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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wieder zum Schloss zurück.«
    »Wann hast du den Revolver gezeigt?«
    Das Mädchen sah Annika schüchtern an und zögerte.
    »Wahrscheinlich da irgendwann«, sagte sie. »Ich habe ihn aus dem Auto geholt, und jeder durfte ihn mal anfassen. Alle waren wahnsinnig interessiert. Ich wollte ein wenig vom Patriotismus erzählen, aber keiner hat mir zugehört. Dann wollten die Leute vom Personal das Schloss abschließen, und da sind wir in den alten Stall gegangen.«
    »Wer denn alles?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, beide Mädels und die Typen, sechs Leute, vielleicht acht. Alle waren total zu, Michelle Carlsson am meisten, sie kreischte die ganze Zeit, lachte total laut und flennte ein paar Mal. Eins von den Mädels hat sie da oben beschimpft, die mit dem adligen Namen. Sie schrie rum, Michelle sei so verdammt erfolgsgeil und würde sich wichtig machen, hätte kein Gefühl für andere, und dann hat sie gesagt …«
    Vor ihrem inneren Auge sah Annika den Salon im Stall.
    Mariana und Michelle, besoffen und fertig.
    »Ich war vor dir hier«, sagte Hannah, jetzt in der Gestalt von Mariana von Berlitz. »Du kommst immer einfach reingerauscht, ohne was zu können, und dann verlangst du jede Menge Respekt. Das Einzige, was du gut kannst, ist Forderungen stellen, und du kriegst sie auch noch durch, nur weil man dich im Fernsehen sieht. Aber in Wirklichkeit bist du gar nichts, nur eine Fassade, ein Pappkamerad. Wir sind es, die dich mit Bedeutung und Inhalt füllen, aber du benutzt uns einfach nur für deine Zwecke.«
    »Und was hat Michelle geantwortet?«
    »Dass sie keine Ahnung hätte, dass sie nie begreifen würde, wie verdammt schwer und anstrengend alles war, unter welchem Druck sie stand. Das Mädel gab irgendwas zurück, und am Ende schrie Michelle, die andere wäre eine neidische Schwätzerin, die sich doch einfach ins Knie ficken sollte.«
    Hannah Persson grinste ein wenig.
    »Und wie haben die anderen reagiert?«
    »Das andere Mädel, Anne, war derselben Ansicht wie die erste.« Sie nahm Anne Snapphanes Gesichtsausdruck an.
    »Ich habe dich bei der
Frauencouch
eingearbeitet, aber als du Moderatorin geworden bist, gab es mich nicht mehr. Du hast mich ausgesaugt und dann weggeworfen. Das werde ich dir nie verzeihen.«
    »Gab es denn niemanden, der Michelle verteidigt hat?«
    »Die blonde, die von der Soap, wie heißt sie noch?«
    »Bambi Rosenberg.«
    »Genau. Siehst du die Sendung manchmal?«
    Annika schüttelte den Kopf.
    »Früher habe ich sie gesehen, aber ich habe keinen Fernseher«, fuhr Hannah fort. »Ich finde, Bambi ist eine verdammt gute Schauspielerin.«
    Und arisch ist sie auch, dachte Annika, sagte aber nichts.
    »Bambi hat sie vor den anderen verteidigt, aber hinterher hat sie dagesessen und geheult.«
    Hannah Persson setzte sich wieder hin und sank mit abwesendem Blick in sich zusammen. Annika wartete und sah die Schatten in den Augen des Mädchens spielen.
    »Ich glaube, Bambi hatte sich was von Michelle geliehen«, meinte sie, »Geld oder irgendetwas Großes. ›Ich werde das nie zurückzahlen können‹, sagte Bambi. ›Dann musst du halt verkaufen, meinte Michelle. Sie haben darüber gestritten und sich angeschrien, gierige verdammte Hexe und solche Sachen. Am Ende ist Bambi rausgelaufen.«
    Hannah stellte sich gerade hin.
    »Und der Typ«, sagte sie, »der lange mit dem etwas grauen Haar, der hat Michelle auch verteidigt. Aber das war später, als sie schon verschwunden war und alle losgehen und nach ihr suchen wollten.«
    »Wann ist sie verschwunden?«
    »Nachdem dieser Verrückte das Esszimmer in Stücke geschlagen hatte. Alle waren total entsetzt und saßen in kleinen Gruppen da und redeten irgendwelchen Scheiß. Und sie haben gesoffen ohne Ende, fast so viel wie die Patrioten.«
    Sie grinste wieder.
    »Wer hatte denn die Pistole?«, fragte Annika.
    Das Grinsen erstarb, und das Mädchen biss sich nachdenklich auf die Unterlippe.
    »Draußen vor dem Stall habe ich sie gesehen, da hatte sie dieser Manager.«
    Annika merkte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten. Sie zwang sich, ruhig zu sprechen.
    »Und was hat er damit gemacht?«
    »Er stand im Regen am Fenster zum Esszimmer und starrte hinein.«
    »Und die Pistole?«
    Das Neonazimädchen zog überheblich die Augenbrauen hoch. »Es ist ein Revolver, keine Pistole. Er hat ihn in der Hand gehalten, aber dann kam die Adlige und hat ihm das Schießeisen weggenommen. Danach ging sie ins Haus, redete mit jemandem da drin, und der Manager

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