Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
neuen Hölle.
    Auf meinem Weg war ich wachsam, denn ich roch den Tod nun stärker - es gab hier im Inneren Sterbliche, Fleisch und so gar Blut. Der Geruch war stark und schrecklich und ver fügte nicht über die übliche Verlockung des Blutes der Sterblichen, das in dem Sog, den es auf mich ausübte, bei nahe erotisch war. Eis säumte die Stufen, so dass wir vorsichtig sein mussten, um nicht auszugleiten. Irgendeine Maschine bewegte sich heftig, zischte und summte wie tausend Bienen. Wenngleich ich solche Dinge erst Jahrhunderte später kennen lernen sollte, handelte es sich hier um eine Art von Gefriermaschine. Damals konnte ich noch nicht wissen, ob er natürlichen Ursprungs war oder ob es sich dabei um etwas ganz Unnatürliches handelte.

    Ein blaues Licht nahm Gestalt an, je weiter wir nach unten kamen. Dann erblickte ich etwas, das wie weiße Räder, Zahnräder und Schlösser aussah, die schalteten und klickten, als wären sie Teile einer technischen Vorrichtung.
    Menschliche Knochen waren in Bündeln aufgestapelt und miteinander verbunden. Einige von ihnen hatte man zu runden Rädern geschliffen, andere ähnelten in der Erscheinungsform ihrer früheren Existenz: Oberschenkel-, Beckenknochen und Schädel. Sie bewegten sich zusammen, klickten und drehten sich, als Antriebsmaschine dieses Abgrundes.
    Wer im Himmel oder in der Hölle hatte dies erschaffen? Es war ein Wunder der Technik, und es arbeitete, ohne dass menschliche Hände daran drückten oder zogen.
    Das Knacken von Knochen, das Zischen von ungesehenem Dampf (denn wie konnte es an einem solch kalten Ort Dampf geben?), und das leichte Quietschen der sich drehenden Zahnräder begleiteten unseren Abstieg. Erst Jahrhunderte später sah ich Laufwerke, die diesem Wunderding ähnelten, Uhren, die in den großen Städten Europas über allem anderen aufragten. Ihre Uhrwerke waren sichtbar für alle, die mit dem Uhrmacher in den Turm stiegen. Doch keines von ihnen bestand aus Knochen, wie es hier der Fall war. Es war, als handelte es sich dabei um die Maschinerie des Teufels selbst.
    Als das blaue Licht heller wurde, erkannte ich Formen und Schatten an der Wand. Sie wurden deutlicher, als ich weiter herabgestiegen war und mich ihnen genähert hatte.
    Es handelte sich hier um eine große Kammer voller sterblicher Wesen. Da gab es Seile von irgendeiner seltsamen roten Färbung, die wie ein Spinnennetz zwischen den Menschen und um sie herum verliefen. Sie hingen an den gewölbten Wänden und trugen Masken aus Gold und Silber auf den Gesichtern. Es waren Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen. Sie hingen da wie Wild,
das nach der Jagd in der Küche verarbeitet wurde. Ihr Fleisch war so gekühlt worden, dass es beinahe blau war, und an ihren Extremitäten zeichneten sich Eisblumen ab.
    Als ich mich diesen Sterblichen näherte, sah ich, dass sie in Wirklichkeit nicht mit Seilen verbunden waren, sondern mit irgendeiner Art von geblasenem Glas, mit Röhren, die ihre Körper umgaben und Bogen um sie herum beschrieben. Blut pulsierte zwischen diesen Unglücklichen hin und her. Mehr als zwanzig Stück von diesem menschlichen Vieh waren so aufgehängt. In ihren Rücken befand sich eine Reihe von dicken Klingen, die ihnen in den Wirbelsäulen staken und sie an die gewölbte Wand der Kammer hefteten.
    Mein Herz schlug jetzt schnell, denn ich dürstete nach dem, was mir Kraft geben würde, und ich wusste, dass es Kiya und Ewen ebenso ging. Und den noch ging dieser fürchterlich hängende Garten aus Fleisch und pulsierendem Blut selbst über unsere widernatürliche Vorstellungskraft hinaus. Ewen war der Erste, der eine der Jungfrauen berührte, ganz nah an ihrem Bauch. »Sie fühlt sich eisig an«, sagte er.
    Ich folgte den Reihen von Glasröhren nach unten, bis sie an einer Stelle hinter der Treppe verschwanden. Dort, an ihrem Fuß, befand sich ein langer, breiter und dicker Kristallkasten, dessen Bauart fachmännisch wirkte.
    In ihrem Inneren war die Gestalt eines Mannes verschwommen zu erkennen.
    Sie wirkte des halb verschwommen, weil sie von irgendeiner Art von Dunkelheit oder Schatten umgeben war, die ich nicht vollkommen ausmachen konnte. Als ich das Kristallgrab berührte, hörte ich, wie Kiya auf den Stufen über mir einen Schrei ausstieß. Ich blickte zu ihr und dann in die Richtung, in der sie sich bewegte. Dort hatte Ewen bereits seine Zähne in den Arm einer jungen Frau geschlagen, um von ihr zu trinken.

    Der Durst hatte ihn überwältigt, trotz der

Weitere Kostenlose Bücher