Priester des Blutes
anderen, wusste ich, dass das Band, das wir zwischen uns geschaffen hatten, nicht
zerrissen werden konnte. Ich zog mich von ihm zurück, brach die Verbindung zu ihm ab - und zu diesem Gefühl.
Die Empfindungen, die aus dem Strom zurückblieben, wirkten wie die beschämenden Erinnerungen einer körperlichen Vereinigung.
Ich spürte, wie ich mich anderen in dem Strom öffnete. Ob es Vampyre oder Sterbliche waren, spielte keine Rolle. Mein Blutgenuss gestattete es mir, in Menschen einzuströmen. Die bloße Nähe eines anderen Vampyrs brachte uns in den Strom des jeweils anderen, die unsichtbare Verbindung unseres Stammes, jedes Mitglieds mit einem anderen. Eine Berührung zwischen Vampyren war erfüllt von Empfindungen, die jede sinnliche Lust übertrafen und das Blut in unseren Leibern erwärmte, während die Barrieren zerbrachen.
Alle Liebe wurde aus dem Strom selbst erweckt, verschlungen und wieder hervorgebracht. Ich konnte das Blut der frischen Tötung in Ewen riechen, dem lachenden Jüngling in meinen Armen. Im Grab ineinander verschlungen erwarteten wir den Morgen, der uns in die Bewusstlosigkeit trug.
Ich würde hier noch mehr über Ewens erste Nacht er zählen, aber auch damals drifteten meine Gedanken zurück zur Vision vom Priester des Blutes.
Die Zeit war knapp. Als ich Kiya bei der nächtlichen Jagd beobachtete, spürte ich ihre Angst vor der Auslöschung. Ich spürte sie, als wäre sie die Berührung eines Rabenflügels an meiner Schulter.
Doch was mir einen weiteren Anstoß gab, Alkemara und ihre Geheimnisse ausfindig zu machen, waren die Menschen selbst.
Seit mehr als hundert Jahren waren immer wieder sterbliche Räuberbanden in unsere Heimatstadt gekommen. Auf dem Land war Salz ausgestreut und die Brunnen waren vergiftet worden. Auch
wurden die Legenden über die bluttrinkenden Leichen, wie viele Leute uns nannten, über die Teufel, wie die Ordensleute uns nannten, vom ungebildeten Volk in den Dörfern und Städten unablässig erzählt, selbst mehrere hundert Meilen entfernt. Und dennoch wollte die Menschheit diese Festung erobern. Ich hatte den Schatz gesehen, als ich noch sterblich gewesen war, aber ich konnte ihn nicht erneut aufsuchen, seit ich ein Vampyr geworden war, da das Silber darin eine große Gefahr bedeutete.
Im Strom selbst hatte ich etwas anderes zu spüren begonnen, wenn ich von einem Menschen trank. Etwas, das angefangen hatte, die Wesen meiner Umgebung zu befallen. Damals konnte ich noch nicht genau wissen, um was es sich bei dieser neuen Seuche unter den Menschen handelte, doch irgendein seltsamer Impuls hatte sie dazu gebracht, nach uns zu suchen. Ich nehme an, Rache spielte ebenfalls eine Rolle, obgleich ich damals kein Bewusstsein dafür besaß (denn unter Vampyren wird ein Bewusstsein nur der eigenen Art zugeschrieben, nicht den Gefäßen, aus denen man trinkt). Yarilo hatte jedoch einen Ritter in schwerer Rüstung aus einem weit entfernten Lager geholt und ihn halb tot zu uns gebracht.
»Was weißt du darüber?«, fragte Kiya.
»Er war der Anführer. Ihr Befehlshaber. Sie werden herkommen, um uns zu verbrennen«, antwortete Yarilo. Er hob das Gesicht des Mannes an, bis es sich dicht vor dem seinen befand, und befahl ihm: »Erzähle es ihr. Erzähle ihr, was du mir erzählt hast.«
Der Mann wollte noch immer nicht antworten.
»Ich werde in seinen Strom eintauchen«, sagte sie und beugte sich über den Körper, indem sie seinen Unterarm an ihren Mund zog. Ihre Lippen teilten sich, so dass ihre glänzenden Zähne zu sehen waren. Dann schlug sie ihre Reißzähne in sein Handgelenk. Blut sprudelte hervor wie der Saft eines Granatapfels und strömte über ihre Lippen und ihr Gesicht. Er keuchte und öffnete den
Mund. Ein Stöhnen der Lust drang ihm über die Lippen. Kiya beobachtete scharf sein Gesicht, während sie allmählich aufhörte zu trinken. Sein Stöhnen nahm zu, als sie von ihm abließ, bis er wimmerte, als nehme sie ihm seinen Samen. Schließlich leerte sie ihn, und er schrie auf, in einem schrecklichen Heulen, das in unserer Gruft widerhallte.
Sie ließ seinen Arm auf die Erde fallen. Dann kam sie zu mir, den Mund noch immer gefüllt mit seinem Blut, und beugte sich nach vorn, um ihren Mund in einem Kuss auf den meinen zu pressen. Das Blut des Mannes strömte in meinen Mund und dann zurück in den ihren. In seinem und ihrem Strom sah ich das Wissen des Mannes.
Ich sah die an deren, die gekommen waren, um uns zu vernichten, mit Kreuzen und Feuer und
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