Princess 01 - Widerspenstige Herzen
mehr passieren wird. Ich schwöre dir, Evangeline -«
Sie legte ihm die Hand auf den Mund, bevor er seinen Schwur zu Ende bringen konnte. Sie blickte in die blauen Augen, die sie so liebte, und sagte: »Alles ... alles, was ich will, bist du. Ich will dich so, wie du in Bianca warst, in diesem dunklen Loch, wo du mir nichts mehr verwehrt hast. Ich bin nicht vor dir davongelaufen, weil du mich so aufrichtig geliebt hast; deshalb wollte ich bei dir bleiben.«
Er schob ihre Hand weg, und in seiner Stimme lag Enttäuschung. »Aber warum bist du dann weggelaufen?«
Evangeline schloss sorgsam den Deckel des Schmuckkästchens, um die Perlen nicht mehr sehen zu müssen, und nahm seine Hand. »Würdest du mich auch lieben ... Nein.« Sie versuchte es noch mal. »Würdest du mich auch lieben, wenn ich nicht die Prinzessin wäre?«
»Ich liebe dich, ich begehre dich ... habe ich dir nicht bewiesen, dass ich dich brauche?«
Es war die Wahrheit. Er brauchte sie, er konnte ohne sie nie König werden.
Der Herr hat Sie nach Baminia geführt, damit Sie die Prinzessin unseres Volkes werden. Evangeline verstand den Willen des Herrn ganz zweifellos nicht, aber vielleicht konnte Maria Theresia es.
»Dann werde ich dir die Wahrheit sagen. Ich bin deine Prinzessin, und ich werde dich morgen heiraten.«
31
In beiden Kaminen der königlichen Schlafgemächer brannte ein Feuer, trotzdem fröstelte Evangeline in ihrem Unterkleid, während sie den vier emsigen, jungen Zofen zusah, wie sie heißes Wasser in eine hohe Kupferwanne füllten. Der Palast war zugig, wuchtig und mittelalterlich - so wie sie sich ihn vorgestellt hatte. In den Kandelabern brannten lange Kerzen aus Bienenwachs, deren schimmernde Lichttümpel die düsteren Ecken noch dunkler erscheinen ließen. Die Einrichtung war über Jahrhunderte hinweg zusammengetragen worden; von der neu glänzenden Tafel, die für das Festbankett am morgigen Abend angeschafft worden war und im Speisesaal stand, bis zu dem tausend Jahre alten Doppelbett, in dem schon jenes Königspaar geschlafen hatte, dessen Gezänk das Land schließlich gespalten hatte.
Das große, breite Bett dominierte das Schlafgemach, und Evangeline konnte ihren Blick nicht davon lösen, bis alles, woran sie noch denken konnte, der Kuss war, den Danior ihr in der Kutsche gegeben hatte. Süß und unschuldig, eine Berührung der Lippen ohne jede Leidenschaft, die ihr befremdlich erschienen war.
Aber nur so lange, bis Danior sie weggeschoben und angesehen hatte. Da hatte sie ihn verstanden. Seine Wangen waren gerötet, seine Augen glühten wie das Blau im Zentrum einer Flamme, und sein Körper erhitzte sich in Wellen. »Wenn ich dich jetzt anfasse«, hatte er gesagt, »dann muss ich dich hier in dieser Kutsche, mitten auf der Königsallee in Plaisance, lieben, während draußen unsere Untertanen jubeln und winken.«
»Da hätten sie wirklich etwas, worüber sie jubeln könnten«, hatte sie gespöttelt.
Er schien daran nichts witzig finden zu können und wirkte eher verdrießlich.
Evangeline konnte, so seltsam es war, nichts Schlimmes an seiner Erregung finden. Ihr jagten vielmehr süße Schauer über den Körper. Sie hatte es getan, hatte sich selbst zur Prinzessin erklärt und sich für immer in Daniors Hand gegeben. Sie würde Königin werden. Seine Königin.
Als die Kutsche den Plaisance überquert hatte und sie den Palast der zwei Königreiche zu Gesicht bekam, war es mit ihrer freudigen Erregung vorbei.
Die Realität schlug zu.
Sie hatte über Staatsbankette gelesen, aber nie an einem teilgenommen. Sie hatte gelesen, wie man ausländische Würdenträger empfing, aber nie selbst einen begrüßt. Sie hatte gelesen, wie Prinzessinnen sich angemessen benahmen, aber sie war nie eine gewesen.
Jetzt war sie eine, und sie durfte nicht den kleinsten Fehler machen.
»Eure Hoheit?«
Die kleine Kammerzofe sprudelte so lange Artigkeiten heraus, bis Evangeline endlich merkte, dass das Mädchen mit ihr redete. »Ja?«
»Möchten Sie das Wasser prüfen?«
Evangeline ging an die Seite der Wanne und fragte sich kurz, wie Prinzessinnen die Temperatur ihres Badewassers prüften. Dann siegte der gesunde Menschenverstand, und sie steckte ihren Finger in die Wanne. »Es ist genau richtig.« Sie lächelte Tacita an, eine der fünf Zofen, die ihr der überaus würdevolle Majordomus zugewiesen hatte.
Evangeline hatte fragen wollen, womit sie fünf Zofen beschäftigen sollte, dann fiel ihr ein, dass Ethelinda es wahrscheinlich
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