Priester des Blutes
war es nicht sicher, dass wir es in einem Lager von mehreren Menschen, die eng zusammenhielten, mit allen von ihnen aufnehmen und immer erwarten konnten, noch einen weiteren Sonnenuntergang zu erleben.
Schließlich, nachdem seit Beginn unserer Reise bei nahe ein Monat
vergangen war, eilte Kiya einen Felsblock hinauf und blickte in Richtung Osten. »Dort!«, rief sie. »Dort sind sie! Die Tore von Nahhash! Wenn es die Stadt aus deinen Visionen überhaupt geben sollte, so liegt sie zwischen diesen großen Klippen, Falkner!«
Die Tore von Nahhash waren zwei steile Klippen, die sich wie riesige Schlösser auf beiden Seiten eines engen Pfades erhoben. »Er wird immer schmaler, je weiter er führt«, sagte Yarilo. »Sehr oft wagte sich die Armee meines Vaters hierher. Es gab Legenden über Gold und Elfenbein, die tief in den Höhlen verborgen liegen sollten.«
»Auch damals schon war Alkemara bekannt«, erklärte Vali, »obwohl der Name niemandem geläufig war.«
»Dort gibt es Stellen, an denen der Felsen Sterbliche einschließt«, bemerkte Yarilo und zeigte zum Rand der Klippe, die viele Meilen über uns lag. »Es heißt, die alten Götter säßen dort oben und stießen Felsbrocken los, um all jene zu ermorden, die einen Eingang durch die Tore suchen.«
»Gehen wir dorthin?«, fragte ich Kiya.
»Es gibt kein ›Dort‹ an diesem Ort«, entgegnete Yarilo. »In der anderen Richtung führt diese Straße zu einer schrecklichen Wüste. Das ist eine Reise von zahlreichen Tagen.«
»Wenn Alkemara hier existiert«, sagte Kiya, indem sie die steile Felswand der Klippe betrachtete, »so liegt es unter dieser Erde, nicht darüber.«
»Wenn dies dem Nahhash heilig ist« - Yset lief voraus zum Fuße des Berges - »dann befindet sich Alkemara in den Nestern der Schlangen hier, und nur wenn wir deren Wegen folgen, werden wir das Reich finden.«
»Es ist ein Schlangennest«, sagte Yarilo und griff in eine der zahlreichen Felsspalten, die es entlang der Hügelkette gab. Als er seinen
Arm herauszog, hatte eine ganze Reihe von kleinen, dünnen Giftschlangen ihre Kiefer ausgehängt und die Fangzähne tief in das Fleisch seines Unterarmes geschlagen. Er schüttelte sie ab. Alle waren tot. Das Gift des vampyrischen Blutes war stärker als das irgendeiner Schlange. Yarilo grinste, wobei seine scharfen Zähne im dunklen Licht glänzten. »Es ist eng. Zu eng.«
»Wir können graben«, sagte Kiya. »Es ist dort unten. Unter uns.«
»Woher weißt du das?«, fragte ich.
»Spürst du den Strom?«
Ich schloss die Augen, blähte die Nüstern und versuchte ein Gefühl für die Schwingungen zu bekommen. Was ich fühlte, waren die anderen um mich herum - und dann auch das Schlängeln und Ringeln der Schlangen im Boden und in den Spalten der Höhlen. Doch ich spürte keinen anderen Strom.
Gerade wollte ich meine Augen wieder öffnen, als ich es spürte. Ein sanftes Ziehen, wie von einem Gewicht - ein Sog der Erde. Es fühlte sich anders an als der Strom um uns herum und bewirkte, dass ich mich hinhockte und meine Hände gegen die Erde drückte. Ich öffnete die Augen und blickte zu den anderen auf. »Es ist mehr als der Strom. Es saugt an der Erde. Es scheint eine Art von Leere zu sein.«
»Hier unten?«, fragte Ewen.
Yarilo legte sich auf den Bauch und presste das Ohr an den Boden. »Ich spüre nichts. Kein unterirdisches Reich. Kein Leben.«
»Nicht Leben«, erwiderte ich und warf einen Blick hinauf zu Kiya. »Du kannst es spüren.«
Sie nickte. »Es ist nur schwach. Aber es fühlt sich an wie der Sog eines Sumpfes. Es möchte, dass wir es finden.«
Yarilo blickte vor sichtig zwischen uns hin und her und runzelte die Stirn. »Wir können uns nicht durch die Schlangengrube hindurchgraben, um dorthin zu gelangen.«
Ich blickte zu den Toren von Nahhash hinüber, den großen, steilen Klippen, die zu bei den Seiten von uns in die Höhe ragten. Pockennarben in der Bergwand, Schlangenlöcher und haarfeine Öffnungen zu Höhlen, und dies an der ganzen Wand entlang. »Hier irgendwo muss ein Eingang sein.«
Ich warf einen Blick zu rück zu unseren Gefangenen, den beiden Türken, die zusammengebunden waren: unsere Weinschläuche für die Reise. »Wo die Schlangen groß und im Überfluss vorhanden sind, dort werden wir den Eingang in das Reich finden. Bringt mir etwas zu trinken.«
Ewen holte die Männer und brachte sie zu mir. Ich nippte Blut aus dem Hals des einen, während Yarilo einen Schluck aus dem Handgelenk des anderen trank.
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