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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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was auch immer es antrieb, was auch immer in ihm verblieben war - wusste, dass wir dort waren, und befand sich in einem Zustand grollender Wachsamkeit. Überall um uns herum begann diese unsichtbare Anwesenheit spürbar zu werden, wenn auch unfassbar, unerkennbar. Ich stellte sie mir männlich vor - ich weiß nicht, warum, doch es fühlte sich männlich an.
    Ewen begab sich zur Wand in der Nähe der Stelle, an der wir eingetreten waren, und legte seine Hände dagegen, als wollte er hinaufklettern. Stattdessen presste er das Ohr an die Mauer.
    »Für uns ist es ein Rätsel«, sagte ich. »Die Schlange. Die Kammern. Da gibt es etwas, das wir übersehen haben. Jemand hat ein Spiel für uns vorbereitet. Die Teile befinden sich alle hier.«
    »Die Vampyrstatuen«, vollendete Kiya meinen Gedanken.
     
    Wir kehrten durch den schmalen Gang zu den Kammern mit den Trophäen zurück, alle von ihnen ausgestopft und zusammengenäht, Raum für Raum. Ich fand einen schmalen Dolch, der aus Bernstein gefertigt zu sein schien. Er stak im Gürtel eines Mannes, der eine junge Frau in die Höhe hielt und in Einer Nachäffung geschlechtlichen Genusses in sie eindrang.
    Von der Frau in einem anderen Raum holte Kiya die Nähnadel und Stränge von Fäden. Ewen kehrte mit Münzen in der Hand zurück. Ich drehte sie um und er blickte auf ihnen das Abbild irgendeines Herrschers aus alter Zeit. Niemand von uns konnte die Worte lesen, die darauf standen, doch es bestand kein Zweifel, dass die Münzen aus Gold gefertigt waren.
    Wir fanden noch andere Dinge, die zum größten Teil klein waren, da sie wohl in eine Tasche passen sollten. Kiya brachte die Schriftrolle aus dem Raum mit dem Schreiber und dem Gelehrten, während Ewen die Werk zeuge des Bildhauers in der Künstlerszene herbeiholte. In der Kammer mit der Kriegerszene befand sich ein
riesiges Schwert mit Scheide. Ich hob es hoch und stellte fest, dass es nicht nur sehr groß, sondern auch besonders schwer war. Als ich das Schwert herauszog, sah ich: Es war aus einem lichtdurchlässigen schwarzen Stein gemeißelt. An seinem unteren Ende besaß es die Form spitzer Zähne und fühlte sich scharf an. Ich hob es hoch, band mir die Scheide um die Taille und befestigte es mit einem Schultergurt. Das Gefühl, ein Schwert zu tragen, hatte mir gefehlt, und wenngleich diese Waffen uns nicht nützlich waren - denn sie konnten bei unseren Angriffen auf Beute hinderlich sein -, wollte ich diesen Schatz doch nicht zurücklassen.
    Als wir unsere Funde zusammengetragen hatten, sagte ich: »Irgendein Künstler hat diese Teile zusammengesetzt. Als wären sie für uns gedacht. Ein Publikum.«
    »Um ein Spiel zu spielen«, ergänzte Ewen.
    »Die Bedeutung jeder Szene muss richtig verstanden werden«, erklärte Kiya. »Die nähende Frau fertigt ein Leichentuch an. In dem Raum mit dem Schreiber wird Wissen vermittelt.« Sie holte die Schriftrolle hervor, die sie in den Trageriemen, den sie um ihre Schultern trug, gesteckt hatte. Als wir sie ausrollten, konnte ich die winzigen Haare auf dem Pergament erkennen.
    »Haut«, sagte ich.
    Kiya nickte. Sie deutete auf die Bilderschrift, die wir von oben bis unten betrachten sollten. Bilder von Reihern und Krokodilen sowie von Schakal und Schlange waren zu sehen. Hin und wieder wurden diese von dem Abbild von Lemesharra unterbrochen, die die gleiche Schakalmaske trug wie die Statue auf der Vorderseite des Tempels.
    Nachdem wir unsere Bestandsaufnahme gemacht hatten, wobei wir uns nach dem genauen Gebrauch dieser Dinge gefragt hatten, kehrten wir in die Eingangshalle zurück, in der wir die ausgestopften Bälger der Vampyre zuerst erblickt hatten.
    Sie waren nach wie vor im Halbkreis aufgestellt. Kiya fiel etwas
an ihnen auf. »Sie alle sind beschäftigt. Sie warten auf jemanden. Sie machen jemandem ihre Aufwartung.«
    »Es handelt sich bei ihnen um Bedienstete desjenigen, der hier begraben wurde«, antwortete ich. »Ihre Aufgabe ist es, Wache zu halten. Sie sollen uns Angst machen, uns warnen. Unser Stamm. Die Vorfahren. Sie wurden ausgelöscht, gehäutet und dann wie Vogelscheuchen aufgestellt.«
    »Ebenso wie diejenigen, die sich draußen befinden«, meinte Kiya.
    »Der andere Maz-Sherah«, fügte ich hinzu. Ich fühlte mich angesichts unserer Aussichten elend.
    Mit dem Fuß zog ich eine große kreisförmige Linie an den Rändern ihrer Fersen entlang.
    Unter einer dünnen Schicht Staub entdeckte ich verschlungene Muster auf dem Fußboden unter uns.
    »Ein Siegel«,

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