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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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auch noch bei Papa bleiben, und Mama arbeitet, aber dann fahren wir beide nach Hause nach Lidingö. Willst du das? Nach Hause zum Puppenwagen?«
    Das Mädchen wedelte mit den Armen, um Luft zu bekommen, und Anne warf die Decke mit einem Ruck ab.
    Die Schlafzimmerluft traf ihren Körper wie ein kalter Windstoß, feucht und rau. Sie fröstelte.
    »Schyman hat versucht, mich auf dem Handy anzurufen«, sagte Mehmed. Er stellte die Kaffeetasse auf Annes Seite am Bett ab, Milch, keinen Zucker.
    Das Mädchen sprang auf den Fußboden. Anne rappelte sich hoch und lehnte sich wieder in die Kissen.
    »Was wollte er?«
    Sie nahm die Tasse und wärmte ihre Hände am Porzellan.
    Mehmed setzte sich und streichelte ihre Wade.
    »Er wollte wissen, wie lange wir im Sommer senden.«
    »Wieso das denn?«
    »Keine Ahnung, er hat nur eine Nachricht hinterlassen.
    Schmeckt’s?«
    Sie lächelte über den Rand der Kaffeetasse hinweg.
    »Weißt du, ob die Zeitung irgendwas Besonderes auf der Platte hat?«, fragte er.
    »Selbst wenn, warum sollte Schyman dir davon erzählen?«
    Mehmed Izol, Moderator und Produzent eines politischen Magazins im staatlichen schwedischen Fernsehen, ließ seine Hand langsam ihren Oberschenkel hinaufgleiten.
    Berit Hamrin warf die Zeitung atemlos auf Annikas Schreibtisch, ihr Gesicht war rot gefleckt.
    »Hast du Barbaras Glosse gelesen?«
    Annika stopfte sich die Reste eines Berliners in den Mund und leckte sich die Finger ab, ehe sie die Zeitung nahm.
    »Ja, liebe Leser, es war tatsächlich so schlimm, ich bin direkt im dicken, fetten Sommermord gelandet, wie wir Hyänen von der Presse es nennen …«
    »Mein Gott, was fällt denen ein?«, sagte Annika und schluckte den Rest des Berliners hinunter. »Wer hat denn das reingenommen?«
    »Das frage ich mich auch«, sagte Berit und sank auf Annikas Schreibtisch. Sie hatte immer noch ihre Regenjacke an. »Da ist doch was im Gange. Warum sonst hat Torstensson letzte Nacht hier gesessen?«
    Annika wischte sich mit einer Serviette den Mund ab und dachte an Schymans seltsamen privaten Auftrag.
    »Es war ein Fehler, sie aus Lissabon zurückzuholen«, sagte Berit und überflog noch einmal Barbara Hansons Glosse. »Da hat sie wenigstens keinen Schaden angerichtet.«
    »Aber auch nichts gebracht, außer Kosten«, entgegnete Annika. Berit Hamrin stand auf und zog die Jacke aus.
    »Unter Umständen wird es noch viel teurer, wenn man sie auf die Zeitungsspalten loslässt. Das ist doch Verunglimpfung. Wie findest du den Rest?«
    Annika nahm ihr eigenes Exemplar des
Abendblatt
heraus und blätterte in den Nachrichtenseiten. Berit und sie hatten gemeinsam mit Jansson, dem Nachtchef, den ganzen Inhalt zusammengestellt. Chefredakteur Torstensson hatte abwesend und verwirrt neben ihnen gesessen. Seinetwegen hatten sie ihre Stimmen gesenkt und alle zynischen Bemerkungen hinuntergeschluckt. Das Ergebnis war ungefähr so, wie sie es skizziert hatten: Michelles letzte Stunden, die schwierigen Dreharbeiten, Chauffeur und Passagier des mysteriösen Autos und dann alle Verdächtigen der Reihe nach unter der Überschrift »Die Schlinge zieht sich zu«. Weiter hinten folgten Reaktionen aus der schwedischen Unterhaltungsbranche, etwas über die Zukunft des Fernsehens und mögliche Sendetermine für das »Sommerschloss«. Berit und Annika waren sämtliches Material durchgegangen, hatten gegenseitig ihre Texte redigiert und alle Artikel mit ihrer beider Autorenfotos versehen.
    »Sieht ziemlich gut aus«, meinte Annika.
    »Sieh dir mal die nächste Seite an«, sagte Berit.
    Die Unterhaltungsleute hatten ein Team in Köln gehabt, wo John Essex aufgetreten war, und sie hatten ein Bild von ihm machen können, als er in die Limousine stieg, allerdings ohne eine Äußerung von ihm.
    Annika betrachtete das Bild und die gehetzte Körperhaltung des Mannes, die verschwommenen Mädchengesichter um ihn herum, die krampfhaft ausgestreckten Finger und die lautlosen Schreie.
    Es war ein suggestives Bild voller Schatten und Gegenlicht, dennoch scharf und aussagekräftig.
    Wie hält er das nur aus?, kam ihr sofort in den Sinn. Was konnte es wert sein, so in der Öffentlichkeit zu stehen?
    Welchen Preis sind die Menschen bereit zu zahlen, damit sie Bestätigung erfahren?
    »Wer hat die Bilder gemacht?«, fragte sie.
    »Ein neuer Typ, Fotopraktikant in der Unterhaltung.
    Hendriksson heißt er. Hast du Q erreicht?«
    »Ich rufe ihn gleich an.«
    Berit Hamrin stand auf, nahm ihre Jacke, die Zeitung und die Tasche und

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