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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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die du mich geholt hast«, sagte er. »Ich liebe die Erregung, wenn ich meine Lippen an die Kehle eines Fremden lege und das erste Blut mir auf die Zunge sprudelt.«
    »Denkst du nicht, dass wir Dämonen sind?«, fragte ich.
    »Es ist besser, ein Dämon aus der Hölle zu sein, als von einem in die Hölle gezerrt zu werden«, antwortete er. »Ich war der Kirche unerwünscht und wäre auch nicht in den Himmel gekommen. Ich wäre ohnehin für die Hölle bestimmt gewesen, mein Freund, mein einziger Freund. Ich habe Dinge getan, und mir wurden Dinge angetan, die mich glauben ließen, ich würde in meinem sterblichen Leben niemals Erlösung finden. Doch nun - nun besitze ich die Welt. Ich besitze die Nacht. Ich besitze alles.«
    »Dann vergibst du mir.«

    »Ich segne dich, Falkner«, erwiderte er. »Ich atme durch deinen Atem. Ich bin dein Diener. Dein Wille ist auch der meine. Du bist dieser Maz-Sherah.«
    »Ach, rede nicht davon«, wehrte ich ab. »Ich bin nicht der Erlöser dieser Wesen.«
    »Du bist es«, erwiderte er. »Du bist das Licht in der Dunkelheit. Kannst du es nicht selbst sehen? Dein Schicksal brachte dich her, machte dich zum Vampyr. Ebenso war es mein Schicksal, dir zu folgen, dir zu dienen und dich zu beschützen, so wie du in der Zeit, als wir noch sterblich waren, für mich gesorgt hast.«
    »Und was, wenn all dies eine Lüge ist?«, fragte ich.
    Sein Gesicht verdüsterte sich, als hätte ich ihn auf irgendeine Art verletzt und als wollte er nicht, dass ich diesen Schmerz sähe. »Wir sind Neugeborene in dieser Welt. Wir sind Brüder - und diese Wesen gehören zu unserem Stamm. Ich kann es im Strom fühlen, selbst wenn du es nicht vermagst. Die Sterblichkeit war die Lüge. Dies ist die Wahrheit.«
    »Nein«, entgegnete ich schließlich. »Ich fühle es eben falls. Ich füh le etwas, das noch furcht barer ist als die Auslöschung und kommen wird, um diejenigen unserer Art zu holen. Ich spüre ein Gefühl des Schreckens jenseits des Stromes, der uns verbindet, mein Freund, obwohl ich die Herkunft dieser Angst nicht kenne.« In jener Nacht sprach ich nicht länger über die Furcht, die ich in meinem Herzen empfand. In meinem Inneren spürte ich eine lastende Düsternis, eine Art blinden Fleck. Als die Morgendämmerung nahte, sah ich darin Pythia, die mit ihrem ganzen Gewicht auf meiner Brust saß und ihre Krallen um meine Kehle legte, als wollte sie meinen Atem gänzlich anhalten. Ich sah Schatten, wo vorher keine gewesen waren, und spürte die Anwesenheit von Geistern, als die Sonne soeben begann, die Herrschaft über den Tag einzufordern - Schatten, bei denen es sich nicht um Gespenster und auch nicht um Teufel handelte, selbst wenn diese im Morgengrauen
und in der Abenddämmerung nahe zu sein schienen. Jedoch spürte niemand von den anderen diese Wesen im Strom, und ich sprach auch nicht davon, wenn ich sie fragte, ob sie ungewöhnliche Schatten bemerkt hätten.
    Was ich zu jener Zeit nicht wusste, war, dass sie Stellvertreter noch einer anderen Dunkelheit waren, einer anderen Welt von Nachtmahren.
     
    Ich sollte hier über weitere Anzeichen der Veränderungen schreiben, die auftreten, wenn man sich aus dem Schlaf des Todes erhebt. Sämtliche Beschränkungen und Einengungen der Welt sind verschwunden - man kann lachen, kreischen, nehmen und bekommen, was man sich nur wünscht. Der gesamte Besitz der Menschheit ist für diejenigen meiner Art Spielzeug. Sämtliches Fleisch ist wunder voll. Als mein Freund mich fest hielt und ich lachte, mein Gesicht gegen seinen Kopf gedrückt, spürte ich, wie die Liebe, die wir füreinander empfanden, stärker wurde - und sie erinnerte mich an meine Liebe zu Alienora. Alle Liebe war die gleiche Liebe, ebenso wie jeder Trunk der gleiche Trunk war. Dies erweckte Verlangen, obwohl es kein menschliches Verlangen war, sondern das Verlangen nach dem Strom selbst.
    Sich in den Strom zu begeben, hineinzuwaten und seine Tiefen zu erforschen, ist die großartigste Vereinigung des Fleisches, die man sich vorstellen kann, großartiger als der Akt der körperlichen Liebe und mit größerem Genuss verbunden. Es kennt keine Grenzen, keine Sinne, wenngleich dieser Strom kleiner ist als ein Sperling, und wenn man sich mit jemand anders hineinbegibt, wird die Verbindung unauflöslich. Der Geschlechtsakt ist bloß ein Schatten des Stromes selbst - nur eine sehr schwache Nachahmung davon - und als Ewen und ich uns gemeinsam dorthin aufmachten, in den Strom der Existenz des jeweils

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