Princess 01 - Widerspenstige Herzen
während sie weiterkaute.
Der Teufel sollte sie holen. Warum konnte sie nicht wie jede andere Frau reagieren? Warum musste er ständig neue Wege finden, mit ihr auszukommen?
Evangeline schluckte, nahm eine Heidelbeere zwischen ihre blau verschmierten Finger und konzentrierte sich auf die Beere. »Welchen Teil der Legende von den Zwei Königreichen findest du suspekt?«
»Den Unsinn über Santa Leopolda.«
»Du glaubst nicht an Santa Leopolda?«
Sie zerquetschte die Blaubeere und machte ein entrüstetes Gesicht. Ob wegen der Verschwendung an Lebensmitteln oder wegen seiner Blasphemie, das konnte er nicht beurteilen.
»Oh, ich glaube, sie hat die Kronen und die Zepter in die Kristallschatulle gelegt und die Schatulle mit einem speziellen Schloss versperrt.« Er holte tief Luft und wagte seine Finte. »Aber vorher hat sie die Ringe mit dem königlichen Wappen mitgehen lassen.«
»Du meinst, sie hat sie gestohlen?« Sie schaute ihn vorwurfsvoll an. »Sie hat die Ringe nicht gestohlen. Sie sind unter dem Samt, auf dem die Zepter liegen.«
Danior aß ein Stück von dem Kaninchen. Evangeline ging ihm in die Falle. »Aber das lässt sich nicht beweisen, weil die Ringe von außen nicht zu sehen sind.«
»Leona hat mir erzählt, dass Santa Leopolda die Ringe unter die Zepter gelegt hat, und Leona kannte sich mit den Zwei Königreichen aus.«
Evangelines Augen funkelten, sogar als sie die Kaninchenknochen abnagte, vor Empörung. »Warum denkst du, Santa Leopolda hätte die Ringe gestohlen? Und warum sagst du, sie hätte ein spezielles Schloss benutzt? Der Legende nach hat der Deckel der Schatulle Feuer gefangen, als sie ihn geschlossen hat, und ist auf diese Weise versiegelt worden.«
»Durch Magie«, sagte er spöttisch.
»Es ist unmöglich, die Schatulle zu öffnen, und das weißt du auch.«
»Es ist nicht unmöglich.« Daran glaubte er wirklich.
Sie klopfte mit ihren Knöcheln auf ihren Rindenteller und hätte beinahe ihr Essen zu Boden geworfen - ein deutliches Zeichen ihrer Entrüstung.
»Vor siebenhundert Jahren haben die Leons - deine Familie - die Schatulle gestohlen und hatten sie zweihundert Jahre in ihrer Festung unter Verschluss. Wenn sie die Schatulle hätten öffnen können, dann hätten sie es auch getan und Serephina beansprucht.«
»Das konnten sie nicht, weil das die Prophezeiung widerlegt hätte.«
»Aber die Prophezeiung besagt, dass derjenige, der es schafft, die Schatulle zu öffnen, das Recht hat, die Krone zu tragen und die Zwei Königreiche zu vereinen.«
Die Schlinge zog sich zu, und Danior entspannte sich langsam. »Tut sie das?«
»Das weißt du ganz genau.« Sie war überaus ungeduldig mit ihm. »Und du kannst mir nicht weismachen, niemand in deiner Familie hätte versucht, die Schatulle zu öffnen! Ich habe gehört, dass man sie sogar von einem Turm aus auf die Felsen hat fallen lassen.«
Danior hatte fertig gegessen und warf seinen Rindenteller ins Feuer. »Das habe ich auch gehört.«
»Und sie ist niemals zerbrochen.«
Die Flammen züngelten höher und verwandelten die Rinde und die Kaninchenknochen zu Asche.
Danior schaute in die Flammen und wunderte sich, dass sie nicht zu bemerken schien, dass sie sich verraten hatte. »Die Engländer sind für ihre Selbstgefälligkeit und ihre Egozentrik bekannt. Woher weißt du so genau über einen so entlegenen, unbedeutenden Landstrich Bescheid?«
»Alles, was ich über Baminia und Serephina weiß, hat mir Leona beigebracht.«
»Die Sprache, die Geschichte und sogar die Legenden.«
Sie hörte seine Skepsis und sagte: »Warum willst du mir nicht glauben? Du zweifelst doch auch nicht daran, dass ich gelernt habe, wie man sich von einem Felsen abseilt oder wie man einem Mann einen Tritt verpasst, der richtig wehtut oder-«
»Wie ein Mann und eine Frau sich lieben?«
Evangeline lief puterrot an, aber sie wich seinem Blick nicht aus. »Ja, das habe ich auch aus Leonas Büchern gelernt. Also warum glaubst du mir nicht, dass Leona mir viel über die Zwei Königreiche erzählt hat? Sie muss aus Baminia oder Serephina gewesen sein. Wahrscheinlich hat die Revolution sie ins Exil getrieben, und sie hat einfach gerne über ihre Heimat gesprochen.«
»Möglich ist alles.« Ihre Fantasiegestalt Leona kümmerte Danior nicht. Ihn beunruhigte nur, dass Evangeline sich selbst belog, und er wollte, dass sie sich endlich die Wahrheit eingestand.
Ein einziges Mal nur wollte er von ihr die Wahrheit hören.
»Nun, was den Liebesakt
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