Princess Band 47
sie sehr bald ihren Job fest im Griff hatte und eine unermüdliche Arbeiterin war.
Sie hatte nicht die Absicht, irgend jemanden wissen zu lassen, daß sie nur so hart arbeitete, um sich selbst etwas zu beweisen, daß sie ihr ganzes Leben umgekrempelt hatte, als sie nach England zurückgekehrt war.
Irgendwann am Nachmittag steckte Jon den Kopf durch die Tür und fragte, ob er sie zum Abendessen einladen dürfe. Sie nahm an, um endlich wieder ein Lächeln auf seinem besorgten Gesicht zu sehen. Den ganzen Tag hatte er sich über den Renton-Auftrag den Kopf zerbrochen. Sein Pech, daß es keinen Preis für Probieren gab. Werbung war ein verdammt hartes Geschäft. Der Ruhm gehörte den Siegern, die Verlierer ernteten nur düstere Blicke.
"Was findest du eigentlich an diesem Jon?" fragte Magda sie abends in der gemeinsamen Wohnung. Magda hockte auf Lisas Bett und sah zu, wie Lisa in das sattgrüne Kleid schlüpfte, das sie für ihre Verabredung mit Jon ausgewählt hatte.
Lisa hob die Schultern. "Ich mag ihn einfach. Sei nett, zieh mir den Reißverschluß hoch."
Magda tat's. "Verstehe ich nicht", sinnierte sie. "Wieso Jon? Er kommt mir vor wie ein verschrecktes Kaninchen."
"Vielleicht mag ich verschreckte Kaninchen", entgegnete Lisa. Jon gefiel ihr, weil er keine Probleme machte. Sie mußte ihn nie abwehren, er war ausgeglichen und sanft und blieb auf Distanz. Mehr als freundschaftliche Zuneigung und Mitleid empfand sie nicht für ihn. Mehr wollte sie auch für keinen Mann empfinden. Von anderen Gefühlen hatte sie genug für den Rest ihres Lebens.
"Bist du frigide?" fragte Magda plötzlich mit der für sie typischen Direktheit.
Lisa lachte, und das Blitzen in ihren grünen Augen steckte Magda an. "Nein, nur vorsichtig."
Magda ließ sich das durch den Kopf gehen. "Wahrscheinlich hast du dich jahrelang gegen Männer wehren müssen! Ich wünschte, ich hätte bloß einmal für zwei, drei Tage deine Probleme."
"Und das reichte, um sie gründlich satt zu haben", erwiderte Lisa sachlich. "Unter hundert Männern ist vielleicht einer, der dich ein bißchen interessiert. Bei den anderen möchtest du nur schreien." Lisa hatte lange gebraucht, um zu begreifen, daß ihre Erscheinung die Männer zu falschen Schlüssen verführte.
Zunächst war sie völlig verblüfft gewesen, als sie gemerkt hatte, wie eine bestimmte Sorte Männer ihr nachstellte. Und anders als die jungen Mädchen, mit denen sie zusammenarbeitete, hatte sie sich zurückgezogen. Sie war nicht aus gewesen auf Nerze und hübsch möblierte Wohnungen, dafür war sie nicht leichtfertig genug. Das, was sie sich wirklich von einem Mann ersehnt hatte, war ihr von keinem der Männer angeboten worden.
"Du bist immer so geheimnisvoll, Lisa", beklagte Magda sich. "Hat es denn nie jemanden gegeben, der der Richtige war?"
Lisas Gesicht verschloß sich. "Jeder hält sich für den Richtigen."
Jon kam pünktlich, um sie abzuholen. Er lächelte Magda an und sagte ein paar liebenswürdige Worte, auf die Magda mit dem nur mühsam unterdrückten Wunsch zu gähnen reagierte. Denn obwohl Jon alles andere als unansehnlich war, fand sie ihn stinklangweilig, wie sie Lisa unverblümt bekannt hatte, und machte kaum den Versuch, es vor ihm zu verbergen.
Als Jon wenig später mit Lisa in seinem Wagen abfuhr, sah er sie verwegen an. "Heute feiern wir!"
"Was feiern wir denn?" Lisa sah ihn fragend an.
"Irgendwas, ist doch egal. Ich habe es satt, Trübsal zu blasen."
Sie lachte und betrachtete ihn mit einer fast mütterlichen Zuneigung, die er, ohne es freilich zu ahnen, bei vielen Frauen hervorrief, auch bei seiner Schwester. Was Jon anging, teilte das weibliche Geschlecht sich in zwei Gruppen: die, die sich um ihn sorgten, und die, die ihn verachteten.
"Großartige Idee!" erklärte Lisa. "Da sage einer, Sie hätten keine. Feiern wir. Ein Grund müßte sich doch finden lassen."
"Ihr erster Arbeitstag", schlug Jon mit einem Seitenblick auf Lisa vor. "Das ist für mich ein Grund." Er redete wie stets mit leiser, fast zögernder Stimmlage, als wolle er sich permanent für seine Existenz entschuldigen. Dabei hätte er das gar nicht nötig gehabt. Er war ein hoch gewachsener, schlanker Mann mit blondem Haar, blauen Augen und gut geschnittenen Gesichtszügen, der, wenn er guter Laune war, ausgesprochen attraktiv wirkte.
Allerdings ohne jede männliche Ausstrahlung, wie Lisa zufrieden, was sie anging - erkannte. "Und wo feiern wir?" fragte sie.
"Ich habe einen Tisch bei
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