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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Träumen«, erklärte Kiya. »Balaam erzählte mir, dass einige sie bereits gesehen haben, aber niemand erinnerte sich daran.«
    »Wir hören sie«, sagte Yset zu mir. »Manch mal hören wir sie wie Donner in der Ferne und wissen, dass sie nach unserer Vernichtung trachtet.«
    »Wir müssen umdrehen«, wiederholte ich. »Sie ist hier. Irgendwo. Bei uns. Sie jagt uns.«
    »Nein«, entgegnete Kiya und legte ihre Hand auf mein Herz. Ihr Strom fühlte sich an meiner Haut warm an. »Sie fürchtet dich.«
    »Wir werden alle an den Toren von Nahhash ausgelöscht werden«, sagte ich mit dem Gefühl, dass dies wirklich der Wahrheit entsprach. »Das zeigte sie mir.« Ich konnte ihnen nicht alles über die Visionen erzählen, die ich gesehen hatte. In ihnen ging es um unserem Stamm, dem die Haut vom Leibe gezogen wurde, Blut floss, Knochen wurden verdreht und barsten nach außen, während das Leben und die ewige Unsterblichkeit auch während dieses Leidens fortbestand.

    »Sie käme nicht in deinen Träumen zu dir, wenn sie nicht glaubte, dass du der Maz-Sherah bist«, erklärte Kiya. »Nur in den Träumen liegt ihre Macht. Wenn sie in der Lage wäre, uns jetzt zu vernichten, so befänden wir uns nicht einmal auf dieser Reise.«
    Doch ich blieb besorgt, da der Traum von Medhya zu wahrhaftig gewirkt hatte. Ewen gehäutet zu sehen, seine Augen zerfetzt, als wären sie ihm von Vögeln ausgehackt worden, während Schatten an seinem Knochenmark saugten - diese Vision ließ mir keine Ruhe, als wir unseren Weg fortsetzten.
    Doch es war etwas an dem Traum, das mir Hoffnung gab. Dies war Kiyas Glaube, der Traum selbst stellte ein Zeichen dafür dar, dass mein Schicksal mit dem meines Stammes zusammenhing, und dass mein Los ganz gewiss an jenem Ort namens Alkemara lag.
     
    Wir reisten beinahe eine Woche lang, bewegten uns schnell durch die Nacht fort und packten uns Sterbliche, wenn wir sie fanden, um sie dann gierig auszutrinken. Von den soeben getöteten Opfern stahlen wir Nahrung und gaben sie unseren Gefangenen, die nach unserem allnächtlichen Blutgenuss süchtig geworden waren.
    Sterbliche sprechen nur selten über die Köstlichkeit, die darin liegt, wenn ein Vampyr das Blut aus ihnen saugt, doch es bedeutet ein lustvolles Gefühl für ihre Sinne. Es erweckt den Lebenstrieb in ihnen, und in gewisser Weise lässt dieser sie sogar das angenehme Gefühl empfinden, eine Bestimmung zu besitzen.
    Hin und wieder sah mich eines der gefangenen Gefäße an, nachdem ich aus einem neuen Schnitt getrunken hatte, den ich ihm entlang seiner Schulter zugefügt hatte. Dann war klar zu erkennen, dass es mich als irgendeine Art von Gott betrachtete, der ihm ein Gefühl von Stolz und Bedeutung vermittelte. Wenngleich die Gefangenen weiterhin gefesselt und geknebelt blieben, hatten
sie doch begonnen, sich auf das nächtliche Blutsaugen zu freuen. Sie schienen erzürnt zu sein, wenn wir andere Kehlen fanden, die wir durchlöchern konnten. Sie am Leben zu halten war einfacher, als ich es erwartet hatte. Obwohl wir Kehlen und Handge lenke aufschlitzen, enthält unser Speichel einen heilenden Balsam, der sich wie ein Blutegel verhält, wenn er gegen eine Wunde gepresst wird: Die Wunden heilen rasch. Unserem Vergnügen daran, unsere Zähne in die alte Wunde zu bohren, um Blut zu trinken, kam nur der euphorische Rausch des sterblichen Gefäßes gleich, das sich unserer Behandlung hingab. Kiya hatte Recht: Wir waren die Katzen, sie waren die Mäuse, doch dies war ein Spiel, das sowohl Opfer als auch Sieger erforderte, sowohl Räuber als auch Beute. Auf dieser Reise begann ich einen großen Respekt für unsere Beute zu empfinden. Diese beiden Männer fingen an, uns als ihre Erlöser zu betrachten, die lediglich ein wenig Blut in der Nacht verlangten, als Gegenleistung für das prickelnde Gefühl in ihrem Blut und das Erwecken Einer verlorenen Verbindung mit dem Göttlichen.
    Außerdem mussten wir die Lager der Menschen umgehen. Soldaten, Ritter, Armeen, all diese Leute sahen wir auf den Ebenen. Ich fragte mich, wie viele meiner alten Kameraden sich wohl dort befanden und auf die Schlacht vorbereiteten, während wir sie von einer Steilküste oder einem Höhleneingang aus beobachteten. Wir konnten es nicht mit ganzen Gruppen von Männern aufnehmen, insbesondere nicht mit solchen, die über Waffen und Rüstungen verfügten. Die Legenden über diejenigen von unserer Art waren übertrieben. Zwar konnten wir eine Familie recht schnell überwältigen, andererseits

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