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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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in ihrer Nonnentracht auf einem der weißen Pferde ihres Vaters rasch über den Waldboden. Meine Vision folgte ihr. Sie hatte kein Kind bei sich, und ich bekam große Angst, dass mein Kind die stürmische Nacht seiner Geburt vielleicht nicht überlebt hatte.
    Sie stieg in der Nähe des grasüberwachsenen Weges vom Pferd, der zu Mere Morwennas bescheidenem Zuhause führte. Ihr Reittier band sie am Rande des Pfades an eine Birke. Das Haus, in Wirklichkeit nur eine armselige Hütte, schien unter einem niedrigen Eichenast eingeklemmt. Mistelzweige erstreckten sich wie eine Krone über seinem Dach.
    Mere Morwenna stand an der mit Einer Hirschhaut bedeckten Türöffnung und stützte sich auf ihren groben Gehstock. Ihr Rücken war krumm, und ihr Schleier, den sie vor dem Gesicht trug, war heruntergezogen. So kam eine Frau zum Vorschein, die aussah, als wäre sie hundert Jahre alt oder sogar noch älter.
    »Ich habe dich gesehen, mein Kind«, sagte die alte Frau, indem sie sich Strähnen des langen, grauen Haares aus der Stirn strich. »Ich hörte von den Vögeln, dass du kämest. Warum bist du allein?«

    »Ich benötige Eure Hilfe, Mere«, antwortete Alienora. »Ich habe den Orden verlassen. Ich kann dort nicht bleiben.«
    »Und du suchst mich auf, weil du bei mir bleiben kannst? Ich dachte, du hättest Angst vor denjenigen von uns, die die Alten Bräuche praktizieren.«
    »Ich wäre nicht hier, wenn dem so wäre. Mir wurde gesagt, Ihr könntet mir helfen.«
    »Helfen? Wie?«
    »Meine Träume«, entgegnete Alienora. »Ich habe sie nun schon seit Monaten. Selbst noch nach der Geburt … nach allem. Ich sah, wie Aleric gestorben und von den Toten zurückgekehrt ist. Aus der Dunkelheit flüstern mir Stimmen Dinge zu und lassen mich nicht schlafen.«
    »Du bist wegen der Kräfte hergekommen. Aber du glaubst auch, wir seien die Geliebten von Dämonen.«
    »Nein, das tue ich nicht«, erwiderte Alienora. Sie fiel vor der alten Frau auf die Knie. Schluchzend klammerte sie sich mit ihren Händen an Mere Morwennas Rock fest. »Ich beginne diese Dinge auch bei Tage zu sehen. Die Schwestern können mir nicht helfen. Ich habe mich an Gott gewandt, aber Gott spricht nicht mit mir und beantwortet meine Gebete nicht. Ich habe mich an die Madonna der Höhlen gewandt, doch auch sie bleibt stumm.«
    »Es war deine Familie, die Freundinnen von mir ermorden ließ«, bemerkte Mere Morwenna. »Woher soll ich wissen, dass es sich hier nicht um einen Trick handelt?«
    »Ihr habt mein Wort«, antwortete Alienora. »Mein Vater würde mich allein für dies Gespräch mit Euch einsperren lassen. Ich würde die Gefahr nicht auf mich nehmen, auf einem Pferd durch den Wald zu reiten, und zwar allein - wenn ich nicht dächte, dass Eure Leitung mein Seelenheil und das meines Liebsten retten könnte. Ihr kennt ihn. Ihr empfindet Liebe zu ihm.«
    »Er war wie ein Enkel für mich, dieser Knabe, obwohl ich schon,
als er noch ein Säugling war, ein düste res Schicksal auf seinem Gesicht erkennen konnte«, erzählte Mere Morwenna. Sie schloss die Augen und hustete. »Manchmal kann ich ihn spüren, obwohl er Tausende von Meilen entfernt ist. Seine Mutter bedeutete mir sehr viel. Sie gehörten zu den alten Clans.« Sie öffnete ihre Augen wieder und sah Alienora mit hartem Blick an. »Was willst du?«
    »Ich möchte die Alten Bräuche lernen«, lautete Alienoras Antwort.
    »Wegen der Macht, die in ihnen liegt.« Mere Morwennas Stimme brach, als sie dies aussprach. »So wie dein Vater nach Macht trachtet, indem er andere abschlachtet, so trachtest auch du nach Macht. Dies liegt in deinem verdorbenen Blut. Du möchtest eine von uns werden, nicht wahr? Um seine Seele zu retten?«
    »Ich weiß, dass der christliche Gott ihn nicht beschützen wird. Ihn nicht retten wird. Doch als Kind hatte ich eine Amme. Sie stammte aus dem Wald.«
    »Ich kannte sie.«
    »Sie er zählte mir von der Göttin. Und auch von Cerne 10 . Sie lehrte mich, ein Korn unter das Kissen zu legen, um für die Geburt eines Knaben zu sorgen.«
    »Es ist ein Segen, dass dein Vater sie nicht foltern ließ«, sagte Mere Morwenna. »Geh deiner Wege, Magdalenenbetrügerin. Kehre in deine sichere kleine Höhle oder an den Hof deines Vaters zurück. Deine Träume entsprechen vielleicht nicht einmal der Wahrheit.«
    Alienoras Gesicht verdüsterte sich. Sie drehte sich um und entfernte sich einige Schritte von der alten Frau. Dann wandte sie sich erneut um und hob ihre Faust zum Himmel, als wollte sie die

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