Princess 01 - Widerspenstige Herzen
Plaisance vergossen haben. Er ist für die Prinzessin, die Sie sind.«
Sonderbar, wieder hier bei Danior zu sein und in der königlichen Kutsche dem Schicksal entgegenzufahren, gegen das sie so heftig angekämpft hatte. Die Zeit war ihr davongelaufen. Morgen war die Offenbarungszeremonie, und sie musste bald entscheiden, was sie tun würde. Heute noch. Sofort.
Danior machte es ihr nicht leicht. Er saß ihr gegenüber, zwischen ihr und dem Ausstieg der Kutsche, die langen Beine ein lebendes Bollwerk gegen ihre Freiheit. Er hatte ein Bad genommen, trug saubere Kleider und eine hinreißende Weste in königlichem Purpur. Er hatte sich rasiert und sein eigensinniges, beleidigtes, kantiges Kinn frei gelegt, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und den Mund zu einem Strich verzogen. Er schaute geradeaus, nicht nach draußen, nicht zu ihr - einfach nur geradeaus auf die rote Satinpolsterung.
Er war wieder ganz der Kronprinz von Baminia, elegant, königlich und vor allem arrogant.
Evangeline legte ihren Blumenstrauß von einem Arm in den anderen. Die Rosendornen stachen ihr in die Arme, und das widerspenstige Grünzeug kratzte wie die Worte Maria Theresias.
Kann Gott nicht seine Gnade abwenden, wenn dies erforderlich sein sollte ? Kann Gott für seine Kreaturen keine andere Bestimmung im Sinne haben, als wir Menschen glauben?
Evangeline war Serephinianerin und entstammte anscheinend einem Adelshaus. Falls das alles zutraf und sie möglicherweise sogar die Cousine der Prinzessin war, würde sie sich in ihr Schicksal fügen und den Platz an Daniors Seite beanspruchen.
Aber wenn der Redliche Gaylord und seine Kumpane Recht hatten, dann war sie andererseits auch die Tochter eines Fassmachers, einem respektierten und beliebten Mann, aber eben nur ein Fassmacher. Evangeline musste abwägen zwischen Daniors Stolz auf seine königliche Abstammung und dem, was die Ablehnung seines Heiratsantrages nach sich zog.
Das würde ihr nur gelingen, wenn sie mit ihm sprach, doch sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um das eisige Schweigen zu brechen. Sie scharrte mit dem Fuß über den Boden der Kutsche und sagte: »Eure Hoheit?« Dann: »Danior?«
Keine Antwort.
»Habe ich dich verärgert?«
Es sah nicht so aus, als hätte er sie gehört.
Sie holte Luft. »Das habe ich ganz offensichtlich, und es tut mir Leid.«
Er zuckte die Schultern.
So kam sie nicht weiter. Sie schaute hinaus. Die Menschen säumten die Straßenränder und bewunderten die königliche Kutsche auf ihrem Weg zum Palast der zwei Königreiche. Als sie Evangeline durchs Fenster sahen, winkten sie ihr mit überschwänglicher Freude zu. Das war es, was die beiden Völker herbeigesehnt hatten; der Prinz und die Prinzessin waren in der Stadt und erwarteten den morgigen Tag mit der gleichen Vorfreude wie ihr Volk.
Unser Erscheinen wird die Gerüchte vom Verschwinden der Prinzessin verstummen lassen, dachte Evangeline. Besonders wenn durchdringt, dass Danior mich aus dem Kloster geholt hat. Sie werden denken, er hätte mich dort versteckt.
Danior. Sie riskierte einen Blick. Er sah äußerst erzürnt aus, aber sie musste es noch mal versuchen. »Es war für keinen von uns eine einfache Reise, aber wir haben viel übereinander erfahren, und ich glaube ... ich will sagen, du hast dir wohl Sorgen gemacht, als ich weggelaufen bin.«
Sie hatte den wunden Punkt getroffen. Er blickte sie mit funkelnden Augen an.
»Sorgen gemacht?«, brüllte er so laut, dass sie zusammenzuckte.
»Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Die Aufständischen haben das ganze Land nach dir abgesucht. Männer, die du gedemütigt hast, die auf Vergeltung aus waren. Und du meinst, ich hätte mir Sorgen gemacht. Ich war außer mir!«
Zumindest redete er wieder mit ihr, schimpfte wieder mit ihr.
»Es war dumm, wegzulaufen«, gab sie zu. »Beim ersten Mal wusste ich noch nicht, wie rachsüchtig die Aufständischen waren. Das letzte Mal bin ich davongelaufen weil -« Weil ich mit dir geschlafen habe, du aber mit einer Prinzessin.
Was sie nicht zu sagen wagte, hing wie eine beißende Rauchwolke in der Luft. Sie blinzelte schnell die aufsteigenden Tränen fort.
Daniors Zorn erstarb vor ihren Augen. Er wandte sich von ihr ab, und sein Gesicht verdunkelte sich. Er sah wie ein Mann aus, dem man seinen Traum genommen hatte. Doch als er sich ihr wieder zuwandte, stand ihm die alte Entschlossenheit im Gesicht. Er berührte sie, nahm sie bei den Händen, zum ersten Mal, seit er sie aus dem
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