Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
die sich über uns drehen. Das Laboratorium eines Alchimisten befindet sich unter uns.«
    »Die Alchimie der Hölle«, meinte sie.
     
    Wir hatten keine Zeit zu verlieren. Ich spürte mehr als allein die Kälte an diesem Ort. Wir befanden uns in Einer Falle von der Art, die für Ratten gedacht sind, und irgendwo schwebte die Klinge des Rasiermessers über uns und konnte jederzeit herabfallen. Wir waren hergekommen, um unsere Macht und unseren Ursprung zu finden. Wir waren hergekommen, um die uralte Magie unserer Art zu entdecken.
    Wir waren angelockt worden. Wir waren wie von Magneten angezogen worden.
    Zu dritt hoben wir den Deckel von dem Kristallgrab.
    Dunkles Blut floss über seinen Rand.
    Ich griff in das erstarrende Blut, das wie winzige Partikel roten
Schnees aussah, und zog den abgemagerten Körper des Priesters des Blutes heraus. In den Armen des Leichnams lag, gebettet wie ein Zepter, ein großer Stab aus Edelsteinen und Knochen.

DER PRIESTER
    Es gab einen Widerhall wie von dem Rauschen von Vogelflügeln - wir alle hörten es, als ich den Leichnam aus dem Blutgrab holte. Als ich ihn niederlegte, sah ich den Stab, den er um klammerte, deutlicher. Es war der Stab der Nahhashim, den ich aus meiner Vision bereits kannte. Ich wusste nicht, was er bedeutete, doch mein Gefühl sagte mir, dass er mit Magie zu tun haben musste. Der Stab war das Erste, was ich von den Überresten an mich nahm. Dazu musste ich die Fesseln an den Handgelenken der Leiche durchtrennen und dann die knochendürren Finger zurückbiegen, so dass ich den Stab der Nahhashim herausnehmen konnte. Er war mir meiner Vision wegen zu wichtig, als dass ich ihn hätte liegen lassen können.
    Überraschenderweise fühlte sich der Stab in meinen Händen leicht und warm an.
    Der Körper des Priesters war in einen prachtvollen Stoff eingewickelt gewesen. An den Stücken, die noch existierten und nicht von dem kalten Blut zerstört worden waren, erkannte ich den Glanz von Goldfiligran und ein leuchtend blaues Muster.
    Sein Schädel war auf eine seltsame Weise verlängert und seine Kiefer ragten vor wie das Maul eines Wolfes. Die großen Reißzähne sahen beinahe wie Hauer aus, während der Rest seiner Zähne sägeförmig gezackt und spitz wie Haizähne war. Indem das Blut von seinem Leib heruntertropfte, bemerkte ich, dass seine Augen zugenäht waren. Das Bild der Vampyrfrau, die mit der Nadel aus
Knochen nähte, schoss mir durch den Kopf. Obwohl sein Mund nicht auf gleiche Weise zugenäht war, war auch er auf seine eigene Art verschlossen worden: Einen Knochen hatte man durch seine Zähne gezogen, um den Mund mit Einer Art Schloss mit Scharnier zu verschließen. Dies würde ich noch als Kniff der Sterblichen kennen lernen, die dem Durst eines Vampyrs Einhalt geboten. Dabei wurde seinem Mund eine Fessel angelegt, indem der Kiefer gebrochen und ausgehängt und schließlich mit einem Knochen zusammengebunden wurde. Sein linkes Ohr war sauber abgetrennt worden, die Haut war an dieser Stelle vernarbt und verbrannt. Tätowierungen waren überall auf seiner Kopfhaut zu erkennen, und sein rechtes Ohr hatten zahlreiche kleine Juwelen und Ringe in die Länge gezogen.
    Die Schultern erschienen mir zu knochig, und als ich den Leichnam auf die Seite drehte, stellte ich fest, dass dort merkwürdige Knochenvorsprünge saßen. Fast wirkten sie wie Hörner, die von seinen Schulterblättern ausgingen und durch eine verstärkte Wirbelsäule miteinander verbunden waren. Seine Flügel, die er einst besessen hatte, waren ihm abgetrennt worden - die gleichen Flügel, die ich auch bei Pythia gesehen hatte. Wer auch immer ihn in diesen Blutschlaf gesperrt hatte, hatte sie ihm ausgerissen, wie es ein Kind bei einer Fliege tut.
    Seine Brust war eingefallen, und über seinem Herzen saß eine Metallarbeit von merkwürdiger Bauart. Es handelte sich dabei um eine kleine Kugel von der Größe meiner Faust. Aus der Kugel ragte eine dünne, kleine Klinge heraus, die in die Herzgegend gerammt worden war. Ich streckte die Hand aus, um sie zu berühren, spürte aber eine merkwürdige Abscheu, fast ein Pulsieren, das mir Übelkeit verursachte.
    Seine Beine waren mit langen Strähnen von Menschenhaar zusammengebunden worden, welches wieder und wieder geflochten worden war, um einen dichten Strick zu ergeben. Dennoch war
dieser leicht durchzuschneiden - sein Zweck musste ein rein zeremonieller gewesen sein.
    Ewen beugte sich über die Leiche und staunte über die Tätowierungen, die deutlicher

Weitere Kostenlose Bücher