Princess Band 47
alles zu erklären.
Der Jeep schwankte, als Raschid einstieg. Er startete den Motor und los ging die wilde Jagd... immer hinter dem Falken her, der sich nur noch wie ein dunkler Punkt gegen den blauen Himmel abhob.
Sie fuhren durch tiefe Täler und steile Abhänge hinab, wobei Raschid alles aus dem Motor herausholte. Felicia wurde gegen
die Tür, das Armaturenbrett und wieder zurück in den Sitz geschleudert. Der feine Sand drang ihr in Ohren und Mund.
Plötzlich rief Selim etwas aus, und Raschid bremste scharf. Der winzige Fleck am Himmel verschwand. Fluchend wendete Raschid den Land Rover und raste über ein flaches Plateau dahin. Felicia flog hart gegen die Tür. Sie hatte das Gefühl, daß nicht ein Knochen in ihrem Leib mehr heil war.
"Alles in Ordnung?" erkundigte sich Raschid kurz.
Sie konnte nur nicken. Trotz der Anstrengung und der vielen blauen Flecken, die sie sicher davontragen würde, mußte Felicia zugeben, daß sie froh war, mitgekommen zu sein.
Der Falke am Himmel blieb unbeweglich über einem Punkt stehen, dann ließ er sich mit unglaublicher Geschwindigkeit zur Erde fallen. Die Hubara hatte keine Chance, diesmal blieb der Falke Sieger.
Beide Land Rover hielten, und die Diener stiegen aus, um auf die Rückkehr des Falken zu warten. Dann begann das Spiel von neuem.
Die Sonne stand schon tief, als Raschid die Jagd für beendet erklärte. Erschöpft und zugleich begeistert von dem einmaligen Erlebnis ließ Felicia sich in ihren Sitz zurücksinken. Sie versuchte, sich ein wenig zu entspannen, während sie in Richtung einer kleinen Oase fuhren, in der sie übernachten wollten.
Raschid hatte eigentlich noch am gleichen Abend heimkehren wollen, doch Nadia hatte ihn so lange gequält, bis er schließlich nachgegeben hatte.
Raschid half Ali, die Kisten mit den Vorräten und den Campingkocher aus dem Wagen zu laden. Selim entzündete ein Lagerfeuer, und im Licht der Flammen sah Felicia, wie Raschid Zahra zulächelte, sein Gesichtsausdruck war weich, fast zärtlich. Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen - wenn er sie doch nur einmal so ansähe!
Als könne er Gedanken lesen, hob er plötzlich den Kopf. Ihre Blicke trafen sich, und Felicia lief ein Schauer über den Rücken. Ob er die Wahrheit bereits wußte?
"Möchte die Sitt etwas Reis?" erkundigte sich Selim höflich. Felicia schüttelte den Kopf. Ihr fehlte der Appetit. Sie konnte an nichts anderes denken als an Faisals Brief.
Hier draußen vergaß man alle Formalitäten, Männer und Frauen aßen zusammen. Felicia fiel auf, daß Achmed Nadia in den Arm nahm und sie von seinem Teller fütterte. Dabei sah er zärtlich in ihre lachenden Augen.
"Die beiden sind sehr glücklich", flüsterte Zahra neben ihr.
"Heute nacht werden sie zusammen unter den Sternen schlafen. Ach, wenn ich doch nur schon mit Saud Zusammensein könnte. Ich weiß, daß ich das nicht sagen sollte. Mutter wäre schockiert. Hast du auch solche Sehnsucht nach deinem Liebsten, Felicia?"
Felicia nickte schweigend und blickte instinktiv zu Raschid.
Er unterhielt sich angeregt mit Selim. "Ja", gab sie zu. "Mehr, als ich sagen kann."
Für Felicia und Zahra stand ein Zelt bereit, für Nadia und Achmed ein weiteres, während Raschid und die Diener unter freiem Himmel schliefen.
Felicia hatte oft von den kalten Wüstennächten gehört, und heute sollte sie eine dieser Nächte erleben. Es gelang ihr einfach nicht einzuschlafen, ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um Raschid. Neben sich hörte sie Zahras gleichmäßige Atemzüge.
Sie rollte sich auf die Seite und versuchte, Raschid aus ihren Gedanken zu verdrängen - jedoch ohne Erfolg. Ruhelos warf sie sich von einer Seite auf die andere.
Nach einer Stunde - es mochten auch zwei sein - kroch Felicia gemartert aus ihrem Schlafsack. Ihr Körper war todmüde, ihr Geist dagegen hellwach. Vielleicht half ein kleiner Spaziergang, sich etwas zu entspannen.
Draußen war es kalt, und sie zog ihre dicke Jacke an. Dankbar atmete sie die kristallklare Luft ein und entfernte sich langsam einige Schritte vom Camp. "Miss Gordon!"
Sie fuhr herum. Raschid stand neben einem Land Rover. Wäre sie doch nur im Zelt geblieben! Das war die Gelegenheit für Raschid, sie zur Rede zu stellen. Wie sollte sie ihm erklären, daß sie sich noch immer als Gast von Faisals Familie verwöhnen ließ, obwohl sie längst wußte, daß Faisal sie nicht mehr wollte? Würde er ihr glauben, wenn sie Zahras Namenstag als Grund angab, oder hatte er sie
Weitere Kostenlose Bücher