Princess Band 47
ist es möglich, daß deine Feindseligkeit gegenüber Raschid... andere Gefühle verbergen soll?"
Ein Blick in Felicias Gesicht mußte Nadia sagen, daß sie die Wahrheit erraten hatte. Niemals jedoch würde Felicia das zugeben. "Wenn du von Liebe sprichst, muß ich dir sagen, daß ich jede Frau, die sich in deinen Onkel verliebt, entweder für eine Närrin oder eine Masochistin halte."
Nadia sah sie entgeistert an. Der Grund dämmerte Felicia erst, als Nadia wie hypnotisiert an ihr vorbei zur Tür blickte.
Felicia fuhr herum und sah gerade noch, wie Raschid sich mit steinerner Miene von der Tür abwandte und weiterging. "Glaubst du, daß er gehört hat, was ich sagte?"
Nadia nickte. "Ich fürchte ja. Es tut mir leid, ich habe ihn auch zu spät gesehen."
Felicia versuchte sich einzureden, daß es auf ein paar unvorsichtige Worte mehr oder weniger auch nicht mehr ankäme. "Macht nichts", versicherte sie Nadia. "Er hat mir von Anfang an zu verstehen gegeben, daß er mich nicht mag. Wahrscheinlich bestätigt das, was er soeben gehört hat, nur seine Meinung über mich."
"Ich will es ihm gern erklären", bot Nadia an.
"Ich glaube nicht, daß es viel Sinn hat. Soll er doch glauben, was er will."
"Es ist meine Schuld", entschuldigte sich Nadia. "Ich hätte nicht davon anfangen sollen. Es tut mir leid."
Am nächsten Morgen wurde Felicia in aller Frühe geweckt. Sie wusch sich schnell und zog ihre Jeans und eine Baumwollbluse an. Ihr Haar band sie im Nacken zusammen.
Im Hof beluden ein paar Diener zwei Land Rover. Nadia hatte Felicia angeboten, mit ihr und Achmed zu fahren, und sie hatte erleichtert zugesagt. Mit Raschid zu fahren, würde zu sehr an ihren Nerven zerren.
Sie nahmen ein leichtes Frühstück zu sich, dann brachen sie auf.
In der Halle stand ein kleiner Tisch mit einer ovalen Messingschale. Als Felicia daran vorbei ging, erstarrte sie für einen Augenblick. In der Schale lagen mehrere Briefe, und der oberste, mit einem Luftpoststempel versehen und an Raschid gerichtet, trug Faisals Handschrift.
Draußen im Hof zogen die Falken Felicias Aufmerksamkeit auf sich. Nadia hatte ihr erzählt, daß Raschid die Vögel selbst abrichtete. Der Falke, den der neben ihr stehende Diener hielt, stieß einen schrillen Schrei aus und schlug mit den Flügeln.
Felicia hob eine Hand, um die rotbraunen Federn des Vogels zu berühren, als eine andere Hand die ihre ergriff und sie festhielt. "Berühren Sie ihn nicht!"
Sie fuhr herum und sah in Raschids ernstes Gesicht. "Diese Vögel sind darauf abgerichtet, alles anzugreifen und zu zerstümmeln, was sich bewegt... und dazu gehören auch Ihre hübschen Finger, Miss Gordon."
Einer der Diener reichte Raschid einen Lederhandschuh, er zog ihn an, bevor er den Falken entgegennahm. Felicia beobachtete, wie er ihm ein Stück rohes Fleisch gab. Der Vogel nahm es zwischen seine Krallen und riß mit dem Schnabel Stücke davon ab. Ein wenig schockiert wandte Felicia sich ab.
Raschid gab dem Diener den Vogel zurück. "So ist das Leben, Miss Gordon", bemerkte er und bewies, daß ihm ihre Reaktion nicht entgangen war. "In der Wüste muß man kämpfen, um zu überleben."
"Und töten?" flüsterte sie.
"Wenn es sich nicht vermeiden läßt, ja. Vielleicht möchten Sie doch lieber hierbleiben?"
Und so die Gelegenheit verpassen, die letzten Stunden in seiner Nähe zu verbringen? Felicia schüttelte den Kopf.
"Also gut, auf Ihr eigenes Risiko. Aber ich warne Sie: Wir werden keine Rücksicht auf Ihre Unerfahrenheit und Unkenntnis nehmen können."
Nadia und Achmed waren in ihrem Land Rover, und Zahra unterhielt sich durch das offene Fenster angeregt mit ihrer Schwester.
"Ich muß mich beeilen." Felicia wollte zu den anderen laufen, doch Raschids Stimme hielt sie zurück.
"Sie fahren mit mir, Miss Gordon. Zahra, steigst du bitte zu Nadia und Achmed in den Wagen? Ali, Zayad, ihr fahrt mit mir, Selim mit Achmed."
Starr vor Schreck schaute Felicia hilfesuchend zu Nadia hinüber.
"Miss Gordon, Sie halten uns auf", drängte Raschid ungeduldig.
Was blieb Felicia anderes übrig? Mit verschlossenem Gesicht ging sie auf den zweiten Land Rover zu und vermied es, Raschid anzusehen.
Ali schlug die Tür hinter ihr zu und setzte sich auf den Rücksitz. Dann reichte er Raschid den Stapel Briefe, den Felicia in der Halle gesehen hatte.
Raschid legte sie auf die Ablage, ohne einen Blick darauf zu werfen. Dann startete er den Wagen, und als sie ins Unbekannte hinausfuhren, stieg die Sonne
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