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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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heißen Steine am Feuer. Dann zog er das Kaninchen von seiner behelfsmäßigen Rotisserie und legte es dazu.
    »Du bist sehr bescheiden«, sagte sie. »Die meisten Männer würden mit einer solchen Gabe prahlen. Und der Riss ist wirklich viel besser geworden. Er ist so weit verheilt, dass ich wieder selbst laufen kann.«
    Sie schaukelte hin und her und hielt dabei ihre Knie umfasst, und ihm fiel plötzlich auf, dass die eher reservierte Evangeline wie ein Wasserfall plapperte. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, und die Stille berührte sie unangenehm. Natürlich. Sie war nervös, weil sie nicht wusste, welches Benehmen von einer Frau erwartet wurde, die mit einem Mann intim gewesen war.
    Vielleicht hatte sie auch Angst, er werde wieder über sie herfallen, vielleicht konnte sie seine Gedanken lesen.
    Er riss sich zusammen und sagte: »Das ist ein Ammenmärchen.«
    Sie schaute ihn mit großen Rehaugen an.
    »Die königliche Berührung, die heilenden Hände, das ist ein Ammenmärchen.«
    Er konzentrierte sich mit all seiner Kraft darauf, die
    Fleischstücke und die Blaubeeren auf zwei Baumrinden zu verteilen. »Die meisten Geschichten, die sich um unsere Monarchie drehen, sind das, aber sie gehören zu unserer Tradition und unserem Prunk. Sie verbinden uns mit dem Volk und unser Volk mit uns.«
    Wenn er redete, ließ sein Drang, sie zu nehmen, nach. Es war schön, mit der Frau zu reden, die als Einzige in der Lage war, ihn wirklich zu verstehen, und er konnte endlich wieder das Kommando übernehmen.
    »Du glaubst, dass deine Königswürde auf alten Mythen basiert?«, fragte sie ungläubig.
    Danior achtete vorsichtshalber darauf, Evangeline nicht zu berühren, als er ihr die Baumrinde mit ihrem Essen reichte. »Unsere Königswürde. Wenn ich nicht daran glauben würde, müsste ich an Magie glauben, was ich natürlich nicht tue.«

22
     
    Evangeline balancierte ihr Rindenstück auf den Knien und aß mit heiterer Miene den ersten Bissen. Danior dachte, sie hätte ihn vor lauter Hunger nicht gehört, aber sie blickte auf und starrte ihn entgeistert an. »Das verstehe ich nicht. Was ist dann mit der Offenbarung? Wenn das keine Magie ist, was dann?«
    Sie warf sich eine Handvoll Blaubeeren in den Mund. Danior sah ihr zu, wie sie kaute, damenhaft und halb verhungert, dickköpfig und trotzig und mit allem ausgestattet, was er sich von seiner Prinzessin wünschte. Ihm kam eine Idee, die so verschlagen war, dass sogar sein Vater stolz auf ihn gewesen wäre.
    Er nahm sich zu essen und lehnte sich betont lässig an einen Felsen. »Die ganze Geschichte ist, denke ich, etwas suspekt.«
    »Suspekt?«
    »Vor tausend Jahren haben sich ein König und eine Königin so heftig zerstritten, dass ihr Reich darüber zerbrach und zwei eigenständige Königreiche entstanden.«
    »Was soll daran suspekt sein? Alle Chroniken berichten von diesem Ereignis«, sagte sie und klang auf einmal sehr gelehrt. »Und aus historischer Sicht ist daran nichts ungewöhnlich. Die Kleinbauern waren ihren Herren zur Gefolgschaft verpflichtet und wurden dafür vor Plünderern beschützt. Wenn der König und die Königin dieser Pflicht - wegen ihres Zwists - nicht mehr nachkommen konnten, war ein Bruch nicht mehr zu verhindern, und den Bauern, die das Rückgrat der mittelalterlichen Gesellschaft bildeten, war damit wahrscheinlich am meisten gedient.«
    Danior staunte über ihre Ausführungen zur mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur. Zumindest hatte sie nicht gelogen, als sie ihm von ihren intensiven Studienjahren berichtet hatte.
    Offensichtlich liebte sie nackte Tatsachen.
    Und ihre Mitschülerinnen hatten sie anscheinend wegen ihrer Gelehrsamkeit gehänselt, denn sie warf ihm einen schuldbewussten Blick zu und murmelte: »Verzeih mir.«
    »Warum?«
    »Langweilig.«
    »Nicht für einen künftigen König.«
    Sie flüsterte leise etwas, das er nicht verstehen konnte, aber er ahnte, was es war. »Sagtest du, es sei wichtigtuerisch gewesen?«
    »Wie kannst du wissen, was ich ...« Sie kaute heftig auf einem Zwieback herum.
    »Unsere Herzen sind eins.« Und wenn schon nicht ihre Herzen, dann doch ihre Gedanken. Er verstand langsam, wie ihr Verstand funktionierte, was mehr als nützlich war, wenn man es mit einer so unberechenbaren Frau wie Evangeline zu tun hatte.
    Der Gedanke, dass ihre Herzen eins waren, ließ sie allerdings nicht so ekstatisch reagieren, wie er es erhofft hatte oder wie sein Vater es vorausgesagt hätte. Sie sah bestenfalls bestürzt aus,

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