Princess 01 - Widerspenstige Herzen
angeht...«
»Du versuchst nur wieder, mich abzulenken«, schrie sie.
Sie verblüffte ihn ständig aufs Neue mit ihren Gedankengängen. Er hatte sie vielleicht doch nicht so genau durchschaut, wie er gehofft hatte.
»Abzulenken, wieso?«
»Weil du einfach nicht darüber reden willst, dass deine Familie die Kristallschatulle aus dem Turm geworfen hat - in der widerwärtigen Absicht, so die Macht über die Zwei Königreiche an sich zu reißen und die Familie Chartrier auszubooten!«
Evangeline war vor Entrüstung außer sich und Danior hochzufrieden.
Sie schien seinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben, denn sie drohte ihm mit ihrem schlanken, fettverschmierten Zeigefinger: »Und schau mich nicht so an. Ich bin nicht deshalb wütend, weil ich eine Chartrier bin, sondern weil ich Engländerin bin. Wir ergreifen immer für die Verlierer Partei.«
»Aber natürlich«, sagte er milde.
»Du machst mich verrückt.« Sie holte tief Luft. »Die Frau, die dich heiratet, wird ihr Leben lang vor Wut schäumen müssen.«
»Das würde ich nicht zulassen.« Er schaute ihr durch die flirrende Hitze des Feuers in die Augen. »Die Frau, die mich heiratet, wird vollständig glücklich werden, darauf werde ich bestehen.«
Evangeline reckte provozierend das Kinn vor. »Man kriegt nie alles, was man will.«
»Ich schon.« Sie saßen einander schweigend und reglos gegenüber. Keiner von beiden hätte je eingelenkt, und Danior gab schließlich sein Resümee ab: »Du, mein Liebes, bist meine zukünftige Königin.«
»Ich bin niemandes Königin. Santa Leopolda hat vorhergesagt, dass es tausend Jahre dauern würde, bis ein Prinzenpaar geboren würde, das die Prohezeiung wahr werden lassen und das Land einen würde. Aber du sitzt hier mit mir herum, statt nach Prinzessin Ethelinda zu suchen, um endlich dein Land regieren zu können.« Sie zupfte die letzten Blaubeeren aus ihren Essensresten. »Ich bin nicht die Prinzessin, und ich werde die Schatulle nicht öffnen können.«
Wenn es das war, was ihr Sorgen machte und sie ihre Bestimmung verleugnen ließ, dann verstand er sie nur allzu gut. Er versuchte, ihre Befürchtungen zu zerstreuen: »Du wirst die Schatulle nicht öffnen müssen. Ich werde es tun.«
»Und wie?« Sie zeigte mit der Hand nach Westen. »Wir sind auf dem Weg nach Plaisance, und vielleicht kommen wir sogar lebend dort an. Stell dir vor, man bringt uns in den Palast der Zwei Königreiche, damit wir uns dort ausruhen und auf unsere Vermählung warten. Stell dir vor, wir stehen morgens auf, legen unsere traditionellen Hochzeitskleider an und begeben uns zum großen Hauptplatz. Wir gehen die Stufen zur Kathedrale hinauf und stehen vor den Völkern Serephinas und Baminias, die zusammengekommen sind, um das Wunder mitzuerleben. Und dann stell dir vor, dass wir zusammen unsere Hände auf die Schatulle legen - und nichts passiert.«
Danior ging zur Quelle, um sich die Hände zu waschen.
»Stell dir doch nur einen Moment lang vor, dass ich Recht habe und nicht du. Nimm einmal an, ich sei nicht die Prinzessin. Der Zauber wird nicht funktionieren, und die Leute werden uns umbringen.«
Er ging zu ihrem Pinienlager und nahm es auseinander, faltete den Umhang und die Decke zusammen und verteilte die Aste wieder gleichmäßig auf dem Waldboden.
»Und alles nur, weil du so dumm bist!« Sie war vor Wut aufgesprungen, und er reagierte, wie sie es verdient hatte.
Das heißt, er reagierte gar nicht.
»Dumm?« Er legte die Decke in die Tasche. »Ganz im Gegenteil, ich bin ausgesprochen klug.«
»Darauf sollten wir uns nicht verlassen«, sagte Evangeline.
Danior holte die Dose mit der Kräuterpaste und ging auf sie zu. »Es wird Zeit, dass ich deinen Fuß untersuche.«
»Er tut wirklich nicht mehr weh ...« Evangeline verstummte, als sie seinen entschlossenen Gesichtsausdruck bemerkte. »Ich muss es wohl zulassen.«
»Ganz recht.« Er kniete sich vor sie hin, zog ihr den Schuh aus und löste den Verband. Die Wunde hatte sich tatsächlich geschlossen, die Ränder waren sauber verheilt, und nirgendwo war Eiter zu sehen. Evangeline war eine gesunde junge Frau, und die heiße Quelle und der Schwefel hatten die Wunde desinfiziert, und die Königsmaiwurz hatte die Heilung beschleunigt.
Danior wollte seinen eigenen Beitrag zu ihrer Heilung gar nicht in Abrede stellen. Er hatte beim Säubern der Wunde ganze Arbeit geleistet und eine Infektion verhindert, aber das lag nicht an seinen heilenden Händen, wie es die alten Weiber
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