gestohlen.
    Er griff nach meinem Handgelenk. »Was hast du getan?«, fragte er. Ich spürte, wie sich seine gelb gewordenen, gekrümmten Fingernägel in meine Haut gruben. »Was ist dies?«
    »Er ist mein Freund«, erwiderte ich.
    »Das ist unmöglich«, sagte er und blickte Ewen, dessen Augen sich nach oben rollten, so dass nur noch das Weiße zu sehen war, voller Verwunderung an. »Nur die Python kann uns in den Schoß der Familie holen.«
    »Ich habe mit ihm das getan, was sie mit mir tat.«
    »Nein«, keuchte eine andere, die dunkelhäutige Frau mit dem Turban. »Sie ist die Einzige.«
    »Er wird sterben«, sagte ein weiterer, indem er beobachtete, wie sich Ewens Augen langsam schlossen und ihn der letzte Schauder des Lebens überkam. »Er wird sterben und ver rotten, genau wie alle anderen.«
    »Wir sollten den letzten Rest von ihm trinken«, schlug der tätowierte Vampyr vor. »Er soll nicht sterben, während er noch Blut im Körper hat.« Als er vorwärtskroch, erinnerte mich dieses Gleiten an die Fortbewegung einer Schlange. Ich empfand Abscheu, da ich wusste, ich würde ihm im Laufe der Nächte irgendwann eher ähneln als Ewen. Ich war zu einem Parasiten der Dunkelheit geworden, einer Plage für die Welt.
    Dennoch lag in seinen fließenden Bewegungen eine große Schönheit. Als er sich Ewens zerfetzter Kehle näherte, schnüffelte er, und seine Nüstern blähten sich. Er drehte sich zu mir um. Dann sagte er mit einem Blick zu der Frau mit dem Turban: »Das kann nicht sein.«
    Die Frau trat an Ewen heran. In dem sie sich rittlings auf seine
Brust setzte, beugte sie sich hinunter, um ihren Mund in die Nähe des seinen zu bringen. Sie roch an seinem Gesicht und seinem Hals herum.
    Dann warf sie mir einen argwöhnischen Blick zu. »Wer hat dich dies gelehrt?«
    »Diejenige, die ihr die Python nennt«, antwortete ich.
    »Wie?«, fragte der tätowierte Vampyr.
    Die Frau sprang auf und kam zu mir. Sie stieß mich zurück auf den Boden. »Hast du etwas gesehen? Hast du die Stadt gesehen?«
    Mir fielen der Altar und der Priester wieder ein. Ich nickte. »Ich sah einen Mann und einen Altar.«
    Die Frau sah zu den anderen auf, die sich mir wieder näherten, als sie mit ihrem ganzen Gewicht auf mir saß. »Du hast dies … den Heiligen Kuss … von ihr gelernt?«
    Bevor ich antworten konnte, trat eine andere Vampyrin vor. Sie war mager und bleich, auf ihrem Gesicht war ein Ausdruck von Ekel zu erkennen. »Wir hätten ihn niemals aus dem Turm holen dürfen.«
    »Rattenasche«, murmelte der Tätowierte, als wäre dies eine schreckliche Verwünschung. »Sie hat uns verlassen.«
    Die Frau mit dem Turban, die auf mir saß, berührte meine Stirn und beugte sich dann zu mir, in dem sie erneut schnüffelte. Sie flüsterte: »Du wärest jetzt tot, wenn wir nicht wären, Neugeborener. Deine Python hat dich ver lassen, weil du nicht imstande sein solltest, nach deiner Auferstehung Nahrung zu dir zu nehmen. Wir wussten aber von dir und fanden dich in dem Turm.«
    Die andere Frau fauchte: »Die

Weitere Kostenlose Bücher