Princess 01 - Widerspenstige Herzen
erledigen waren, außer Acht ließ - seine Gemahlin. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte, und er hatte sie in die Rituale der körperlichen Lust eingeführt. Sie hätte ihm mittlerweile bedingungslos vertrauen müssen, aber sie tat es nicht.
Und er selbst, warum war er so ... so ... unbefriedigt?
Er setzte sich neben die Feuerstelle. Er hatte seine Gelüste sein ganzes Leben lang im Zaum gehalten, und keine Frau hatte ihn je dazu bringen können, sich ganz der Ekstase hinzugeben. Das war der Stil seines Vaters gewesen, und Danior hatte nie die Absicht gehabt, es ihm gleichzutun. Er hatte sich auch in den innigsten Momenten immer unter Kontrolle gehabt. Die Damen hatten bei ihm Erfüllung gefunden, und auch er hatte bekommen, was er wollte, doch hingegeben hatte er sich nie. Ein Mann, der zu viel erwartete, war gierig. Und solche Gier brachte nur Unglück.
Doch letzte Nacht hatte er sich beinahe gehen lassen.
Aber es war für Evangeline das erste Mal gewesen, und nur ein Tier hätte sich mit Urgewalt und ungezügelter Lust auf sie gestürzt.
Aber er hätte es gerne getan, und sogar jetzt, bei Tageslicht, wollte er ... mehr.
In Chäteau Fortune hatte schon ein Kuss gereicht, um sie aus der Fassung zu bringen, aber sie hatte schnell gelernt und schon letzte Nacht waren die ersten, unsicheren Zeichen ihrer Lust zu wunderbarer Leidenschaft erblüht.
Er zog sein Messer aus dem Halfter in seinem Stiefel und legte es auf den flachen Stein, der ihnen als Servierplatte dienen würde. Er konnte sie hinter sich im Wasser plantschen hören und stellte sich vor, zu ihr zu gehen, sie an der Hand zu nehmen, sie zu ihrem Bett zu führen und ihr sein wahres Ich zu zeigen.
Danior kämpfte mit geschlossenen Augen gegen die Versuchung an. Es würde ganz einfach sein. Nur eine dünne Decke trennte ihn von ihr ... eine Decke und das jahrelange Wissen um seine unbändige Leidenschaft. Sobald er das Tier in sich von der Kette ließ, würde er sich ausgehungert über seine Gefährtin werfen und sie nehmen, bis sie beide in der Feuersbrunst verglühten.
Und seine Gefährtin war Evangeline.
»Bist du fertig?«
Er machte die Augen wieder auf und sah die Frau an, die ihm am Feuer gegenüberstand. Sie zitterte ein wenig unter ihrer Decke und hatte jeden kleinsten Rest ihrer Kleider angezogen. Er hatte nicht bemerkt, wie sehr sich ihre Kleider in ihre Bestandteile aufgelöst hatten: der Saum ihres Kleides hing in Fetzen, Dornen und Äste hatten unzählige Risse in dem Stoff hinterlassen. Ein langer Riss teilte ihren
Rock in der Mitte und ließ ihre Knie sehen, über denen der schäbige Rest eines zerfransten Unterrocks hing. Ihre Haut war vom Baden noch leicht feucht, und der Stoff klebte ihr an Beinen und am Busen.
Für einen Mann wie ihn war sie eine fast überwältigende Versuchung.
Und sie bemerkte es nicht einmal, denn sie hatte nur Augen für das Kaninchen.
»Was?«, fragte er.
»Ob du fertig bist?« Sie hockte sich auf den Boden. »Können wir essen?«
Die Bilder in seinem Kopf setzten ihm heftig zu. Er blickte ruhig auf ihre nackten Knie und fragte sich, ob sie seine Pein ahnte und ihn jetzt absichtlich quälte.
»Ich war noch nie so hungrig. Es muss an der Höhe liegen oder an der frischen Luft oder ... an der frischen Luft.« Sie rutschte vom Feuer weg, setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und bedeckte, so gut es ging, ihre Beine. Sie schaute ihn an und zog sich noch die Decke über. »Hast du das Kaninchen selbst gefangen? Ich weiß, wie eine Kaninchenschlinge funktioniert. Ich hab es einmal gelesen. Du musst ja schon sehr lang auf sein. Danke, dass du mich hast schlafen lassen. Ich war so erschöpft, aber jetzt fühle ich mich viel besser. Mein Fuß ist auf wundersame Weise geheilt. Diese Kräuter wirken sehr gut.«
Sie hatte ihre alten Schuhe an, und er konnte durch den Riss in der Sohle sehen, dass sie die Wunde nach ihrem Bad frisch verbunden hatte. Er hätte ihren Fuß eigentlich untersuchen müssen, aber er konnte sie jetzt nicht anfassen. Noch nicht.
»Aber es sind nicht nur die Kräuter, oder? Mir fällt gerade wieder ein, was Rafaello über deine heilenden Hände gesagt hat. Und ich habe genug gelesen, um von diesem alten Aberglauben zu wissen. Die Hand eines Königs hat Heilkräfte, richtig?«
Er löste seinen Blick von der blanken Haut, die an ihrer Brust durch einen Riss zu sehen war, brummte vor sich hin und wühlte in der Tasche. Er förderte den Zwieback zu Tage und legte ihn auf die
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