Princess Band 47
hörte sie ihn sagen.
Felicia blieb wie versteinert stehen, einen Augenblick lang fürchtete sie zusammenzubrechen.
Doch dann riß sie sich zusammen und ging in den Hof. Die schweren Tore standen offen. Die Wüste schien sie zu rufen, sie bot ihr Einsamkeit und Ruhe. Wie eine Schlafwandlerin schritt Felicia hinaus in die Oase. Viele kleine Wunden hatten aus ihrem Herzen eine große, schmerzhafte Masse gemacht, für die es nur eine Heilung gab: Raschids Liebe.
10.
KAPITEL
Felicia liefen Tränen über die Wangen. Mit gesenktem Kopf ging sie weiter, ohne zu sehen wohin. Die Sonne brannte ihr auf den Nacken. Ihre Beine taten weh, ihr Haar klebte an Gesicht und Hals. Sie fühlte sich schwindlig und hatte furchtbaren Durst. Sie stellte sich ein Glas mit frischem Zitronensaft vor, und plötzlich drehte sie sich um und warf .einen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Sie hatte sich verlaufen! Sie hatte den schlimmsten Fehler begangen, den man in der Wüste machen konnte: Sie hatte sich von der schützenden Oase entfernt, ohne Bescheid zu sagen. Zahra und Umm Faisal besuchten an diesem Nachmittag Sauds Mutter, und bis zum Dinner würde sie niemand vermissen. So sehr sie sich auch anstrengte, nirgends am Horizont konnte sie das Anzeichen einer Oase entdecken.
Felicia mußte sich setzen, weil ihre Beine plötzlich zu versagen drohten. Ihr wurde übel. Ihre Augen schmerzten von dem gleißenden Licht. Sie kroch in den spärlichen Schatten eines Sandbügels in der Hoffnung, dort zumindest ein wenig gegen die sengenden Sonnenstrahlen geschützt zu sein.
Sie schlief ein und erwachte wieder, noch durstiger als vorher. Die Welt war eine geschmolzene Messingschüssel, in der es kein Entkommen vor der Sonne gab. Sie schloß die Augen wieder und versuchte, nicht an die plätschernden Brunnen im Hof zu denken. Ob man ihre Abwesenheit schon bemerkt hatte?
Sie versuchte weiterzukriechen, doch sobald sie sich bewegte, wurde ihr übel. Der Boden unter ihr schien zu schwanken: Ob sie hier draußen zugrunde gehen würde? Panik drohte sie zu ergreifen, doch es gelang ihr, sich zusammenzureißen. Schließlich war sie selbst schuld an ihrer Lage, und außerdem - was hatte sie noch vom Leben zu erwarten?
Die Nachmittagssonne warf lange Schatten. Hoch über der leblosen Gestalt kreiste ein Vogel, ein winziger Fleck vor dem gläsern blauen Himmel. Ein- oder zweimal umkreiste er die Frau, dann flog er weiter.
Felicia wurde Stimmen gewahr, doch es gelang ihr nicht, den Inhalt der Worte zu verstehen. Sie spürte, wie jemand sie auf den Rücken rollte und ihre Haut betastete. Sie gab einen Laut des Widerwillens von sich, sie wollte allein gelassen werden in dem schmerzlosen Zustand des Nichts, in dem sie sich befand.
"Sie hat viel Salz verloren", hörte sie jetzt eine Stimme. "Glücklicherweise war sie so vernünftig, ihr Gesicht zu bedecken. Wir bringen sie zum Land Rover..."
Der Land Rover! Felicia wurde steif. Der Land Rover war verbunden mit Schmerz, und davon hatte sie genug gehabt.
Doch wie sollte sie sich wehren? Jemand hob sie hoch und trug sie fort... jemand, über dessen Identität sie sich nicht im klaren war. Aber es war beruhigend, wie sicher er sie in seinen Armen hielt...
"Ich fahre, Raschid", hörte Felicia jemanden sagen.
Raschid! Dieses eine Wort genügte, ihre Zufriedenheit jäh zu zerstören. Ein leiser Laut des Protests kam über ihre Lippen.
"Es ist alles in Ordnung, Felicia", beruhigte Achmed sie. "Du bist in Sicherheit."
In Sicherheit! Das beruhigte sie ein wenig. Sie spürte nicht mehr die sengenden Strahlen der Sonne auf ihrer Haut, doch sie zitterte am ganzen Leib. Raschid bot ihr Sicherheit, und sie nahm sie an wie ein Kind. Ihr Kopf lag an seiner Schulter wie eine geknickte Blume.
Jetzt erinnerte sie sich wieder. Sie war in die Wüste hinausgelaufen, weil Raschid ihr Leid zugefügt hatte. Den Grund jedoch wußte sie nicht mehr. Sie wußte nur, daß sie in seinen Armen die Sicherheit fand, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte.
Felicia ließ sich nur noch von ihrem Gefühl leiten. Ihre Finger tasteten nach der Öffnung in Raschids Dishdasha, und als sie sie gefunden hatte, stieß Felicia einen leisen Seufzer aus. Sie legte ihr Gesicht an seine warme Brust und atmete den männlich-herben Duft ein, den seine Haut ausstrahlte.
Raschid preßte seine Lippen zusammen, als er auf ihren leblosen Körper hinunterblickte. "Dummes Kind! Sie hätte hier draußen sterben können."
"Sie
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