PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Internet an. Und auch die meisten großen Bahnhöfe stellen ständig aktualisierte Ankunftszeiten ins Netz. PRIM benötigen gar keine Beobachter im Zug.“
Hoover erkundigte sich nach Ergebnissen bei der Telefonüberwachung durch das FBI. Insgesamt sechzehn Gespräche mit den Suchwörtern später oder Verspätung waren in den letzten Minuten registriert worden, und es kamen noch laufend weitere hinzu. In drei dieser Gespräche tauchte außerdem das Wort Ankunft auf. „Unverdächtig“, murmelte er, „Alice wird recht haben.“ Die Feststellung der Teilnehmer lief trotzdem weiter.
Bei der Abfahrt in Newark hatte der Zug zwanzig Minuten Verspätung gegenüber dem Fahrplan. Hoover wollte den gleichen Fehler nicht noch einmal machen und bat alle Agenten und Polizisten in Newark, noch ein paar Minuten länger auf ihren Posten zu bleiben. Die Fahrt nach New York würde nur sechzehn Minuten dauern. Krienitz meldete sich aus der Arena: „Wir müssen davon ausgehen, dass Silber nicht in New York aussteigen soll. Sonst hätten sich die Handwerker schon gerührt.“
Hoover antwortete nicht. Offenbar hatte man in der Arena übersehen, dass der Zug in New York achtzehn Minuten Aufenthalt haben würde. Vielleicht etwas weniger, wenn man damit die Verspätung verringern konnte. Hoover fragte die Piloten nach der Reichweite mit den jetzigen Kraftstoffreserven. Sie hatten bereits einen Tankstopp vorbereitet, falls die Fahrt über New York hinaus gehen sollte. Es konnte noch eine lange Reise werden. Die planmäßige Ankunft in Boston war um 18:40 Uhr.
Dann wurde aus der Arena PRIMs neue Nachricht angekündigt. Sekunden später konnte sie in Hoovers Hubschrauber und in Spider gelesen werden:
Liebe Mrs Stonington.
Rufen Sie jetzt Mrs Rust an. Sie soll in Manhattan
aussteigen und mit dem FBI Agenten von der
Penn Station auf der West 32 Straße bis zur
Madison Avenue gehen. Weitere Anweisungen
folgen.
PRIM
Im Hubschrauber wusste offenbar bis auf Alice jeder, was er zu tun hatte. Alice sah fragend zu Hoover hinüber. Der sprach mit dem leitenden FBI-Agenten für die Operation Juwel in New York. Es ging um einen geeigneten Landeplatz und um die Bereitstellung eines Kommandowagens in der Nähe der Penn Station. Dann wandte Hoover sich Alice zu: „Sie beobachten. Sie denken. Sie bewerten. Odd woman out.“ Er zeigte ihr seinen hochgereckten Daumen und war bereits wieder im Gespräch mit anderen.
Alice hatte Zweifel, ob sie sich in dieser Sonderrolle wohl fühlen konnte. Es sah ein wenig so aus, als ob Hoover sie nicht brauchte, wenn die Situation sich zuspitzte. Aber er legte Wert auf ihr Urteil. Es hatte keinen Sinn, sich Gedanken darüber zu machen. Es ließ sich jetzt ohnehin nicht ändern.
Hoover antwortete auf eine Frage von Samantha Krienitz: „Jetzt. Ja, jetzt sofort. Der Zug läuft gleich in Penn ein.“ Dann die Stimme der First Lady. Sie las Belinda Rust die Mail vor. „Es sind vom Hauptausgang an der Siebenten Avenue nur drei Blocks auf der Zweiunddreißigsten, etwa sechshundert Meter bis zur Madison“, ergänzte sie. Alice betrachtete die Karte, während sie ihr Team in Crypto City anrief. Sie berichtete in aller Kürze.
„Was können wir machen?“, fragte Peter Cornwell.
„Beobachten. Denken. Bewerten. Haltet Kontakt zu Jerome Possling und Neil Kaestner in der Arena! Und fragt Kaestner mal beiläufig, was die Funküberwachung ergeben hat!“, antwortete Alice.
„Wir haben eine Antwort auf eine deiner Fragen von neulich. Über Robert Talburn.“
Konnte das jetzt wichtig sein? Alice war im Begriff, Cornwell auf eine spätere Gelegenheit vertrösten. Aber dann sagte sie nur: „Okay. Schieß los!“
„Du wolltest wissen, wo Talburn damals den Sozialdienst abgeleistet hat, zu dem er verurteilt worden war. In Philadelphia. Er hat dort Speisen aus einer Zentralküche in ein paar Hospitäler geliefert.“
34
Alice ließ Google anzeigen, welche erwähnenswerte Einrichtungen es an der Ecke Madison und 32. Straße und in der unmittelbaren Umgebung gab. Nichts, was sie unmittelbar mit PRIMs voraussichtlichen nächsten Schritten in Verbindung bringen konnte. Oder zu viel davon. In Manhattan lagen Museen, Schulen, große Geschäfte und selbst Hospitäler überall eng beieinander. Gleich gegenüber der Penn Station gab es eine Filiale von Macy’s. Dazu kam das weit verzweigte U-Bahnnetz. Die Station 33. Straße in Koreatown lag auf halbem Weg zur
Weitere Kostenlose Bücher