Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
Vom Netzwerk:
Dinger. ›Man drückt auf einen Knopf – ein Bedienter, der nie trinkt.‹ ›Man dreht den Griff – zehn Kammerzofen, die nie kokettieren.‹ Sie müssen die Plakate gesehen haben. Nun, was es auch für Maschinen sind, sie bringen haufenweise Geld ein und alles dem kleinen Kobold, den ich von drüben in Ludbury her kannte. Es freut mich aufrichtig, daß das arme Kerlchen so auf alle viere gefallen ist; aber worum es sich dreht, ist, ich fürchte, daß er jeden Augenblick auftaucht, um mir zu sagen, er habe sich seinen Weg gebahnt. Und das hat er auch.«
    »Und der andere?« wiederholte Angus mit hartnäckiger Ruhe.
    Laura Hope stand plötzlich auf. »Mein guter Freund,« sagte sie, »ich glaube, Sie sind ein Zauberer. Ja. Sie haben ganz recht. Ich habe von dem anderen keine Zeile je gesehen und ich weiß ebensoviel wie der Kaiser von China, was und wo er ist. Aber gerade vor ihm fürchte ich mich. Er ist es, der mich halb verrückt gemacht hat. Ja, ich glaube sogar, ganz verrückt, denn ich fühle, daß er da ist, wo er nicht sein kann, und ich hörte seine Stimme, wo er ganz unmöglich sprechen konnte.«
    »Nun, meine Liebe,« warf der junge Mann ein, »wenn es der Teufel selbst wäre, sein Handwerk wäre jetzt gelegt, nachdem Sie jemand davon gesprochen haben. Nur allein kann man verrückt werden, Fräuleinchen. Aber wann, schien es Ihnen, fühlten Sie seine Nähe und hörten unseren schielenden Freund?«
    »Ich hörte James Welkin so deutlich lachen, wie ich Sie sprechen hörte,« sagte das Mädchen ernst. »Es war niemand zugegen, denn ich stand gerade an der Ecke vor dem Laden und konnte gleichzeitig beide Straßen hinab sehen. Ich hatte vergessen, wie er lacht, obwohl es so eigenartig ist wie sein Schielen. Fast ein Jahr hatte ich nicht mehr an ihn gedacht. Aber es ist die volle Wahrheit, daß ein paar Sekunden darauf der erste Brief von seinem Nebenbuhler kam.«
    »Haben Sie sonst niemals das Gespenst sprechen oder quieken gemacht?« fragte Angus nachdenklich.
    Laura schauderte plötzlich und erwiderte dann mit fester Stimme: »Ja, gerade als ich Isidor Smythes zweiten Brief, worin er seinen Erfolg mitteilte, zu Ende gelesen hatte, gerade da hörte ich Welkin sagen, ›Und dennoch bekommt er dich nicht!‹ Es war ganz deutlich, wie wenn er im Zimmer gewesen wäre. Er ist schrecklich, ich glaube, ich muß verrückt sein.«
    »Wenn Sie wirklich verrückt wären,« beruhigte der junge Mann, »dann würden Sie glauben, Sie müssen bei gesundem Verstande sein. Aber jedenfalls, scheint mir, ist etwas mit diesem unsichtbaren Herrn nicht ganz in Ordnung. Zwei Köpfe sind gescheiter als einer – um von anderen Organen zu schweigen – und im Ernste, wenn Sie mir als einem standhaften, praktischen Manne erlauben wollten, den Hochzeitskuchen wieder aus dem Fenster zu holen –«
    Eben als er noch sprach, tönte von der Straße draußen ein schriller metallener Pfiff und ein kleines, mit teuflischer Geschwindigkeit rasendes Automobil schoß auf die Ladentüre zu und hielt an. Im gleichen Augenblick stand ein kleiner Mann mit glänzendem Zylinderhut stampfend im vorderen Zimmer.
    Angus, der bisher mit Rücksicht auf sein geistiges Wohlsein seine gute Laune beibehalten hatte, verriet nun seine seelische Spannung, indem er kurz aus dem inneren Zimmer hervor- und dem Ankömmling gegenübertrat. Ein Blick auf diesen genügte, um den Wirbel milder Vermutungen eines Verliebten darzutun. Diese äußerst flinke, aber zwerghafte Gestalt mit dem trotzig nach vorne gebogenen schwarzen Spitzbarte, den klugen, unruhigen Augen, den gepflegten doch sehr nervösen Fingern konnte kein anderer als der ihm soeben beschriebene Mann sein: Isidor Smythe, der Bananenschalen- und Zündholzschachtel-Künstler, Isidor Smythe, der aus metallenen Dienern, die nicht trinken, und Kammerzofen, die nicht kokettieren, Millionen machte. Einen Augenblick sahen die beiden Männer, welche instinktmäßig ein jeder des anderen Besitzermiene begriffen, einander mit jener eigentümlich kühlen Großmut an, in der sich die Seele der Nebenbuhlerschaft bekundet.
    Mr. Smythe machte jedoch keinerlei Andeutung bezüglich des Urgrundes ihrer Gegnerschaft, sondern sagte einfach und gerade heraus: »Hat Miß Hope das Ding dort am Fenster gesehen?«
    »Am Fenster?« wiederholte Angus, dorthin starrend.
    »Es ist keine Zeit zu weiteren Erklärungen,« sagte der kleine Millionär kurz, »hier geht irgendein schlechter Scherz vor sich, der untersucht werden muß.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher