Princess Band 47
Verhalten ihrer Eltern gelernt, aber nicht das, was er glaubte. Sie hatte erfahren, daß es ihr unmöglich war, einen Menschen, der schwächer als sie war, zu verletzen. Ihre Mutter hatte ihren Vater beherrscht, aber sie, Lisa, hatte nie versucht, Denny oder Jon zu beherrschen. Im Gegenteil, sie war ihnen in die Falle gegangen, weil sie niemandem weh tun konnte.
Natürlich hätte Steve recht, wenn er behauptete, sie hätte die Männer in ihre Schranken gewiesen. Aber das hatte sie nur getan, weil die meisten Männer die ganze Hand wollten, wenn man ihnen den kleinen Finger reichte. Steve wußte nicht, wie es in der Modewelt zuging. Er ahnte nicht, welchen Problemen eine Frau ausgesetzt war. Zu viele Männer sahen Frauen nur noch als Objekt.
Selbst Steve, dachte Lisa grimmig. Er hatte nicht ein einziges Mal gesagt, daß er sie liebte. Er hatte davon geredet, daß er sie brauchte, daß er sie begehrte, aber er hatte nicht gesagt, daß er sie liebte.
Was wußte Steve überhaupt von ihr? Und was wußte sie von ihm? Sie waren zwei Jahre verheiratet gewesen. Aber in den zwei Jahren waren beide mit ihrer Karriere beschäftigt gewesen, in ihren gemeinsamen Stunden hatten sie sich hauptsächlich ihrem körperlichen Verlangen hingegeben.
Sie hatte in der Zeit erkannt, daß Steve clever, hart und gescheit war, ein Mann, der wußte, was er wollte. Sie wußte, daß er gern bittere Schokolade aß, daß er gern in der Sonne lag, daß er wie ein Fisch schwamm und wie ein Profi surfte. Sie kannte seine Lieblingsfarben und die Art von Büchern, die er gern las, und was man sonst noch an kleinen Dingen wußte, wenn man mit einem Mens chen zusammenlebte - nur reichte das nicht, um das, was sich darunter verbarg, wirklich zu erkennen.
Steve verstand sie nicht, und sie verstand Steve nicht. Wäre es nicht Wahnsinn zu versuchen, ihre Ehe zu reparieren? Als ihre Ehe in Turbulenzen geriet, waren sie wie Wilde aufeinander losgegangen, um sich anschließend zu trennen. Würde das nicht wieder so sein?
Aber damit war sie bei seiner letzten Frage angelangt. Mit zitternden Händen bedeckte sie ihr Gesicht. Konnte sie ohne ihn leben?
Steve hatte recht, das wurde ihr erschreckend klar. Steve mochte so etwas wie ein dunkler Irrgarten sein, in den sie blind hineingestolpert war - aber als sie sich ein Leben ohne ihn ausmalte, hatte sie das Gefühl, noch verlorener zu sein.
Wenn er sie liebte, weckte er in ihr eine qualvolle Leidenschaft, die in den kurzen Augenblicken ihr Leben lebenswert machte. Sich in seiner Umarmung aufgebend, gelangte sie in einen Zustand von Gelöstheit, den ihr sonstiges Leben ihr nicht geben konnte.
Vielleicht ging es Steve ähnlich. Er hatte sie nie darum gebeten, ihm zu sagen, daß sie ihn liebte. Das hatte sie unbewußt hervorgebracht, und seine blauen Augen hatten mit einem strahlenden Lächeln geantwortet. In jenen Augenblicken hatte Steve sie nicht verhöhnt. In seinem Blick war Wärme gewesen, keine Bosheit.
Lisa saß immer noch ratlos und unschlüssig in ihrem Sessel, als Magda in die Wohnung stürmte. Sie bremste kurz vor dem Sessel und starrte Lisa mit großen Augen an.
"Das ist nicht wahr! Evan hat mich auf den Arm genommen. Das kann nicht wahr sein!" stieß sie atemlos hervor.
Lisa nickte stumm.
Magda sackte in den nächsten Sessel und blitzte Lisa an. "Du heuchlerische, doppelzüngige, scheinheilige Lügnerin!" Ihre Stimme klang schrill vor Erregung. Aber plötzlich lachte sie. "Nicht böse sein, Lisa. Aber einen Augenblick lang dachte ich wirklich…"
"Tut mir leid, Magda", fiel Lisa ihr ins Wort, "es stimmt. Ich bin Steves Frau. Bitte versuche zu verstehen, daß ich nicht darüber gesprochen habe. Steve und ich hatten uns getrennt. Und ich hatte ein neues Leben anfangen wollen."
Magda mußte das Gehörte erstmal verdauen. Sie kaute an ihrer Unterlippe, dann seufzte sie. "Irgendwie habe ich gewußt, daß ihr füreinander bestimmt seid", sagte sie versöhnlich. "Als er zum erstenmal ins Büro kam, war die Luft elektrisch geladen."
Lisa lächelte nachsichtig. So war es keineswegs gewesen. Im Gegenteil. Magda war überzeugt gewesen, daß sie Steve gefallen hätte. Und Steve seinerseits hatte es darauf angelegt, diesen Eindruck zu erwecken. Womit wieder einmal mehr bewiesen war, wie skrupellos er Menschen zum eigenen Vorteil benutzte.
Magda sah Lisa fragend an. "Gehst du zu ihm zurück? Evan Wright ist davon überzeugt."
"Ja, wahrscheinlich", antwortete Lisa seufzend. Natürlich ging sie zu
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