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Prime Time

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Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Textes ein, während die Antworten nur kurz waren.
    Viele der Fragen hatten einen moralischen Beigeschmack, wie zum Beispiel: »Finden Sie, dass es richtig ist, wenn reiche Menschen Verbrechen begehen, um Steuern zu hinterziehen?« Die Antworten waren verständnislos und wütend. Vermutlich hatte Michelle Carlsson überhaupt nicht begriffen, dass sie zitiert werden würde. Nach der Frage »In welchem Gefängnis würden Sie Ihre Strafe am liebsten absitzen?« hatte die Fernsehjournalistin offenkundig genug gehabt. Angeblich hatte sie geschrien: »Was bilden Sie sich ein? Sind Sie verrückt?« Dieser letzte Satz bildete auch die Überschrift des Artikels.
    »Also, entschuldige mal«, sagte Annika, »aber das hier muss ich komplett verpasst haben. Wie ging denn der Prozess aus? Ist sie verurteilt worden?«
    Berit seufzte schwer.
    »Wie du unschwer erkennen kannst, hatte Wennergren eine gute Quelle für alle diese wirtschaftlichen Feinheiten. Er hat sogar die Nummern der Einträge von einigen der beteiligten Firmen herausbekommen, und an dem Punkt ging es dann schief.«
    »Inwiefern?«
    »Keiner weiß es genau, aber irgendwo sind ein paar Nummern durcheinander gebracht worden.«
    Annika schloss die Augen.
    »O nein.«
    »O doch, Michelle Carlssons Firma war an keinen Aufkäufen beteiligt. Wennergren behauptet, entweder die Polizei oder das Patent- und das Registeramt habe die Zahlen vertauscht, und die Redaktionsleitung hat sich entschlossen, ihm zu glauben.«
    »Und der zuständige Kommissar?«, fragte Annika, die großes Vertrauen in polizeiliche Quellen hatte.
    »Weder er noch Wennergren haben irgendwelche Namen genannt, als sie miteinander sprachen. Sie haben nur über eine verdächtigte Firmeninhaberin gesprochen.«
    »Ja, hat er denn die Identität der Inhaberin nicht ermittelt?«
    »Laut Patent- und Registeramt hieß sie Karlsson mit K und hatte Initialen als Vornamen, M und B. Abgesehen davon war sie nur ein Strohmann, eine psychisch kranke Frau, die gutes Geld dafür bekommen hat, als Unterzeichnende bei dem aufgekauften Betrieb aufzutreten.«
    »Meine Güte«, sagte Annika. »Und was hat die Zeitung dann gemacht?«
    »Man hat Michelle Carlsson angeboten, eine persönliche Stellungnahme von ihr abzudrucken.«
    »Hör auf. Das stimmte doch alles gar nicht!«
    »Natürlich nicht«, meinte Berit, »aber überleg doch mal, wie nett das gewesen wäre: Wenn Michelle eine Antwort geschrieben hätte, dann hätten wir noch einen Aushänger gehabt. ›Michelle Carlsson schreibt selbst über ihre Steuerhinterziehung.‹ Wir hätten einen kostenlosen Artikel vom größten Fernsehstar Schwedens bekommen, und die Leute, die die Nachricht am ersten Tag verpasst hatten, hätten sie am zweiten dann gesehen.«
    »Ich war einfach zu lange weg«, stellte Annika fest.
    Berit zuckte mit den Schultern.
    »Michelle hat sich natürlich geweigert, etwas zu schreiben, und stattdessen darauf bestanden, dass die Zeitung ein Dementi bringt und um Entschuldigung bittet. Torstensson hat rundweg abgelehnt. Er beharrte darauf, man solle Michelle anbieten, eine Gegendarstellung zu schreiben. Sie zeigte die Zeitung beim Presserat an, aber seltsamerweise sind wir dort freigesprochen worden.«
    »Das kann ja wohl nicht sein«, meinte Annika. »Überleg einfach mal, wen wir als Ombudsmann für die allgemeine Presse derzeit haben«, erinnerte Berit sie. »Einen ehemaligen Moderator aus Studio 6. Der würde niemals eine Zeitung dafür verurteilen, dass sie über einen Star schreibt.«
    »Aber wie sind wir denn da wieder rausgekommen?«
    »Indem wir eine Gegendarstellung angeboten haben. Als sie die Gelegenheit dazu nicht ergriff, war sie eben selbst schuld. Und die Gegendarstellung, die wir dann formuliert haben, war voller Hohn, das muss man wirklich sagen.«
    »Aber jetzt hat sie uns verklagt?«
    »Ja, und es ist gut möglich, dass Torstensson dafür dran ist.«
    Annika sah sich schnell die anderen Fälle an. Bei beiden bestand ganz offensichtlich das Risiko, dass auf Nachrede oder üble Nachrede befunden wurde.
    »In der Geschichte mit der Mutter haben wir einen Vergleich ausgehandelt«, sagte Berit und sammelte ihre Papiere zusammen. »Wie war es eigentlich auf dem Schloss?«
    Annika stand auf, streckte die Beine, drückte die Knie durch und lehnte sich an den kleinen Schreibtisch.
    »Öde natürlich«, sagte sie, »und zwischendurch auch ganz schön unangenehm. Anne Snapphane hatte das Handy an, und wir haben ein paar Mal telefoniert. Sie ist

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