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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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atemberaubender Höhe in die Tiefe.
    Sie blickte zur Tür. Es gab noch einen ungefährlicheren Fluchtweg. Sie wusste, wie man ein Schloss knackte, und diese scharfe, schmale Harke, die man normalerweise zum Unkrautjäten benutzte, würde problemlos ins Schlüsselloch passen. Aber was würde es ihr nützen? Nichts, falls Maria Theresia die Wahrheit gesagt hatte. Wenn wirklich alle im Kloster sie für die Prinzessin hielten, dann würden ihr die Nonnen den Fluchtweg versperren, sobald sie sie in der Eingangshalle erwischten, und sie festhalten, bis irgendjemand Danior geholt hatte.
    Sie blickte noch einmal zum Fenster hinaus, und die Aussicht verschlug ihr den Atem. Es wäre wirklich das Beste gewesen, wenn Danior jetzt sofort ihre Flucht verhindert hätte.
    Aber dieser Gedanke war völlig inakzeptabel.
    Sie griff sich das Seil und eine verrostete Gartenschere und schnitt ein Stück ab, das lang genug war, um es sich zweimal um die Hüften zu wickeln. Sie verknotete es zu einer primitiven Sitzschlaufe, befestigte den eisernen Ring, zog schnell ihr Kleid aus und zwängte sich probeweise in das komische Ding hinein. Der Sitz würde ihr Gewicht aushalten und sie davor bewahren, beim Abseilen abzustürzen.
     
    »Das könnte ihm so passen.« Sie wand sich wieder aus der Sitzschlaufe heraus, legte sie auf den Tisch, zerrte die große Seilrolle zu einem steinernen Pfeiler, band das Ende mit einem speziellen Knoten fest, über den sie einmal etwas gelesen hatte, und warf das andere Ende zum Fenster hinaus. Sie hoffte verzweifelt, dass das Seil zu kurz sein würde, um den Boden zu erreichen.
    Dann müsste sie nicht hinausklettern und bräuchte trotzdem kein schlechtes Gewissen zu haben, denn sie hätte es zumindest probiert.
    Sie flüsterte ein Gebet, lehnte sich hinaus und blickte nach unten.
    Dieses armselige Seil reichte genau bis zu den größten Felsbrocken, die unten am Fuß der Klippe lagen. Von dort aus würde sie die ebene Erde erreichen und davonlaufen können. Sie schwankte zwischen Angst und Vorfreude.
    Vorfreude? Was für ein dummes Ding sie doch war. Aber Höhenangst hatte sie nie gehabt, nur die Angst, abzustürzen. Aber wenn die Schlaufe so funktionierte wie in der Beschreibung, würde sie nicht fallen. Es würde das Abenteuer ihres Lebens werden.
    Evangeline zog das Seil wieder herein und legte es auf den Tisch, wischte sich die verschwitzten Hände an ihrem Unterhemdchen ab und schlüpfte wieder in ihre Unterröcke und das grüne Seidenkleid. Die Falten ließen sich nicht glätten, es war aussichtslos. Als sie die vielen kleinen Risse entdeckte, die das Gestrüpp in den feinen Stoff gerissen hatte, kamen ihr die Tränen.
    Das Kleid hatte über zweihundert Pfund gekostet. Eine schier unglaubliche Summe. Aber für eine Frau, die unbedingt ein Abenteuer erleben wollte, war es jeden Penny wert gewesen. Die rauschende Seide hatte sie glauben lassen, wirklich eine Prinzessin zu sein. Sie liebte dieses Kleid, weil es für sie alles symbolisierte, wonach sie sich sehnte: Reichtum, Freiheit und unbändige Lebenslust. Nun war das Kleid vollständig ruiniert.
    Sie richtete sich kerzengerade auf. Es würde andere Roben für sie geben. Dass sie keine zweihundert Pfund mehr besaß, ja nicht einmal mehr zwei Pfund oder zwei Pennies, ignorierte sie tapfer. Ihre Flucht erforderte auch aus einem anderen Grund große Courage: verarmte Frauen wie sie wurden in England ins Armenhaus geschickt.
    Sie zurrte die Strumpfbänder fest, die ihre dünnen, seidenen Strümpfe hielten und zog ihre Schuhe an. An einem fehlte schon fast die ganze Sohle, aber sie konnte nicht mehr auf die versprochenen Stiefel warten. Außerdem war sie davon überzeugt, dass Danior vorhatte, ihr die neuen Schuhe selbst anzuziehen.
    Ich will, dass du in allem auf mich angewiesen bist.
    Die Worte jagten ihr Angst ein, weil sie sich wünschte, sie würden wahr werden.
    Es wurde Abend. Nach den Schatten zu schließen, war es schon nach fünf Uhr. Danior würde bald mit dem Abendessen kommen, da war sie sich sicher. »Hier sehen Sie Evangeline Scoffield aus East Little Teignmouth in Cornwall«, gab sie mit entschlossener Stimme bekannt - auch wenn es nur die Wände hören konnten. Sie nahm sich das Brot und den Käse vom Tablett und packte sie in ein sauberes Tuch, das sie im Lumpensack gefunden hatte. Sie leerte den Weinpokal in einem Zug und hoffte, dass der Alkohol ihr rasendes Herz beruhigen würde.
    Die Sitzschlaufe musste um ihre Hüften gelegt und am Ring

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